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Trainergehälter
Abgehängt im internationalen Vergleich

Ticketverkauf, Fanartikel, Sponsoren- und Sportrechte: In der Fußball-Bundesliga haben Vereine viel Geld. Davon profitieren die Spieler, aber auch die Trainer. In anderen Sportarten sieht das oft anders aus: Die Kassen sind leer. Die Trainer zahlt hier meist der Steuerzahler. Doch schon länger ist klar: Auch diese Mittel reichen mitunter nicht, um die besten Trainer für deutsche Olympia-Hoffnungen zu gewinnen. Das hat heute im Bundestag auch die Politik beschäftigt – mal wieder.

Von Daniel Bouhs |
    Bei Vertragsverhandlungen schnell aufgeben müssen, weil das eigene Budget nichts mehr hergibt – Siegfried Kaidel kennt das. Der Präsident des Ruderverbandes soll dem Sportausschuss des Bundestages berichten. Er hat Anekdoten mitgebracht.
    „Im Ausland, wir wollten einen guten Trainer holen. Dann hat der seine Gehaltsforderungen gestellt und dann habe ich gesagt: Danke, da können wir nicht mehr mitreden. Beispiel ist auch unser vorhergehender Cheftrainer, der dann auch wieder ein Angebot in China angenommen hat, wo er nur lächelt über das, was er hier bekommen hat."
    Daran ändert auch nichts, dass der Bund im nächsten Jahr fast sechs Millionen Euro mehr für die Trainer der Spitzensportler ausgeben will – insgesamt knapp 35 Millionen Euro. Wie viel davon an einen einzelnen Trainer verteilt werden darf, ist immerhin gedeckelt und das seit sechs Jahren ohne Änderung. Das soll sich ändern, fordert nicht zuletzt Michael Vesper, Generalsekretär des Deutschen Olympischen Sportbundes:
    „Es geht nicht um Gehälter, wie sie etwa in der Fußball-Bundesliga üblich sind. Aber es geht schon darum, dass ein Trainer eben nicht 40.000 oder 50.000 Euro im Jahr verdient, sondern auch mal 80.000, 90.000 oder auch 100.000 Euro im Jahr verdienen kann, wenn er auf einem Niveau ist, das auch für das Ausland interessant ist."
    Aktuell finanziert der Bund fast 700 Trainer-Stellen bei den Verbänden mit, dazu kommen noch fast 200 an den Olympia-Stützpunkten. Nach der Sitzung des Sportausschusses zeigten sich die Vertreter der Großen Koalition bereit, über eine Anhebung der Gehaltsgrenzen zu diskutieren, doch wirklich Bewegung ist in diese schon länger anhaltende Diskussion damit noch immer nicht gekommen, zumal auch einiges für deutliche Grenzen spricht. Monika Lazar von den Grünen:
    „Deckelungsgrenze insgesamt ist nicht verkehrt, damit eben die Trainergehälter auch nicht ins Unendliche steigen und die, die im unteren Bereich dann übrig bleiben, noch weniger bekommen. Es geht um eine gerechte Verteilung insgesamt."
    Denn das ist das Risiko, wenn am Ende die Lobbyarbeit der Verbände Erfolg haben sollte: Zum Medaillenwahn könnte der Größenwahn kommen und einige wenige Trainer deutlich mehr Geld bekommen als bisher – zum Nachteil ihrer meisten Kollegen.