Das ehemalige Flugfeld im Zentrum von Ugandas Hauptstadt Kampala ist geschmückt: An den Festzelten hängen Fähnchen. Militärblaskapellen marschieren vor einer Bühne auf und ab. Tausende Gäste haben sich schon am frühen Morgen hier versammelt.
Für Ugandas Präsident Yoweri Museveni ist es ein besonderer Tag. Denn heute will er seinen Eid sprechen, um zum vierten Mal sein Amt als Präsident anzutreten. Erst im Februar war der 66-Jährige, der sein Land bereits seit 25 Jahren regiert, mit knapp 70 Prozent der Stimmen wiedergewählt worden. Dass internationale Beobachter die Wahl als unfair bezeichnen, kann seinem Selbstbewusstsein nichts anhaben. Museveni "paka last" – übersetzt: Museveni "für immer" – so lautete der Slogan seiner Kampagne.
Über ein Dutzend Staatsoberhäupter Afrikas sind angereist. Darunter auch Simbabwes Diktator Robert Mugabe sowie Amtskollegen aus den Nachbarländern Kenia, Südsudan, Kongo und Tansania. Museveni ist mittlerweile der älteste Präsident in der Ostafrikanischen Union – und, er ist am längsten an der Macht. Gerne gibt er sich als "elder statesman", als führende Figur im afrikanischen Integrationsprozess. Deswegen darf auch die Hymne der Ostafrikanischen Union heute nicht fehlen.
Der Oberste Richter Ugandas überreicht Museveni die Verfassung. Dieser legt seine rechte Hand auf das Buch und schwört.
"Ich schwöre, die Verfassung zu beschützen und zu verteidigen sowie dem Volk Ugandas zu dienen."
Auch rund 30 Kilometer vom Ort der Inauguration entfernt, auf der Straße, die vom Flugplatz in die Hauptstadt Kampala führt, wird geschossen. Doch es sind keine Salutschüsse. Polizei und Militär schießen mit Tränengas und Kugeln auf Demonstranten, um deren Proteste gewaltsam zu unterdrücken.
Am Morgen der Inauguration des neuen und alten Präsidenten Ugandas ist sein Erzrivale Kizza Besigye aus Kenia zurückgekehrt. Dort war er im Krankenhaus behandelt worden, nachdem ihn Sicherheitskräfte bei einer Protestaktion übel zugerichtet hatten: Seine Hand war verletzt, sein Gesicht mit zu viel Tränengas eingesprüht worden..
Der Oppositionspolitiker hatte bereits am Tag zuvor zurückkehren wollen, doch Ugandas Regierung verweigerte ihm, in Kenia das Flugzeug zu besteigen. Dass er nun ausgerechnet am Tag der Amtseinführung heimkehrt, steht dem Regime wenig gut zu Gesicht. Denn die Tausenden, die sich auf den Weg gemacht haben, wollen ihn in die Hauptstadt zurückbegleiten.
Auch Francis marschiert neben Besigyes Wagen her. Besigye lehnt aus dem Dachfenster und winkt. 26 Prozent erhielt er bei den Wahlen im Februar. Doch er erklärte das Ergebnis für gefälscht. Francis ist knapp 30 Jahre alt, er hat studiert, arbeitet in einem Reiseunternehmen und zählt zur kleinen, aber rasch wachsenden Mittelschicht.
Francis: "Ich war bislang immer für Museveni. Ich fand ihn gut. Er hat stets für den Frieden gekämpft. Doch dann gab es einen Wendepunkt. Er verwandelte sich in einen Diktator. Neulich wurde er vor laufenden Kameras gefragt, wann er von der Macht denn zurücktrete. Er antwortete: Bis er selbst kein Interesse mehr habe. Das hat viele Leute geschockt. Ganz offensichtlich will er jetzt auch seinen Sohn als Amtsnachfolger einführen. Das ist doch unmöglich! Guck, dort: Die Militärpolizisten schlagen die Menschen. Warum reden sie nicht zuerst mit den Protestlern? Sie haben auch mich geschlagen."
Immer mehr Menschen schließen sich dem großen Marsch in Richtung Hauptstadt an. Doch je mehr Polizisten und Soldaten aufmarschieren – desto mehr kippt die Stimmung. Der friedliche Marsch wird aufgehalten, entwickelt sich zu einer Konfrontation mit Musevenis Sicherheitsapparat. Tränengaswerfer bahnen sich den Weg frei, um die Oppositionsanhänger zu vertreiben. Humpelnd versucht Francis, mit dem Konvoi Schritt zu halten. Das Verhalten der Sicherheitskräfte, glaubt er, beschere Besigye doch nur noch mehr Anhänger.
