"Eine der stärksten Videoinstallationen, die wir in unserer Ausstellung vorstellen, zeigt Wölfe, die im wahrsten Sinne des Wortes die italienische Flagge in ihren Mäulern zerreißen. Man braucht in diesem Fall die Botschaft des Künstlers wirklich nicht zu erklären. Was im Augenblick die "heißen Themen" in Italien, in Griechenland und in anderen Mittelmeerländern sind, das wissen wir alle."
Katerina Koskinou, Kuratorin im Museum für Moderne Kunst und verantwortlich für die diesjährige Ausstellung mit dem Titel: "Tradition - Bruch". Es geht um die wichtigste Ausstellung der 4. Kunstbiennale von Thessaloniki, die alle zwei Jahre mit viel Engagement und Elan gesponsert, gepflegt, gestaltet wird. Und das mit finanziellen Mitteln, die immer knapper werden. Und mit Mitarbeitern, von denen doch lieber und immer mehr ihr ehrenamtlicher Einsatz erwartet wird, damit Kunst überhaupt noch möglich ist. Vor allem aber auch, "damit das Land kulturell nicht vor die Hunde geht", so die allgemeine Ansicht.
Kuratorin Katerina Koskinou hat ganz gezielt Themen über Emigration, Flucht und Fremde in den Kunstobjekten gesucht und gefunden.
"Emigration, Trauer und Fremdenfeindlichkeit werden intensiv in den Werken behandelt. Ich denke dabei z.B. an die zypriotische Künstlerin Giulas Hatzigeorgiou. Sie stellt ein Ritual aus dem Mittelmeer vor: Zu Zeiten von Trauer wird auf Gesicht, Haupt und Körper Asche verschmiert. Auf einmal wird ein junger Mensch bis zur Unkenntlichkeit verstellt. Er symbolisiert das Unpersönliche in der Fremde, seine verlorene Identität. Er besitzt keine charakteristischen Gesichtsmerkmale mehr. Er ist einer von vielen. Die Asche lässt ihn nur grau und alt aussehen. "
Kunst in unmittelbarer Konfrontation mit der Realität draußen. Traditionen, die aufbrechen, umbrechen, weil die Zeit sie herausfordert. Damit sie überhaupt überleben, weiter leben können.
Manchmal stockt beim Besucher der Atem, weil Kunst von Wahrheiten spricht.
So auch ein weiteres aufschreckendes Werk: der Kokon! Es stammt von Kostas Warosu. Ursprünglich war es ein dickes Tau, in einem Leinentuch umwickelt. Heute wirkt es wie ein Kokon, bestehend aus einem Haufen lebloser Körper. Für Katerina Koskinou ist es ein Werk, dass einem die Sprache verschlägt.
"Dieser Kadaver, weil es handelt sich ja beim Anblick um nichts anderes, hatte der Künstler ins Meerwasser gelegt und Monate später wieder herausgezogen! Bei diesem Werk wird deutlich, welche große Kraft in der Kunst steckt. Da ist ein Kadaver, auf dem sich Muscheln niedergelassen haben, ein Kadaver, der eigentlich ein Schandfleck ist und die Menschen mit Scham an den Tod erinnert. Plötzlich wird es zum Kunstobjekt. Man liest in diesem Kadaver die Geschichte unserer Zeit und unserer Region."
Ähnlich ergriffen zeigt sich eine Kunstinteressierte aus dem Ausland. Cleo Cacoulidis ist aus New York in die Heimatstadt ihres Vaters angereist, um die 4. Kunstbiennale von Thessaloniki zu besuchen. Der Mittelmeer-Schwerpunkt der Ausstellung hatte sie neugierig gemacht.
"Existiert eine Mittelmeeridentität? Bis zu einem gewissen Punkt lässt sich das schon vertreten. Wir können uns heute ganz frei rund um das Mittelmeer bewegen. Es kennenlernen. Aber durch die ökonomischen und politischen Krisen, die die Menschen zu Emigration und Flucht veranlassen, wird die gesamte Region zum sozialen Brennpunkt: Menschen sterben überall. Und das Mittelmeer ist kein Fluchtort, kein rettender Anker mehr, sondern ein Friedhof."
