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Trauerspiel am Merkur

Seit eineinhalb Jahren kreist die NASA-Sonde Messenger um den Planeten Merkur und funkt Bilder und Messdaten zur Erde. Frühestens in zehn Jahren wird es ihr die ESA-Sonde BepiColombo gleich tun.

Von Dirk Lorenzen | 17.09.2012
    Nach vielen Pannen und Verzögerungen ist nun der Starttermin ein weiteres Mal verschoben worden, auf 2015. Europas Weltraumorganisation ESA hatte die Merkursonde im Jahr zweitausend als Corner-Stone-Mission ausgewählt, also als einer der Eckpfeiler des Raumfahrtprogramms. Diese Wahl würde man heute wohl nicht noch einmal treffen.

    Denn vom einst geplanten Landegerät auf Merkur hatte man sich ganz schnell verabschiedet. Trotzdem stellte sich die Raumsonde bald als viel schwerer heraus, als Firmen und Institute ursprünglich kalkuliert hatten.

    Somit passt BepiColombo nicht mehr auf eine russische Soyuz-Rakete, sondern muss mit einer für diese Zwecke viel teureren Ariane-5 starten.

    Vielen Experten gilt BepiColombo als Musterbeispiel für ein schlecht geplantes Projekt. Die ESA hat aufgrund dieser bitteren Erfahrungen ihr Auswahlverfahren für Raumfahrtmissionen geändert. Kostenschätzungen liefern jetzt nicht mehr die Projektteams, sondern nur noch externe Gutachter.

    Zwischenzeitlich hatte der Wissenschaftliche Programmausschuss der ESA mehrheitlich dafür gestimmt, das Projekt trotz bereits getätigter hoher Ausgaben komplett einzustellen. Allerdings wäre dieser Beschluss erst ab einer Zweidrittelmehrheit bindend gewesen.

    So laufen die Arbeiten an BepiColombo weiter. Doch der irdische Bote zum Götterboten Merkur gilt vielen als zu schwer, zu teuer und zu langsam.

    ESA-Mitteilung zur Startverschiebung

    Überblick über die Mission BepiColombo