Francis: "Ich denke, dass Besigye sonst niemals so viel Unterstützung bekommen würde. Die Art, wie die Regierung ihn behandelt, hat viele Menschen dazu gebracht, sich der Opposition anzuschließen. Er hat jetzt definitiv viel mehr Anhänger als während der Wahlkampagne. Man sieht das hier an der Straße: So viele Menschen stehen hier. Und mehr wollten kommen, doch sie haben Angst vor den Kugeln. Viele haben ihr letztes Geld für Benzin ausgegeben, um mit Besigye nach Kampala zu fahren. Und in Kampala warten noch mehr Anhänger auf ihn."
In Uganda gibt es nicht erst heute Demonstrationen und Ausschreitungen. Die Proteste begannen vor Wochen, als aufgrund der politischen Lage in Libyen, das Uganda bislang mit Öl versorgte, die Benzinpreise anstiegen. Damit wurden auch Lebensmittel teurer. Ein Oppositions-Bündnis startete Protestmärsche. Unter dem Motto "walk to work" - "Lauf zur Arbeit" – ließen sie ihre Autos in den Mittelklasse-Wohngegenden stehen, um zu Fuß zur Arbeit zu gehen. Hunderte Menschen schlossen sich Besiyge beim morgendlichen Marsch an. Die Polizei beschuldigte ihn daraufhin, illegale Demonstrationen abzuhalten und nahm ihn auf brutale Weise fest. Die Verletzungen waren dann im Nachbarland Kenia behandelt worden.
Auch bei den Revolutionen in den Ländern Nordafrikas spielten steigende Preise eine wichtige Rolle. Aus dem Aufbegehren Tausender wurde ein Aufmarsch von Millionen, die sich gegen korrupte Diktatoren und ihre Entourage zur Wehr setzten. Die Revolutionen in Nordafrika, meint Francis, hätten die Ugander inspiriert …
Francis: "Ja, irgendwie schon. Wir haben ja gesehen, was dort geschieht und wir sind doch alle Afrikaner."
Weiter kann er nicht erzählen. Kurz bevor der Konvoi Kampala erreicht, sprüht die Polizei so viel Tränengas, dass alle flüchten müssen. Auch Francis rennt davon. Im entstandenen Chaos wird Besigyes Auto von der Polizei umgeleitet und verschwindet.
Für Ugandas Präsident Yoweri Museveni ist es ein besonderer Tag. Denn heute will er seinen Eid sprechen, um zum vierten Mal sein Amt als Präsident anzutreten. Erst im Februar war der 66-Jährige, der sein Land bereits seit 25 Jahren regiert, mit knapp 70 Prozent der Stimmen wiedergewählt worden. Dass internationale Beobachter die Wahl als unfair bezeichnen, kann seinem Selbstbewusstsein nichts anhaben. Museveni "paka last" – übersetzt: Museveni "für immer" – so lautete der Slogan seiner Kampagne.
Über ein Dutzend Staatsoberhäupter Afrikas sind angereist. Darunter auch Simbabwes Diktator Robert Mugabe sowie Amtskollegen aus den Nachbarländern Kenia, Südsudan, Kongo und Tansania. Museveni ist mittlerweile der älteste Präsident in der Ostafrikanischen Union – und, er ist am längsten an der Macht. Gerne gibt er sich als "elder statesman", als führende Figur im afrikanischen Integrationsprozess. Deswegen darf auch die Hymne der Ostafrikanischen Union heute nicht fehlen.
Der Oberste Richter Ugandas überreicht Museveni die Verfassung. Dieser legt seine rechte Hand auf das Buch und schwört.
"Ich schwöre, die Verfassung zu beschützen und zu verteidigen sowie dem Volk Ugandas zu dienen."
Auch rund 30 Kilometer vom Ort der Inauguration entfernt, auf der Straße, die vom Flugplatz in die Hauptstadt Kampala führt, wird geschossen. Doch es sind keine Salutschüsse. Polizei und Militär schießen mit Tränengas und Kugeln auf Demonstranten, um deren Proteste gewaltsam zu unterdrücken.
Am Morgen der Inauguration des neuen und alten Präsidenten Ugandas ist sein Erzrivale Kizza Besigye aus Kenia zurückgekehrt. Dort war er im Krankenhaus behandelt worden, nachdem ihn Sicherheitskräfte bei einer Protestaktion übel zugerichtet hatten: Seine Hand war verletzt, sein Gesicht mit zu viel Tränengas eingesprüht worden..
