Elke Durak: Am Telefon ist Norbert Hansen, Vorsitzender von Transnet. Guten Morgen, Herr Hansen!
Norbert Hansen: Schönen guten Morgen!
Durak: Wie gespannt sind Sie denn auf das, was die GDL heute Nachmittag sagt?
Hansen: Na, es interessiert mich natürlich schon, aber wir führen morgen unsere eigenen Verhandlungen fort zu einer Verbesserung des Bezahlungssystems insgesamt für alle Tätigkeiten, für alle Berufe. Wir haben uns vorgenommen, hier den ganzen Rest der Woche in Marathonverhandlungen möglichst dann zum Ergebnis zu kommen.
Durak: Was sind das für Verhandlungen konkret?
Hansen: Ja, das ist der kleine Unterschied, die GDL hat hier für eine Gruppe eine Forderung aufgestellt. Wir verhandeln schon seit Anfang des Jahres für alle Beschäftigten, haben eine allgemeine Einkommenserhöhung von 4,5 Prozent erreicht. Das war aber nicht alles, was wir gefordert haben, und über die grundsätzlichen Verbesserungen der Bezahlungssysteme verhandeln wir weiter seit Juli und kommen jetzt schrittweise zum Ergebnis. Und wir werden natürlich auch hinschauen, was da auf der Seite der GDL möglicherweise abgeschlossen wird. Aber das ist für uns kein ausschließlicher Maßstab.
Durak: Das ist der zweite Teil Ihrer Verhandlungen, die Entgeltstruktur für die unterschiedlichen Beschäftigungsgruppen. Wenn das nicht funktioniert mit der Bahn AG, werden Sie streiken, oder was tun Sie?
Hansen: Ja, natürlich. Wenn eine Gewerkschaft ihre berechtigten Forderungen nicht durchsetzen kann beziehungsweise nicht zu einen angemessenen Kompromiss gelangt, dann wird auch das Instrument des Streiks eine Rolle spielen, aber soweit sind wir nicht. Wir sind, wie gesagt, ab Dienstag bis einschließlich Freitag in Verhandlungen. Und ich will hier keinen Streik herbeireden, der im Moment noch nicht absehbar ist. Ich bin guten Mutes, dass wir zu einem Ergebnis kommen.
Durak: Es war auch zu hören, dass Sie unter Umständen den Winterfahrplan blockieren wollen. Hat das damit zu tun, worüber wir eben sprachen, oder hat das wieder andere Gründe?
Hansen: Das ist wieder eine andere Baustelle. Es gibt bei der Deutschen Bahn AG ein automatisiertes Diensteinteilungssystem, das zu großem Unmut geführt hat, weil es hier sehr sozial- oder familienungerechte, -feindliche Schichtplanungen gibt und nicht mehr so viel individuelle oder Rücksichtnahme auf individuelle Interessen. Das muss geändert werden, dringend. Wir wollen, dass die Personalverantwortlichen wieder mehr mit den Leuten reden und Rücksicht nehmen auf ihre familiären Interessen. Und das ist ein Thema, dass die Eisenbahnerinnen und Eisenbahner aufregt. Darüber wird in Betriebsversammlungen gesprochen, und die Betriebsräte haben Mitbestimmung bei der Arbeitszeitplanung, und die werden sie jetzt auch konsequent nutzen.
Durak: Stimmt es, dass Sie damit gedroht haben, Transnet auch in lauter Einzelteile zu zerlegen, wenn es mit den Verhandlungen zur Entgeltstruktur nicht vorangeht in Ihrem Sinne?
Hansen: Nein. Ich habe gesagt, dass es für die Industriegewerkschaften allemal besser ist, bevor es hier aufgrund einer solchen Entwicklung, die nun seit einigen Jahren erkennbar ist, zu lauter spezialisierten, in Konkurrenz zueinander stehenden Einzelorganisationen, Miniorganisationen kommt, die eigenen Strukturen zu überdenken. Ich sage mal, eine koordinierte Föderation mit spezialisierten Unterorganisationen ist allemal besser, als Hunderte von einzelnen Gewerkschaften in einem Wirtschaftssystem das eigentlich auf Miteinander angewiesen ist. Und das soll ein Diskussionsbeitrag sein.
Durak: Und wie wollen Sie sich davor schützen, dass die GDL unter Umständen dann doch eigene Verträge abschließt?