Die wichtigste Ausstellung der 4. Kunstbiennale im griechischen Thessaloniki heißt "Tradition-Bruch". Kuratorin Katerina Koskinou hat ganz gezielt Themen über Emigration, Flucht und Fremde in den Kunstobjekten gesucht und gefunden.
Katerina Koskinou, Kuratorin im Museum für Moderne Kunst und verantwortlich für die diesjährige Ausstellung mit dem Titel: "Tradition - Bruch". Es geht um die wichtigste Ausstellung der 4. Kunstbiennale von Thessaloniki, die alle zwei Jahre mit viel Engagement und Elan gesponsert, gepflegt, gestaltet wird. Und das mit finanziellen Mitteln, die immer knapper werden. Und mit Mitarbeitern, von denen doch lieber und immer mehr ihr ehrenamtlicher Einsatz erwartet wird, damit Kunst überhaupt noch möglich ist. Vor allem aber auch, "damit das Land kulturell nicht vor die Hunde geht", so die allgemeine Ansicht.
Kuratorin Katerina Koskinou hat ganz gezielt Themen über Emigration, Flucht und Fremde in den Kunstobjekten gesucht und gefunden.
"Emigration, Trauer und Fremdenfeindlichkeit werden intensiv in den Werken behandelt. Ich denke dabei z.B. an die zypriotische Künstlerin Giulas Hatzigeorgiou. Sie stellt ein Ritual aus dem Mittelmeer vor: Zu Zeiten von Trauer wird auf Gesicht, Haupt und Körper Asche verschmiert. Auf einmal wird ein junger Mensch bis zur Unkenntlichkeit verstellt. Er symbolisiert das Unpersönliche in der Fremde, seine verlorene Identität. Er besitzt keine charakteristischen Gesichtsmerkmale mehr. Er ist einer von vielen. Die Asche lässt ihn nur grau und alt aussehen. "
Kunst in unmittelbarer Konfrontation mit der Realität draußen. Traditionen, die aufbrechen, umbrechen, weil die Zeit sie herausfordert. Damit sie überhaupt überleben, weiter leben können.
Manchmal stockt beim Besucher der Atem, weil Kunst von Wahrheiten spricht.
So auch ein weiteres aufschreckendes Werk: der Kokon! Es stammt von Kostas Warosu. Ursprünglich war es ein dickes Tau, in einem Leinentuch umwickelt. Heute wirkt es wie ein Kokon, bestehend aus einem Haufen lebloser Körper. Für Katerina Koskinou ist es ein Werk, dass einem die Sprache verschlägt.
"Dieser Kadaver, weil es handelt sich ja beim Anblick um nichts anderes, hatte der Künstler ins Meerwasser gelegt und Monate später wieder herausgezogen! Bei diesem Werk wird deutlich, welche große Kraft in der Kunst steckt. Da ist ein Kadaver, auf dem sich Muscheln niedergelassen haben, ein Kadaver, der eigentlich ein Schandfleck ist und die Menschen mit Scham an den Tod erinnert. Plötzlich wird es zum Kunstobjekt. Man liest in diesem Kadaver die Geschichte unserer Zeit und unserer Region."
Ähnlich ergriffen zeigt sich eine Kunstinteressierte aus dem Ausland. Cleo Cacoulidis ist aus New York in die Heimatstadt ihres Vaters angereist, um die 4. Kunstbiennale von Thessaloniki zu besuchen. Der Mittelmeer-Schwerpunkt der Ausstellung hatte sie neugierig gemacht.
"Existiert eine Mittelmeeridentität? Bis zu einem gewissen Punkt lässt sich das schon vertreten. Wir können uns heute ganz frei rund um das Mittelmeer bewegen. Es kennenlernen. Aber durch die ökonomischen und politischen Krisen, die die Menschen zu Emigration und Flucht veranlassen, wird die gesamte Region zum sozialen Brennpunkt: Menschen sterben überall. Und das Mittelmeer ist kein Fluchtort, kein rettender Anker mehr, sondern ein Friedhof."
Die wichtigste Ausstellung der 4. Kunstbiennale im griechischen Thessaloniki heißt "Tradition-Bruch". Kuratorin Katerina Koskinou hat ganz gezielt Themen über Emigration, Flucht und Fremde in den Kunstobjekten gesucht und gefunden.