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Trainer von Bayer Leverkusen
Schmidt und Völler müssen mit Strafen rechnen

Der DFB-Kontrollausschuss hat Ermittlungsverfahren gegen Bayer Leverkusens Trainer Roger Schmidt und Sportdirektor Rudi Völler eingeleitet. Schmidt hatte sich einem Verweis aus dem Innenraum widersetzt und provozierte damit eine Unterbrechung des Bundesligaspiels gegen Borussia Dortmund. Völler unterstellte dem Schiedsrichter später eine vorsätzliche Fehlentscheidung.

22.02.2016
    Leverkusens Trainer Roger Schmidt (l.) redet auf den Vierten Offiziellen Christoph Bornhorst ein.
    Leverkusens Trainer Roger Schmidt (l.) redet auf den Vierten Offiziellen Christoph Bornhorst ein. (imago Sportfoto)
    Nach Sichtung des Sonderberichtes von Schiedsrichter Felix Zwayer leitete der Deutsche Fußball-Bund am Montag Ermittlungen ein und bat sowohl Schmidt als auch Völler um eine Stellungnahme.
    Völler: Der Schiedsrichter hat sich revanchiert
    Schmidt war nach dem Treffer von Borussia Dortmund von Schiedsrichter Zwayer aus dem Innenraum verwiesen worden. Zwayer ließ Leverkusens Kapitän Stefan Kießling die Nachricht überbringen, Schmidt forderte aber mit Gesten und Worten eine Erklärung für die Entscheidung ein. Dem kam Zwayer nicht nach - was er auch nicht muss. Als Schmidt sich weigerte, den Innenraum zu verlassen, unterbrach Zwayer die Partie. Erst nach zehn Minuten wurde das Spiel fortgesetzt, Schmidt war auf die Tribüne gegangen.
    Schmidt hatte sich zuvor nach dem Gegentor über einen Dortmunder Freistoß in der eigenen Hälfte des BVB ereifert, da dieser rund sechs Meter vom Ort des Vergehens ausgeführt wurde - doch das liegt im Ermessen des Schiedsrichters.
    Völler griff den Unparteiischen später in einem vielbeachteten Interview beim TV-Sender Sky an. "Er hat sich ja revanchiert. Deshalb hat er ja auch den Elfmeter nicht gepfiffen", sagte Völler mit Bezug auf eine Fehlentscheidung Zwayers. Der hatte nach der Unterbrechung ein Handspiel des Dortmunders Sokratis nicht gesehen und Leverkusen so um einen Handelfmeter gebracht.
    Anklage wahrscheinlich
    Eine Anklage ist wahrscheinlich, Prognosen über ein mögliches Strafmaß für Schmidt sind mangels Präzedenzfall spekulativ. Für Nichtbefolgung der Anordnungen des Schiedsrichters sieht die Rechts- und Verfahrensordnung Sperren von einer Woche bis zu drei Monaten vor. Allerdings gilt dieser Paragraf nur für "Strafen gegen Spieler". Mit einer Entscheidung ist laut Chefankläger Anton Nachreiner bereits am "Dienstagnachmittag oder am Mittwoch" zu rechnen. Bei Völler dürfte eine Geldstrafe wahrscheinlich sein, zuletzt hatte Kölns Sportdirektor Jörg Schmadtke 6.000 Euro Geldstrafe zahlen müssen, nachdem er ein Schiedsrichtergespann als "Eierköppe" bezeichnet hatte.
    Der nur bedingt reumütige Auftritt Schmidts nach dem Spiel dürfte kaum dazu beigetragen haben, die DFB-Juristen zu besänftigen. Zwar räumte er ein, seiner "Vorbildfunktion als Trainer nicht gerecht geworden" zu sein und sich "zu stur" verhalten zu haben, erneuerte aber seine Kritik an Schiedsrichter Zwayer. Der Trainer stellte wie Völler einen Zusammenhang zwischen der Spielunterbrechung und der Fehlentscheidung Zwayers bei dem Handspiel her. "Dass der Schiedsrichter bei freier Sicht diesen Elfmeter nicht pfeift, vielleicht auch, weil ich vorher zu emotional war. Ich hoffe nicht, dass es so war, aber mir fällt keine andere Erklärung dazu ein." Zwayer gab nach Spielende zu, in diesem Fall falschgelegen zu haben.
    Völler sah das Verhalten Schmidts weniger kritisch als das des Schiedsrichters. "Warum muss sich der Schiri so aufpumpen? So eine Nummer daraus zu machen, die Spieler müssen reingehen, als wäre hier was Furchtbares passiert - das ist übertrieben." Auf Fragen nach den nun drohenden Konsequenzen reagierte der Sportdirektor sarkastisch: "Ich weiß nicht, ob der Herr Zwayer nun gesperrt wird. Das kann ich mir nicht vorstellen."
    Schiedsrichterchef des DFB: "Es ist respektloser geworden"
    Herbert Fandel, Vorsitzender des DFB-Schiedsrichterausschusses, sagte in einem vom DFB veröffentlichten Interview: "Wir haben den Tiefpunkt einer leider erheblich negativen Entwicklung erlebt, die mich sehr nachdenklich stimmt." Mit deutlichen Worten forderte Fandel Trainer und Spieler zu einem Umdenken auf. "Es ist respektloser geworden, in einer Art und Weise, die nicht länger akzeptabel ist. Es müssen Verhaltensänderungen her, dringend", sagte er. "Seit Beginn der aktuellen Spielzeit befinden wir uns sichtlich in einer Negativspirale. Es ist an der Zeit, dass wir uns darauf besinnen, welche Vorbildfunktion alle Akteure im Profibereich haben."
    (nch/tgs)