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Transport in Plastiktüten und Spezialbecken

Am 1. August wird in Oberhausen das größte Süß- und Meerwasseraquarium Deutschlands eröffnet. Doch zuvor mussten die hochempfindlichen Meerestiere erst mal den Transport vom Atlantik ins Ruhrgebiet über sich ergehen lassen. Jetzt wurden die ersten Tiere - Krebse, Seesterne, Rochen und Haie per LKW in ihrem neuen Zuhause ausgeladen.

Von Solveig Bader | 27.07.2004
    10 Uhr morgens. Die ersten Aquarienbewohner treffen ein. Sie haben eine lange Reise im LKW hinter sich: Von der Aufzuchtstation in Südengland bis nach Oberhausen im Ruhrgebiet. Ulrike Webering, Mitarbeiterin des Sea Life Center:

    Die haben ungefähr 10 Stunden hinter sich. Es fährt von uns immer ein Biologe mit, alle ein bis zwei Stunden halten die an. Es wird der Sauerstoffgehalt geprüft, die Wasserqualität, die Wassertemperatur, alles das wird überprüft und erst dann wird weitergefahren. Damit wir auch wirklich sicherstellen, dass auf dem gesamten Transport die Tiere gut versorgt sind.

    Krebse, Anemonen und Seesterne haben die ganze Nacht in großen Plastikbeuteln verbracht, kleinere Fische in Kunststoffbehältern, Haie, Rochen und Meeraale in speziell für sie angefertigten Transportbecken.
    Manchen Tieren sieht man die Strapazen der Reise deutlich an. Ein Glatthai taumelt senkrecht durchs Becken und streckt dabei den Kopf aus dem Wasser:

    Die sind halt gestresst durch die Reise, ist klar, der kennt das ganze Areal nicht, der muss sich erst mal orientieren, aber im Laufe des Tages schwimmt er wieder ganz normal.

    Auf der Reise seien keine Tiere zugrunde gegangen, so die Tierpfleger. Doch sofort nach der Ankunft müssen die Fische so schnell wie möglich in ihr neues Zuhause umziehen und Ruhe haben. Vorher muss die Hälfte des Wassers ausgetauscht werden:

    Wir pumpen das alte Wasser raus und pumpen neues Wasser rein. Während des Transportes haben die Tiere Stress, sie stoßen dann auch Stresshormone aus. Diese Stresshormone sind jetzt im Wasser. Deswegen müssen wir das Wasser austauschen, damit sie frisches Wasser bekommen, damit sie sich so schnell wie möglich wieder wohl fühlen.

    Die Wasserqualität in den Aquarienbecken muss hundertprozentig stimmen, damit die Tiere den Transport überleben. Bereits drei Wochen vor der Ankunft der Fische haben Aquaristen künstliches Meerwasser in den Becken aufbereitet: Synthetisches Meersalz, Vitamine und Bakterien werden dem Leitungswasser beigefügt, so Chefbiologe Stefan Inselmann:

    Wir haben Filter hier, die halten das Wasser ständig auf höchstem Niveau, es wird alles gereinigt, weil wir das Wasser recyceln, das ist ein geschlossenes System, das heißt, wir machen Wasseraustausche und Wasserwechsel so gering wie möglich.

    Von der Muschel bis zum Hundshai – rund 20 000 Meeresbewohner werden in über 40 Becken und detailgetreu nachgebildeten Lebensräumen gezeigt. Die Unterwasserreise führt von den Alpen bis in die Tiefen des Atlantiks. Auf exotische Tiere wird bewusst verzichtet. Stattdessen sollen die Besucher für die Schönheit und Zerbrechlichkeit der heimischen Flüsse, Seen und Meere sensibilisiert werden:

    Wir verstehen uns nicht als Museum mit lebendem Inventar, sondern wir wollen Zusammenhänge zeigen, Lebensräume zeigen, Verständnis dafür wecken und auch zeigen, welche Bedrohungen auf diese Tiere in der Natur wirken, also durch Menschen, durch Umweltverschmutzung. Und Greenpeace ist gerne mit uns im Boot.

    Greenpeace ist ein fester Partner des Sea Life Center. Wechselnde Ausstellungen sollen zum Beispiel auf die Bedrohung der Wale und die Ölverschmutzung der Meere aufmerksam machen. Ein umweltpädagogisches Konzept, das auch die Kinder mit einbeziehen will. Für Schulkinder gibt es ein eigenes Klassenzimmer. Unter Aufsicht dürfen Miesmuscheln, Krebse und Seesterne genau betrachtet und sogar angefasst werden.