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Transparenz für den Verbraucher

Mitte Dezember tritt eine neue Informationspflicht für die Stromversorger in Kraft. Dann nämlich müssen die Energieunternehmen ihre Kunden über die Zusammensetzung des gelieferten Stroms informieren. Die Verbraucher sehen also künftig, wie groß der Anteil an Atomkraft, Kohle oder erneuerbaren Energien, wie Wasser- oder Windkraft ist. Ein notwendiger Schritt in Richtung Transparenz.

Von Philip Banse |
    Zufrieden trotz höheren Aufwands - so könnte man die Stimmung der Elektrizitätswirtschaft verkürzt beschreiben. Mehr Transparenz und mehr Kundeninformation bedeutet für Industrieunternehmen ja in der Regel mehr Arbeit, höhere Kosten. Das ist nach Angaben des Verbandes der Elektrizitätswirtschaft VDEW auch bei der gesetzlich verordneten Stromtransparenz der Fall. Denn um den Kunden genau aufschreiben zu können, wie viel Öko-, Atom- und Kohle-Strom sie erhalten, müssten neue Daten erhoben werden, sagt der VDEW-Hauptgeschäftsführer Eberhard Mette:

    "Die Unternehmen müssen eine Fülle von Daten erheben und aufbereiten. Das beginnt bei der Erzeugung in den Kraftwerken, reicht beispielsweise vom Einkauf bei Händlern bis zu Im- und Exporten. Je mehr Marktpartner ein Unternehmen hat, desto aufwändiger wird das Verfahren. Manche Stromunternehmen haben weit über 300 Geschäftsbeziehungen zu berücksichtigen."

    Besonders beklagte Mette, dass die Konzerne nicht nur die Art des gelieferten Stroms nennen müssen. Der Gesetzgeber verlangt von den Versorgern auch, dass sie den bei der Stromproduktion produzierten Müll beziffern.

    "Mit typisch deutscher Gründlichkeit schreibt er vor, dass die Unternehmen zusätzlich Angaben über die CO2-Emissionen und den radioaktiven Abfall jeder Kilowattstunde Strom machen. Während in Deutschland dafür eigene Daten erhoben werden müssen, beschränken sich unsere europäischen Nachbarn auf Literaturhinweise."

    Trotz dieses beschriebenen Aufwands - unter dem Strich ist die Interessenvertretung der Stromkonzerne und Stadtwerke ganz zufrieden mit der Umsetzung der Stromtransparenz. Denn sie hat den Aufwand minimieren können. Zwar schreibt das Energiewirtschaftsgesetz vor, wie der Energiemix auf unseren Rechnungen dargestellt und berechnet werden soll. Das Gesetz sei jedoch viel zu vage, lasse Lücken für Mauscheleien, monieren Kritiker wie der TÜV Süd oder die Deutsche Umwelthilfe. In diese beklagte Regelungslücke ist der VDEW gesprungen. Für die rund 900 Stromunternehmen hat der Verband der Elektrizitätswirtschaft einen Leitfaden geschrieben, der bestimmen wird, was wir auf unseren Stromrechnungen über den gelieferten Strom erfahren. Dieser Leitfaden halte sich an die Vorgaben des Gesetzes, sagte VDEW-Hauptgeschäftsführer Eberhard Mette:

    "Die frühzeitigen Vorarbeiten haben sich gelohnt. Die Unternehmen nutzen jetzt diese Arbeitshilfe, um die Stromkennzeichnung pünktlich einzuführen. Der 60-seitige Leitfaden des VDEW mit seinen Umsetzungshilfen zeigt eindrucksvoll, welchen Aufwand die Stromkennzeichnung für die Unternehmen bedeutet."

    Der Leitfaden sieht im Wesentlichen vor, dass auf den Stromrechnungen drei Quellen des Stroms aufgelistet werden: "Atomstrom", "erneuerbare Energien" sowie "fossile und sonstige Energieträger". Die Deutsche Umwelthilfe kritisiert, diese Angaben seien zu pauschal. Bei "fossilem Strom" müsse weiter differenziert werden zwischen Strom aus Kohle und dem relativ umweltfreundlichen Gas; gesondert aufgeführt werden müssten auch erneuerbare Energien, die die Versorger verteilen, weil es das Erneuerbare-Energien-Gesetz so vorschreibt und Ökostrom, den die Stromlieferanten aus eigenem Antrieb produzieren und verkaufen. Der Verband der Elektrizitätswirtschaft hält dagegen: Eine solche Aufschlüsselung wäre zu unübersichtlich. Verständlichkeit für den Verbraucher - damit rechtfertigte auch Stephan Kohler, Geschäftsführer der bundeseigenen Deutschen Energie-Agentur, seine Mitarbeit an dem industriellen Leitfaden. Kohler sagt: Die Stromrechnung müsse verständlich sein:

    "Und zwar in so einer Form, dass wir nicht 80 Millionen Energiefachleute ausbilden müssen, sondern Informationen weitergeben, die verständlich sind. Und natürlich: Wenn jemand noch nähere Informationen haben möchte, kann er auf andere Informationen zurückgreifen, die auch von den Energieversorgungsunternehmen angeboten werden."