Wenn deutsche Verleiher entscheiden, ob sie einen Film synchronisieren sollen, dann geht's um viel Geld. Jedenfalls dann, wenn sie dem Film ein Potential von mehr als 100 000 Zuschauern zutrauen. Die erreicht man nämlich nur, wenn man sich der ja hoch entwickelten deutschen Synchronsprecherlandschaft bedient. Einen Film nur mit deutschen Untertiteln heraus zu bringen, das bedeutet, dass man die Auswertungserwartungen schon von vorne herein halbiert. Diese wirtschaftlichen Erwägungen sind verständlich. Trotzdem ist es gerade im Falle eines Filmes wie diesem aus Südafrika besonders schade. Die Zuschauer verpassen nicht nur wie bei jedem synchronisierten Film Rhythmus und Klang der Stimmen, so wie sie in der Originalmischung vorgegeben ist. Ihnen entgeht auch "Tsotsi-Taal", die Sprache der Gangs in den südafrikanischen Townships, die Elemente der Burensprache Afrikaans, lokale Sprachen wie Zulu und Xhosa und englische Brocken vermischt. Nur in den Songs der Kwaito-Musik, dem afrikanischen "Gansta-Rap" im Film ist noch etwas zu von dieser explosiven Mischung hören:
Auch Tsotsi, der Spitzname des Helden dieser Geschichte, ist ein Begriff aus dieser Sprache. Er bedeutet Gangster. Mehr ist über den 19jährigen Tsotsi auch nicht zu sagen. Er führt mit cooler Lederjacke eine kleine Jugendgang und er macht das mit der nötigen Kaltblütigkeit. Einmal schlägt er Boston, einen seiner Kumpels halbtot, weil der ihn an seine Jugend als Straßenkid erinnert. Zwischen ihren spontanen Raubzügen hängen die Jungs in einer schäbigen illegalen Schnapsbar herum und füllen die Leere in ihrem Leben mit ein bisschen Gequatsche - nicht in der Sprache der Ghettos wie gesagt sondern in der deutschen Synchronisation klingt das so:
Nach dieser Auseinandersetzung, die sich später dramatisch zuspitzt, stromert Tsotsi ziellos durch die Stadt, schießt eine offenbar wohlhabende Frau nieder und raubt deren Auto. Noch auf dem Rückweg ins Township bemerkt er auf dem Rücksitz ein Bündel mit einem Säugling.
Das wimmernde Baby wird Tsotis Nemesis. Er muss innehalten und seine gesamte Gangsterexistenz hinterfragen. Auch die Polizei gerät - sonst eher abwesend im Ghetto - auf seine Spur. Im blauen Kino-Nachtlicht gelingt Regisseur Gavin Hood ein anrührendes sozialkritisches Melodram von einer empfindsamen Seele im rauen Gangsterkostüm. Da verwundert es nur noch, wie diese kleine Story zu so großen Ehren bis hin zum Auslands-Oscar gekommen ist. Die Auflösung: Sie stammt von dem heute 74jährigen südafrikanischen Theaterautor Athol Fugart.
Der vielfach verfilmte bekannteste Theatermacher Südafrikas, hatte den Roman in einem Township der 60er Jahre angesiedelt. Der Roman durfte erst 1980 erscheinen und atmet noch den kämpferischen Geist der Anti-Apartheid-Bewegung. Gavin Hood jedoch kann sich nicht richtig entscheiden, ob er eine Geschichte aus dem Hier und Jetzt erzählen will, oder lieber nostalgiebeladen die berühmten Vorbilder in der Filmgeschichte zitieren möchte wie zum Beispiel Chaplins "The Kid". Und aus der Falle, in perfekter Filmquadrage doch nur das Elend zu ästhetisieren kommt er ebenso wenig heraus wie die südafrikanische Carmenvariante "U Karmen E Kajelitsha", mit der Mark-Dornford May einen goldenen Bären der Berlinale gewann. Eines kann man aber deutlich sehen: das südafrikanische Kino ist auf der Suche nach seinem Ausdruck. Es hat ihn aber noch nicht gefunden.
Auch Tsotsi, der Spitzname des Helden dieser Geschichte, ist ein Begriff aus dieser Sprache. Er bedeutet Gangster. Mehr ist über den 19jährigen Tsotsi auch nicht zu sagen. Er führt mit cooler Lederjacke eine kleine Jugendgang und er macht das mit der nötigen Kaltblütigkeit. Einmal schlägt er Boston, einen seiner Kumpels halbtot, weil der ihn an seine Jugend als Straßenkid erinnert. Zwischen ihren spontanen Raubzügen hängen die Jungs in einer schäbigen illegalen Schnapsbar herum und füllen die Leere in ihrem Leben mit ein bisschen Gequatsche - nicht in der Sprache der Ghettos wie gesagt sondern in der deutschen Synchronisation klingt das so:
Nach dieser Auseinandersetzung, die sich später dramatisch zuspitzt, stromert Tsotsi ziellos durch die Stadt, schießt eine offenbar wohlhabende Frau nieder und raubt deren Auto. Noch auf dem Rückweg ins Township bemerkt er auf dem Rücksitz ein Bündel mit einem Säugling.
Das wimmernde Baby wird Tsotis Nemesis. Er muss innehalten und seine gesamte Gangsterexistenz hinterfragen. Auch die Polizei gerät - sonst eher abwesend im Ghetto - auf seine Spur. Im blauen Kino-Nachtlicht gelingt Regisseur Gavin Hood ein anrührendes sozialkritisches Melodram von einer empfindsamen Seele im rauen Gangsterkostüm. Da verwundert es nur noch, wie diese kleine Story zu so großen Ehren bis hin zum Auslands-Oscar gekommen ist. Die Auflösung: Sie stammt von dem heute 74jährigen südafrikanischen Theaterautor Athol Fugart.
Der vielfach verfilmte bekannteste Theatermacher Südafrikas, hatte den Roman in einem Township der 60er Jahre angesiedelt. Der Roman durfte erst 1980 erscheinen und atmet noch den kämpferischen Geist der Anti-Apartheid-Bewegung. Gavin Hood jedoch kann sich nicht richtig entscheiden, ob er eine Geschichte aus dem Hier und Jetzt erzählen will, oder lieber nostalgiebeladen die berühmten Vorbilder in der Filmgeschichte zitieren möchte wie zum Beispiel Chaplins "The Kid". Und aus der Falle, in perfekter Filmquadrage doch nur das Elend zu ästhetisieren kommt er ebenso wenig heraus wie die südafrikanische Carmenvariante "U Karmen E Kajelitsha", mit der Mark-Dornford May einen goldenen Bären der Berlinale gewann. Eines kann man aber deutlich sehen: das südafrikanische Kino ist auf der Suche nach seinem Ausdruck. Es hat ihn aber noch nicht gefunden.