Hansen: Wir haben gar nichts gegen einen eigenen Vertrag, den haben sie ja jetzt auch, sonst könnten sie gar nicht streiken. Ihr Vertrag ist gekündigt, und sie sind deswegen aus der Friedenpflicht. Sie möchten nur grundsätzlich keine Rücksicht mehr nehmen auf alle übrigen Beschäftigten ...
Durak: Eben.
Hansen: ... auch in den anderen Fragen nämlich wie zum Beispiel Urlaub oder betriebliche Altersversorgung oder soziale Leistungen, Jobtickets. Und das kann ja nun wirklich nicht sein, dass man in einem Unternehmen, wo es sehr wichtig ist, bei der Bahn ist es sehr wichtig, dass die Tätigkeiten Hand in Hand gehen, dann zu grundsätzlich, vielleicht in einer Vielzahl unterschiedlichen Tarifregelungen kommt. Das schafft Unkollegialität und dient nicht dazu, im Sinne des Kunden ein optimales Dienstleistungsergebnis zu erbringen.
Durak: Das heißt, Sie fühlen sich in bestimmter Hinsicht abgehängt von der GDL?
Hansen: Nein, überhaupt nicht. Das ist eine Unterstellung. Wieso kommen Sie da drauf?
Durak: Das war eine Frage, Herr Hansen. Eine Frage war das.
Hansen: Na ja, das war eine Suggestivfrage, oder?
Durak: May be.
Hansen: Sie haben die Antwort schon vorweggenommen. Nein, nein, wir sind sieben Mal größer als die GDL. Und ich will noch mal betonen: Wir verhandeln seit Anfang des Jahres über dieses Bezahlungssystem, das wusste die GDL. Sie hat bewusst nicht mitgemacht, um ein organisationspolitisches Ziel, kein Einkommensziel zu verfolgen. Und wir sind nicht der Wurmfortsatz der GDL. Ich habe Respekt vor allen, die dort streiken. Ich verurteile aber die Entscheidung der Führung der GDL, dieses ist der überflüssigste Streik in der deutschen Eisenbahngeschichte. Wir hätten gemeinsam schon lange ein Ergebnis erzielen können, weil die GDL wusste, dass auch wir grundsätzlich mehr wollen als die 4,5 Prozent, die wir im Juli abgeschlossen haben. Das haben nur immer wieder vom Tisch gewischt und verschwiegen. Wir haben uns leider hier mit dieser Botschaft bisher nicht durchsetzen können, weil wir verhandelt und nicht gestreikt haben. In Deutschland wird man im Moment nur wahrgenommen, wenn man Rabatz macht.
Durak: Also gegen wen kämpfen Sie jetzt; gegen den Bahnvorstand oder gegen die GDL?
Hansen: Um es klar zu sagen, wir sind eine Gewerkschaft, und wir führen unsere Tarifverhandlungen mit dem Arbeitgeber, nicht mit einer anderen Gewerkschaft. Das ist die einzige Antwort, die darauf zu geben ist.
Durak: Und wo müssen Sie sich einigen mit der GDL, um gemeinsam stärker zu sein? Sie kennen ja das Bild von der Kette und den Gliedern?
Hansen: Ich empfehle der GDL, sich mit uns in eine Verhandlungskooperation zu begeben seit Jahren, weil wir gemeinsam mehr durchsetzen können unter Wahrung der Kollegialität und des betrieblichen Friedens und damit auch mit einem Beitrag, hier ein gutes Dienstleistungsergebnis für die Passagiere und die Frachtkunden zu bringen. Beides ist auch wichtig, da geht es letztendlich auch in der Perspektive um Arbeitsplatzsicherheit. Und so eine Spaltung bringt für ein Unternehmen, wie es die Bahn ist, mit verzahnten Tätigkeiten überhaupt nichts.
Durak: Herr Hansen, der Bahnkonflikt, Tarifkonflikt, läuft ja nun schon viele Monate. Und wir als Zuschauer, Zuhörer, haben schon vieles gelernt dabei. Unter anderem ist mir noch in Erinnerung Folgendes: Sie hatten ja 4,5 Prozent abgeschlossen und darin diese Klausel drin, sehr clever sozusagen, wie Sie es selber mal gesagt haben, wenn die GDL besser abschließt, muss bei Ihnen nachverhandelt werden. Nun wird von 8 bis 13 Prozent gesprochen im Bahnangebot an die GDL, das heißt doch zwangsläufig, Sie verhandeln nach, oder?
Hansen: Wir werden von dieser Revisionsklausel keinen Gebrauch machen.
Durak: Weshalb nicht?
