Alles wird hier theatralisiert. Sogar die Aufforderung, die Handys abzuschalten und keine Videoaufnahmen zu machen, läuft als akustische Endlosschleife wie eine zum Stück gehörende Szene vom Recorder.
"Derevo" ist eine Truppe, die von der Pantomime, vom Tanz, vom absurden Theater kommt, im Straßentheater sich zuhause fühlt. Dort muss der Darsteller um Aufmerksamkeit buhlen. Der gestische Ausdruck ist übersteigert. Wie am Fließband wechseln die szenischen Einfälle. Entwickelt sind die Stücke aus Improvisationen.
"Derevo" heißt Baum. Seit zwölf Jahren hat die kleine Truppe in Dresden Wurzeln geschlagen, gastiert mit ihren Stücken im europäischen Ausland und bis nach Übersee. "DiaGnose - Evangelium nach Anton" heißt das neue Stück. Nach der Uraufführung bei einer Russland-Tournee zeigen sie es nun in Hellerau.
"DiaGnose" ist eine Art Innen- und Rückschau, eingeleitet mit einer Geburt. Zwischen zwei die Bühne füllenden Riesen-Schenkeln schlüpft ein Baby. Ganz zu Anfang freilich sieht man einen Mann im weißen Anzug und mit roten Wundmalen am Rücken. Er windet, krümmt sich am Boden: Anton Adassinsky, der künstlerische Leiter und Hauptdarsteller der Truppe.
"DiaGnose" wird gespielt von zwei fast spiegelgleichen Männern und zwei Kindfrauen, alle glatzköpfig. Anton und ein weibliches Double sieht man etwa in Chirurgenkitteln mit schwarz-rot-goldenen Hockeyschlägern über die steilen Stufen des Zuschauerraums herabsteigen. An einer Theke lassen sie sich nieder. Anton ringt mit seinem Alter Ego. Die beiden Mädels in Rotkreuz-Schwestern-Tracht hopsen in den Beinen einer Mega-Hose durch die Szene.
Eine kindliche Sonne rollt heran, ein russischer Bär tapst über die Bühne. Eine Wespe piekt einen wie einen chinesischen Jongleur tänzelnden Mann. Ein roter Fisch auf Rädern wird durch die Szene gefahren und der wieder in Chirurgendress aufkreuzende Hauptdarsteller tanzt mit einer der Rotkreuz-Schwestern Charleston. Dann im gestrengen schwarzen Anzug findet er endlich sein Gegenüber und will mit ihm einen gemeinsamen Weg erkunden.
Immer wieder freilich türmen sich Hindernisse auf. Einige Bild-Assoziationen kehren wieder. Die Wespe, die Kneipe, der Arzt, der mit dem Beil sein Alter Ego ermorden will. Schüsse fallen. Zerstörerisches Chaos breitet sich aus. Dann Trockeneis-Bodennebel. Eine Frau im engen schwarzen Mantel taucht auf, schaut sich um, versucht mit Schaufel und Kehrwisch den Dreck weg zu räumen.
Am Ende sieht man Anton erst sein Konterfei als grünlichen Halbmond hereinschieben. Dann wieder wie zu Beginn geht er im weißen Anzug mit verkleinerten Abbildern von Mond und Sonne die Fluchtlinie der Bühne entlang. Der grünliche Mond trägt dabei seine Züge, die gelbliche Sonne die der Kindfrau. Ein Bild von Einsamkeit, Sehnsucht, verkehrter Welt.
Richtig ausbalanciert scheint das neue Stück noch nicht. Man entdeckt Längen, doppelte Schlüsse, allzu viel Slapstick. Der technische Aufwand ist immens für ein Theater der freien Szene. Vielleicht aber resultiert der Eindruck des Unfertigen auch daraus, dass Adassinsky, wie er zu Protokoll gibt, hier ein Thema zum ersten Mal im eigenen Ich und nicht wie sonst außerhalb gesucht hat.
Gleichwohl hat die Truppe in Dresden mittlerweile ein treues Stammpublikum. Es feierte Adassinsky und seine drei Mitstreiter Elena Yarovaya, Tanya Luzay und Maxim Didenko begeistert. Und technisch ist diese Truppe, wenn auch mit unterschiedlich starker Ausstrahlung, in ihrer Art perfekt.
