Maleike: Wie sieht das eigentlich mit der Verständigung aus? Sie müssen ja viel mit Leuten sprechen, weil sie ja trampen, das heißt, sie müssen auch mitgenommen werden. Kommt man mit Englisch gut durch?
Karolin Sengebusch: Wir versuchen es anfangs immer mit Englisch. Französisch haben wir auch schon angewendet. Wir haben das Glück, dass Katharina super Italienisch spricht. Das ist vor allem hier an der Küstenregion die gängige Sprache.
Maleike: Im Internettagebuch kann man auf der Homepage des Hochschulradios auch gut mitverfolgen, wo sie gerade so sind, weil sie täglich, oder fast stündlich, dort Einträge machen. Da ist auch zu lesen, dass Sie einen Studentensender in der Hauptstadt Sloweniens, also an der Uni Ljubljana besucht haben. Wie war das da?
Schäder: Das war für uns sehr interessant, weil wir eben auch fürs Uni-Radio arbeiten und weil wir da gesehen haben, dass das auch in einem noch viel größeren Rahmen gemacht werden kann als bei uns. "Radio Student" ist mit das älteste Non-Profit-Radio von Europa, seit 1968 gibt es das schon. Die fahren ein 24-Stunden-Programm, haben zwei Stockwerke in einem Studentenwohnheim für sich besetzt, haben riesige wunderschöne Studios, in denen sie zwar noch analog produzieren, aber ansonsten kann da wirklich alles passieren, vom Live-Konzert über Konferenzschaltungen ist da alles möglich, und es gibt einen riesig großen, festen Mitarbeiterstamm. Und "Radio Student" ist auch so beliebt, dass nicht jeder mitmachen kann, sondern die Leute sich wirklich vorstellen müssen und sich einarbeiten müssen. Nicht jeder kann da einfach hinkommen und kriegt das dann beigebracht. Aber trotzdem ist es natürlich auch zur Ausbildung gedacht. Es ist auch ein Radio mit einer bewegten Geschichte. Ende der 80er Jahre war es wirklich eines der meistgehörten Radios in ganz Slowenien, weil sie sich so den Ruf erarbeitet hatten, dass sie als einzige kritisch und unparteiisch berichten. Inzwischen hat sich das wieder ein bisschen zurückgezogen, weil es auch Privatradio gibt. Aber nach wie vor haben sie so einen festen Hörerstamm von 8000 bis 10.000 Hörern pro Tag.
Maleike: Das hört sich alles wunderbar positiv an. Sie haben gute Erfahrungen gemacht, aber Sie haben auch einige schlechte gemacht, zum Beispiel an der Grenze zu Kroatien. Da durfte Karolin Sengebusch nicht einreisen. Frau Sengebusch, erzählen Sie uns, was da passiert ist.
Sengebusch: Wir waren an der Grenze zu Kroatien. Ich dachte mir, einen Stempel im Pass holen, das muss schon sein, bin zur Grenze marschiert und die slowenischen Grenzer haben mich ein bisschen komisch angeguckt, was ich denn da drüben will, wenn ich gleich wieder kommen will, so ohne Gepäck, haben mir einen Stempel gegeben, haben mir viel Glück gewünscht und ich bin rüber marschiert über die Brücke, über den Grenzfluss Drava, auf Deutsch Drau. In Kroatien haben mir die Grenzer gesagt, es gibt keinen Stempel. Da habe ich gesagt, ich will ja nur einen Stempel, ich will ja gar nicht einreisen. Da haben sie mir erklärt, dass der Übergang nur für den kleinen Grenzverkehr ist, also ein Übergang für die Leute, die beispielsweise in Kroatien wohnen, aber auf der slowenischen Seite arbeiten, und nicht für jedermann.
Maleike: Gibt es denn sonst noch Dinge, die nicht so gelaufen sind, wie Sie sich das vielleicht bei der Anreise gedacht hatten?
Sengebusch: Wir hatten ein bisschen die Entfernungen unterschätzt. Wir dachten, Slowenien ist ja ein superkleines Land, das ist ja kaum größer als Sachsen, dass man da ruckzuck vorwärts kommt. Wir haben aber natürlich nicht daran gedacht, dass die meisten Autos nur von einem Dorf ins nächste fahren und dass dann natürlich noch der obligatorische Kaffee für die Tramperinnen mit dabei sein muss.
Maleike: Heißt also, die Aktion hat Ihnen persönlich eine Menge gebracht, den Horizont erweitert und was noch?
Sengebusch: Wenn wir jetzt zurückkommen, dann müssen wir erst mal kräftig feiern, gleich am Abend, wenn wir aus dem Zug fallen, müssen wir sofort zur Geburtstagsparty von unserem Radiosender und dann gehen wir ab der nächsten Woche wieder ins Studio.
Schäder: Ja, wir wollen noch eine Featuresendung produzieren - eine Stunde soll die lang werden -, in der alle Tramper über ihre Erlebnisse berichten und über die Menschen, die sie getroffen haben, und die Themen, die in den Ländern wichtig sind. Und ansonsten haben wir auch beide viel zu tun in der Uni, denn wenn man eine Woche lang nicht da ist, auch wenn Ferien sind, hat man einiges nachzuarbeiten.
Maleike: Dann wünschen wir Ihnen dabei und vor allem bei der Heimreise alles Gute. Katharina Schäder und Karolin Sengebusch waren das, unterwegs in Slowenien noch bis morgen für das Projekt "Trampen nach Osten", das vom Hochschulradio Mephisto in Leipzig 97,6 veranstaltet wird.