Hansen: Weil wir diese Klausel nicht brauchen, um unsere Durchsetzungsfähigkeit nachzuweisen und unsere Druckmöglichkeiten einzusetzen. Wir haben eine Reihe von Tarifbestimmungen, die wir jederzeit kündigen können und mit denen wir auch dann jederzeit aus der Friedenspflicht herauskommen können. Für uns ist das aber kein Selbstzweck oder kein politisches Ziel. Wir wollen verhandeln solange wie möglich. Wenn das nicht ausreicht, werden wir auch kämpfen, solange wie nötig. Aber im Moment sind wir in der Verhandlungsphase, und ich glaube, dies ist für unser Gesellschaftssystem auch ganz gut, wenn man sich an diese Spielregeln hält.
Durak: Da haben Sie jetzt aber Ihre Meinung geändert, oder täusche ich mich?
Hansen: Wir haben unsere Meinung überhaupt nicht geändert.
Durak: Mit dem Nachverhandeln, weil: Ich habe das noch so in Erinnerung, dass Sie dann immer mal gesagt haben, wenn die GDL höher abschließt, dann können wir nachverhandeln oder wollen wir.
Hansen: Natürlich, wir haben diese Klausel vereinbart, weil wir Monate vorher von der GDL wussten, dass sie versuchen wird, um sich einen Organisationsvorteil zu verschaffen, uns auf jeden Fall zu toppen. Und sie sind ja auch genauso vorgegangen. Sie haben jegliche Verhandlungen verweigert, bis wir abgeschlossen haben, um zu wissen, was sie dann fordern müssen. Dass wir das nicht einfach jetzt abwarten, ist doch klar. Ob wir so ein Instrument dann einsetzen, ist wiederum eine andere Frage. Und da wir vorher schon über ein verbessertes Bezahlungssystem verhandelt haben, werden wir jetzt die Möglichkeiten nutzen, die im Rahmen unserer Tarifverträge gegeben sind und benötigen diese Schutzklausel nicht. Das ist das Ergebnis der Verhandlungsabläufe auf unserer Seite. Wir konnten vorher nicht absehen, wie schnell wir vorankommen werden mit den Verhandlungen zu einem besseren Bezahlungssystem. Und da zeichnet sich jetzt eine Finalisierung ab.
Durak: Wieder was gelernt. Dankeschön, Norbert Hansen, Vorsitzender von Transnet. Danke für das Gespräch.
Hansen: Sehr gerne.
Norbert Hansen: Schönen guten Morgen!
Durak: Wie gespannt sind Sie denn auf das, was die GDL heute Nachmittag sagt?
Hansen: Na, es interessiert mich natürlich schon, aber wir führen morgen unsere eigenen Verhandlungen fort zu einer Verbesserung des Bezahlungssystems insgesamt für alle Tätigkeiten, für alle Berufe. Wir haben uns vorgenommen, hier den ganzen Rest der Woche in Marathonverhandlungen möglichst dann zum Ergebnis zu kommen.
Durak: Was sind das für Verhandlungen konkret?
Hansen: Ja, das ist der kleine Unterschied, die GDL hat hier für eine Gruppe eine Forderung aufgestellt. Wir verhandeln schon seit Anfang des Jahres für alle Beschäftigten, haben eine allgemeine Einkommenserhöhung von 4,5 Prozent erreicht. Das war aber nicht alles, was wir gefordert haben, und über die grundsätzlichen Verbesserungen der Bezahlungssysteme verhandeln wir weiter seit Juli und kommen jetzt schrittweise zum Ergebnis. Und wir werden natürlich auch hinschauen, was da auf der Seite der GDL möglicherweise abgeschlossen wird. Aber das ist für uns kein ausschließlicher Maßstab.
Durak: Das ist der zweite Teil Ihrer Verhandlungen, die Entgeltstruktur für die unterschiedlichen Beschäftigungsgruppen. Wenn das nicht funktioniert mit der Bahn AG, werden Sie streiken, oder was tun Sie?
Hansen: Ja, natürlich. Wenn eine Gewerkschaft ihre berechtigten Forderungen nicht durchsetzen kann beziehungsweise nicht zu einen angemessenen Kompromiss gelangt, dann wird auch das Instrument des Streiks eine Rolle spielen, aber soweit sind wir nicht. Wir sind, wie gesagt, ab Dienstag bis einschließlich Freitag in Verhandlungen. Und ich will hier keinen Streik herbeireden, der im Moment noch nicht absehbar ist. Ich bin guten Mutes, dass wir zu einem Ergebnis kommen.