Der Oppositionspolitiker hatte bereits am Tag zuvor zurückkehren wollen, doch Ugandas Regierung verweigerte ihm, in Kenia das Flugzeug zu besteigen. Dass er nun ausgerechnet am Tag der Amtseinführung heimkehrt, steht dem Regime wenig gut zu Gesicht. Denn die Tausenden, die sich auf den Weg gemacht haben, wollen ihn in die Hauptstadt zurückbegleiten.
Auch Francis marschiert neben Besigyes Wagen her. Besigye lehnt aus dem Dachfenster und winkt. 26 Prozent erhielt er bei den Wahlen im Februar. Doch er erklärte das Ergebnis für gefälscht. Francis ist knapp 30 Jahre alt, er hat studiert, arbeitet in einem Reiseunternehmen und zählt zur kleinen, aber rasch wachsenden Mittelschicht.
Francis: "Ich war bislang immer für Museveni. Ich fand ihn gut. Er hat stets für den Frieden gekämpft. Doch dann gab es einen Wendepunkt. Er verwandelte sich in einen Diktator. Neulich wurde er vor laufenden Kameras gefragt, wann er von der Macht denn zurücktrete. Er antwortete: Bis er selbst kein Interesse mehr habe. Das hat viele Leute geschockt. Ganz offensichtlich will er jetzt auch seinen Sohn als Amtsnachfolger einführen. Das ist doch unmöglich! Guck, dort: Die Militärpolizisten schlagen die Menschen. Warum reden sie nicht zuerst mit den Protestlern? Sie haben auch mich geschlagen."
Immer mehr Menschen schließen sich dem großen Marsch in Richtung Hauptstadt an. Doch je mehr Polizisten und Soldaten aufmarschieren – desto mehr kippt die Stimmung. Der friedliche Marsch wird aufgehalten, entwickelt sich zu einer Konfrontation mit Musevenis Sicherheitsapparat. Tränengaswerfer bahnen sich den Weg frei, um die Oppositionsanhänger zu vertreiben. Humpelnd versucht Francis, mit dem Konvoi Schritt zu halten. Das Verhalten der Sicherheitskräfte, glaubt er, beschere Besigye doch nur noch mehr Anhänger.
Francis: "Ich denke, dass Besigye sonst niemals so viel Unterstützung bekommen würde. Die Art, wie die Regierung ihn behandelt, hat viele Menschen dazu gebracht, sich der Opposition anzuschließen. Er hat jetzt definitiv viel mehr Anhänger als während der Wahlkampagne. Man sieht das hier an der Straße: So viele Menschen stehen hier. Und mehr wollten kommen, doch sie haben Angst vor den Kugeln. Viele haben ihr letztes Geld für Benzin ausgegeben, um mit Besigye nach Kampala zu fahren. Und in Kampala warten noch mehr Anhänger auf ihn."
In Uganda gibt es nicht erst heute Demonstrationen und Ausschreitungen. Die Proteste begannen vor Wochen, als aufgrund der politischen Lage in Libyen, das Uganda bislang mit Öl versorgte, die Benzinpreise anstiegen. Damit wurden auch Lebensmittel teurer. Ein Oppositions-Bündnis startete Protestmärsche. Unter dem Motto "walk to work" - "Lauf zur Arbeit" – ließen sie ihre Autos in den Mittelklasse-Wohngegenden stehen, um zu Fuß zur Arbeit zu gehen. Hunderte Menschen schlossen sich Besiyge beim morgendlichen Marsch an. Die Polizei beschuldigte ihn daraufhin, illegale Demonstrationen abzuhalten und nahm ihn auf brutale Weise fest. Die Verletzungen waren dann im Nachbarland Kenia behandelt worden.
Auch bei den Revolutionen in den Ländern Nordafrikas spielten steigende Preise eine wichtige Rolle. Aus dem Aufbegehren Tausender wurde ein Aufmarsch von Millionen, die sich gegen korrupte Diktatoren und ihre Entourage zur Wehr setzten. Die Revolutionen in Nordafrika, meint Francis, hätten die Ugander inspiriert …
Francis: "Ja, irgendwie schon. Wir haben ja gesehen, was dort geschieht und wir sind doch alle Afrikaner."
Weiter kann er nicht erzählen. Kurz bevor der Konvoi Kampala erreicht, sprüht die Polizei so viel Tränengas, dass alle flüchten müssen. Auch Francis rennt davon. Im entstandenen Chaos wird Besigyes Auto von der Polizei umgeleitet und verschwindet.