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Trainer im Spitzensport
Kettenverträge und schlechte Bezahlung

Der Sportausschuss des Deutschen Bundestages beschäftigt sich regelmäßig auch mit der Situation der Trainer im deutschen Sport. Im Zuge der Spitzensportreform soll sich die Situation für Trainer bessern. Doch zuletzt gab es immer wieder Diskussionen, vor allem Klagen und Kritik von Seiten der Trainer über zum Teil prekäre Arbeitsverhältnisse, Kettenverträge, schlechte Bezahlung.

von Robert Kempe | 25.01.2017
    Die deutsche Bundestrainerin Ulla Koch, aufgenommen am 30.03.2013 in der Richard-Hartmann-Halle in Chemnitz (Sachsen) im Rahmen eines Turn-Länderkampfs.
    Die deutsche Bundestrainerin Ulla Koch bei einem Turn-Länderkampf in Chemnitz 2013. (dpa/picture alliance/Eisenhuth)
    Die Arbeitssituation der Trainer, ein Dauerthema auch im Sportausschuss des Bundestags. Dafni Bouzikou, Vorsitzende des Berufsverbandes der Trainer, forderte erneut ein Ende der prekären Arbeitsverhältnisse. Die Situation sei katastrophal. Befristete Verträge, so Bouzikou, dürften nicht der Normalfall sein: "Wir leben in Deutschland, wo es ein Arbeitsschutzgesetz gibt. Nach zwei Verlängerungen wird ein befristeter Vertrag zu einem festen. Dann sollen sie das auch durchziehen und in die Zuwendungsbescheide mit reinnehmen."
    Doch beim Bundesinnenministerium sieht man die Situation anders. Die Stellen für die Bundestrainer seien durchfinanziert. Für Kettenverträge also kein Grund. Es sei demnach Sache des Sports. Finanziert durch Steuergeld werden derzeit 290 hauptamtliche Bundestrainer. Deren Verdienst ist laut einer unveröffentlichten Studie im Schnitt 2960,- Euro, so das BMI. Bouzikou zweifelt die Zahl an.
    Verschlechterung durch Spitzensportreform
    Die Verbesserung der Trainersituation hielten Union und SPD gar im Koalitionsvertrag fest. Doch mit der nun angekündigten Reform des deutschen Spitzensports und der Ausrichtung nach mehr Medaillen ist die Unsicherheit noch größer, sagt Ulla Koch, Cheftrainerin des Deutschen Turner-Bundes: "Die Situation generell jetzt mit der Leistungssportstruktur hat sich erstmal nicht verbessert, eher im Gegenteil. Die Angestellten in Berlin an den Olympiastützpunkten haben einen Halbjahresvertrag und die in Sachsen haben einen Ein-Jahresvertrag bekommen. Weil die Situation ungewiss ist, wie geht es mit den Olympiastützpunkten weiter. Es gibt andere Trainer, die fürchten um ihre Stelle, wenn eventuell Bundesstützpunkte gestrichen werden."
    Unterdessen fordern die Grünen in einem Antrag eine umfassende Überarbeitung der Spitzensportreform. So soll die Breitensportwirkung mehr berücksichtigt und Athleten und Trainer stärker in den Mittelpunkt gerückt werden. Außerdem fordern sie ein Transparenzregister der öffentlichen Förderung.