Durak: Es war auch zu hören, dass Sie unter Umständen den Winterfahrplan blockieren wollen. Hat das damit zu tun, worüber wir eben sprachen, oder hat das wieder andere Gründe?
Hansen: Das ist wieder eine andere Baustelle. Es gibt bei der Deutschen Bahn AG ein automatisiertes Diensteinteilungssystem, das zu großem Unmut geführt hat, weil es hier sehr sozial- oder familienungerechte, -feindliche Schichtplanungen gibt und nicht mehr so viel individuelle oder Rücksichtnahme auf individuelle Interessen. Das muss geändert werden, dringend. Wir wollen, dass die Personalverantwortlichen wieder mehr mit den Leuten reden und Rücksicht nehmen auf ihre familiären Interessen. Und das ist ein Thema, dass die Eisenbahnerinnen und Eisenbahner aufregt. Darüber wird in Betriebsversammlungen gesprochen, und die Betriebsräte haben Mitbestimmung bei der Arbeitszeitplanung, und die werden sie jetzt auch konsequent nutzen.
Durak: Stimmt es, dass Sie damit gedroht haben, Transnet auch in lauter Einzelteile zu zerlegen, wenn es mit den Verhandlungen zur Entgeltstruktur nicht vorangeht in Ihrem Sinne?
Hansen: Nein. Ich habe gesagt, dass es für die Industriegewerkschaften allemal besser ist, bevor es hier aufgrund einer solchen Entwicklung, die nun seit einigen Jahren erkennbar ist, zu lauter spezialisierten, in Konkurrenz zueinander stehenden Einzelorganisationen, Miniorganisationen kommt, die eigenen Strukturen zu überdenken. Ich sage mal, eine koordinierte Föderation mit spezialisierten Unterorganisationen ist allemal besser, als Hunderte von einzelnen Gewerkschaften in einem Wirtschaftssystem das eigentlich auf Miteinander angewiesen ist. Und das soll ein Diskussionsbeitrag sein.
Durak: Und wie wollen Sie sich davor schützen, dass die GDL unter Umständen dann doch eigene Verträge abschließt?
Hansen: Wir haben gar nichts gegen einen eigenen Vertrag, den haben sie ja jetzt auch, sonst könnten sie gar nicht streiken. Ihr Vertrag ist gekündigt, und sie sind deswegen aus der Friedenpflicht. Sie möchten nur grundsätzlich keine Rücksicht mehr nehmen auf alle übrigen Beschäftigten ...
Durak: Eben.
Hansen: ... auch in den anderen Fragen nämlich wie zum Beispiel Urlaub oder betriebliche Altersversorgung oder soziale Leistungen, Jobtickets. Und das kann ja nun wirklich nicht sein, dass man in einem Unternehmen, wo es sehr wichtig ist, bei der Bahn ist es sehr wichtig, dass die Tätigkeiten Hand in Hand gehen, dann zu grundsätzlich, vielleicht in einer Vielzahl unterschiedlichen Tarifregelungen kommt. Das schafft Unkollegialität und dient nicht dazu, im Sinne des Kunden ein optimales Dienstleistungsergebnis zu erbringen.
Durak: Das heißt, Sie fühlen sich in bestimmter Hinsicht abgehängt von der GDL?
Hansen: Nein, überhaupt nicht. Das ist eine Unterstellung. Wieso kommen Sie da drauf?
Durak: Das war eine Frage, Herr Hansen. Eine Frage war das.
Hansen: Na ja, das war eine Suggestivfrage, oder?
Durak: May be.
Hansen: Sie haben die Antwort schon vorweggenommen. Nein, nein, wir sind sieben Mal größer als die GDL. Und ich will noch mal betonen: Wir verhandeln seit Anfang des Jahres über dieses Bezahlungssystem, das wusste die GDL. Sie hat bewusst nicht mitgemacht, um ein organisationspolitisches Ziel, kein Einkommensziel zu verfolgen. Und wir sind nicht der Wurmfortsatz der GDL. Ich habe Respekt vor allen, die dort streiken. Ich verurteile aber die Entscheidung der Führung der GDL, dieses ist der überflüssigste Streik in der deutschen Eisenbahngeschichte. Wir hätten gemeinsam schon lange ein Ergebnis erzielen können, weil die GDL wusste, dass auch wir grundsätzlich mehr wollen als die 4,5 Prozent, die wir im Juli abgeschlossen haben. Das haben nur immer wieder vom Tisch gewischt und verschwiegen. Wir haben uns leider hier mit dieser Botschaft bisher nicht durchsetzen können, weil wir verhandelt und nicht gestreikt haben. In Deutschland wird man im Moment nur wahrgenommen, wenn man Rabatz macht.