"Derevo" ist eine Truppe, die von der Pantomime, vom Tanz, vom absurden Theater kommt, im Straßentheater sich zuhause fühlt. Dort muss der Darsteller um Aufmerksamkeit buhlen. Der gestische Ausdruck ist übersteigert. Wie am Fließband wechseln die szenischen Einfälle. Entwickelt sind die Stücke aus Improvisationen.
"Derevo" heißt Baum. Seit zwölf Jahren hat die kleine Truppe in Dresden Wurzeln geschlagen, gastiert mit ihren Stücken im europäischen Ausland und bis nach Übersee. "DiaGnose - Evangelium nach Anton" heißt das neue Stück. Nach der Uraufführung bei einer Russland-Tournee zeigen sie es nun in Hellerau.
"DiaGnose" ist eine Art Innen- und Rückschau, eingeleitet mit einer Geburt. Zwischen zwei die Bühne füllenden Riesen-Schenkeln schlüpft ein Baby. Ganz zu Anfang freilich sieht man einen Mann im weißen Anzug und mit roten Wundmalen am Rücken. Er windet, krümmt sich am Boden: Anton Adassinsky, der künstlerische Leiter und Hauptdarsteller der Truppe.
"DiaGnose" wird gespielt von zwei fast spiegelgleichen Männern und zwei Kindfrauen, alle glatzköpfig. Anton und ein weibliches Double sieht man etwa in Chirurgenkitteln mit schwarz-rot-goldenen Hockeyschlägern über die steilen Stufen des Zuschauerraums herabsteigen. An einer Theke lassen sie sich nieder. Anton ringt mit seinem Alter Ego. Die beiden Mädels in Rotkreuz-Schwestern-Tracht hopsen in den Beinen einer Mega-Hose durch die Szene.
Eine kindliche Sonne rollt heran, ein russischer Bär tapst über die Bühne. Eine Wespe piekt einen wie einen chinesischen Jongleur tänzelnden Mann. Ein roter Fisch auf Rädern wird durch die Szene gefahren und der wieder in Chirurgendress aufkreuzende Hauptdarsteller tanzt mit einer der Rotkreuz-Schwestern Charleston. Dann im gestrengen schwarzen Anzug findet er endlich sein Gegenüber und will mit ihm einen gemeinsamen Weg erkunden.
Immer wieder freilich türmen sich Hindernisse auf. Einige Bild-Assoziationen kehren wieder. Die Wespe, die Kneipe, der Arzt, der mit dem Beil sein Alter Ego ermorden will. Schüsse fallen. Zerstörerisches Chaos breitet sich aus. Dann Trockeneis-Bodennebel. Eine Frau im engen schwarzen Mantel taucht auf, schaut sich um, versucht mit Schaufel und Kehrwisch den Dreck weg zu räumen.
Am Ende sieht man Anton erst sein Konterfei als grünlichen Halbmond hereinschieben. Dann wieder wie zu Beginn geht er im weißen Anzug mit verkleinerten Abbildern von Mond und Sonne die Fluchtlinie der Bühne entlang. Der grünliche Mond trägt dabei seine Züge, die gelbliche Sonne die der Kindfrau. Ein Bild von Einsamkeit, Sehnsucht, verkehrter Welt.
Richtig ausbalanciert scheint das neue Stück noch nicht. Man entdeckt Längen, doppelte Schlüsse, allzu viel Slapstick. Der technische Aufwand ist immens für ein Theater der freien Szene. Vielleicht aber resultiert der Eindruck des Unfertigen auch daraus, dass Adassinsky, wie er zu Protokoll gibt, hier ein Thema zum ersten Mal im eigenen Ich und nicht wie sonst außerhalb gesucht hat.
Gleichwohl hat die Truppe in Dresden mittlerweile ein treues Stammpublikum. Es feierte Adassinsky und seine drei Mitstreiter Elena Yarovaya, Tanya Luzay und Maxim Didenko begeistert. Und technisch ist diese Truppe, wenn auch mit unterschiedlich starker Ausstrahlung, in ihrer Art perfekt.