Durak: Also gegen wen kämpfen Sie jetzt; gegen den Bahnvorstand oder gegen die GDL?
Hansen: Um es klar zu sagen, wir sind eine Gewerkschaft, und wir führen unsere Tarifverhandlungen mit dem Arbeitgeber, nicht mit einer anderen Gewerkschaft. Das ist die einzige Antwort, die darauf zu geben ist.
Durak: Und wo müssen Sie sich einigen mit der GDL, um gemeinsam stärker zu sein? Sie kennen ja das Bild von der Kette und den Gliedern?
Hansen: Ich empfehle der GDL, sich mit uns in eine Verhandlungskooperation zu begeben seit Jahren, weil wir gemeinsam mehr durchsetzen können unter Wahrung der Kollegialität und des betrieblichen Friedens und damit auch mit einem Beitrag, hier ein gutes Dienstleistungsergebnis für die Passagiere und die Frachtkunden zu bringen. Beides ist auch wichtig, da geht es letztendlich auch in der Perspektive um Arbeitsplatzsicherheit. Und so eine Spaltung bringt für ein Unternehmen, wie es die Bahn ist, mit verzahnten Tätigkeiten überhaupt nichts.
Durak: Herr Hansen, der Bahnkonflikt, Tarifkonflikt, läuft ja nun schon viele Monate. Und wir als Zuschauer, Zuhörer, haben schon vieles gelernt dabei. Unter anderem ist mir noch in Erinnerung Folgendes: Sie hatten ja 4,5 Prozent abgeschlossen und darin diese Klausel drin, sehr clever sozusagen, wie Sie es selber mal gesagt haben, wenn die GDL besser abschließt, muss bei Ihnen nachverhandelt werden. Nun wird von 8 bis 13 Prozent gesprochen im Bahnangebot an die GDL, das heißt doch zwangsläufig, Sie verhandeln nach, oder?
Hansen: Wir werden von dieser Revisionsklausel keinen Gebrauch machen.
Durak: Weshalb nicht?
Hansen: Weil wir diese Klausel nicht brauchen, um unsere Durchsetzungsfähigkeit nachzuweisen und unsere Druckmöglichkeiten einzusetzen. Wir haben eine Reihe von Tarifbestimmungen, die wir jederzeit kündigen können und mit denen wir auch dann jederzeit aus der Friedenspflicht herauskommen können. Für uns ist das aber kein Selbstzweck oder kein politisches Ziel. Wir wollen verhandeln solange wie möglich. Wenn das nicht ausreicht, werden wir auch kämpfen, solange wie nötig. Aber im Moment sind wir in der Verhandlungsphase, und ich glaube, dies ist für unser Gesellschaftssystem auch ganz gut, wenn man sich an diese Spielregeln hält.
Durak: Da haben Sie jetzt aber Ihre Meinung geändert, oder täusche ich mich?
Hansen: Wir haben unsere Meinung überhaupt nicht geändert.
Durak: Mit dem Nachverhandeln, weil: Ich habe das noch so in Erinnerung, dass Sie dann immer mal gesagt haben, wenn die GDL höher abschließt, dann können wir nachverhandeln oder wollen wir.
Hansen: Natürlich, wir haben diese Klausel vereinbart, weil wir Monate vorher von der GDL wussten, dass sie versuchen wird, um sich einen Organisationsvorteil zu verschaffen, uns auf jeden Fall zu toppen. Und sie sind ja auch genauso vorgegangen. Sie haben jegliche Verhandlungen verweigert, bis wir abgeschlossen haben, um zu wissen, was sie dann fordern müssen. Dass wir das nicht einfach jetzt abwarten, ist doch klar. Ob wir so ein Instrument dann einsetzen, ist wiederum eine andere Frage. Und da wir vorher schon über ein verbessertes Bezahlungssystem verhandelt haben, werden wir jetzt die Möglichkeiten nutzen, die im Rahmen unserer Tarifverträge gegeben sind und benötigen diese Schutzklausel nicht. Das ist das Ergebnis der Verhandlungsabläufe auf unserer Seite. Wir konnten vorher nicht absehen, wie schnell wir vorankommen werden mit den Verhandlungen zu einem besseren Bezahlungssystem. Und da zeichnet sich jetzt eine Finalisierung ab.
Durak: Wieder was gelernt. Dankeschön, Norbert Hansen, Vorsitzender von Transnet. Danke für das Gespräch.
Hansen: Sehr gerne.