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Traumberuf Fotograf

Skurriles und Bedrückendes, Fotos aus Krisengebieten und Stellwände mit Abschlussarbeiten - in Halle eins der Photokina in der Kölner Messe stellen Fachhochschulen das Studium der Fotografie vor. Unter dem Motto "Academy meets Photokina" können sich Interessierte bei Dozenten und Studenten informieren.

Von Carolin Courts |
    Die Begegnung zwischen Akademie und Messe ist prominent in Szene gesetzt - fast die ganze Halle eins nehmen die Stände der teilnehmenden Hochschulen ein. Stellwände mit Fotoarbeiten der Absolventen dominieren den Raum. Bedrückende Szenen aus dem israelischen Krisengebiet sind zu sehen - aber auch Skurriles wie zwei missmutige Hasen, die am Esstisch sitzen und rauchen. Dietmar Schädel von der Deutschen Gesellschaft für Photographie misst der Ausstellung große Bedeutung bei:

    "Deutschland ist sicher ein weltweit führender Ausbildungsstandort im Bereich Fotografie und wir müssen natürlich einerseits den Konkurrenzkampf auch unter den Hochschulen führen und zum anderen fühlen wir uns verpflichtet, diese Studieninteressierten richtig zu informieren, damit eben die Abbrecherquote geringer wird, das Studium effektiver und so weiter."

    "Academy meets Photokina" hat es schon mehrfach gegeben. Aber noch nie wurde ein solcher Aufwand getrieben wie in diesem Jahr. Wer sich für ein Fotostudium interessiert, soll nach dem Besuch möglichst keine wesentlichen Fragen mehr haben:

    "22 Hochschulen mit eigenen Ständen, unterschiedlichen Schwerpunkten, unterschiedlichen Verfahren, Themen, Konzepten, das wird erst mal eine Bilderflut sein, das ist klar; jeder Stand ist auch meist besetzt mit Dozenten, Professorinnen, Professoren oder Studierenden und dann das Bühnenprogramm, zwei mal täglich eine Stunde, wo sich Studierende und Lehrende aus den einzelnen Hochschulen dann auch vorstellen."

    Die Konkurrenz zwischen den Hochschulen richtet sich auf die Frage, wer die besten Studierenden an den eigenen Standort ziehen kann. Interessenten haben alle Hochschulen und Akademien weit mehr als genug. Jörg Winde, Professor für Fotografie an der begehrten FH Dortmund, möchte Foto-Talenten Mut machen, sich trotzdem zu bewerben. Gerade in Zeiten von knipsenden Boulevardzeitungslesern und Handykameras würden Profis gebraucht:

    "Natürlich gelingt es einigen Leuten, mit ihren Handys oder Schnellschusskameras interessante Bilder zu machen, die sollen auch ernst genommen werden, aber in der professionellen Ausbildung geht's immer um Bildkonzepte, also um Ideen, die dann erarbeitet werden, und das ist natürlich was ganz anderes als das spontane Knipsen von Amateuren."

    Ein doppelter Profi wird Sandra Hamm in einigen Semestern sein. Das erste Jahr ihres Diplomstudiengangs Fotodesign in Dortmund ist geschafft, außerdem ist Hamm gelernte Fotografin und hat schon drei Jahre in ihrem Beruf gearbeitet. Das Studium wollte sie zusätzlich - für ihre künstlerische Entwicklung:

    "Die Möglichkeit, anderen Menschen persönliche Ansichten zu vermitteln, anderen Menschen die Augen für etwas zu öffnen, wo sie vielleicht den Blick nicht für haben, aufmerksam zu machen auf Situationen, an denen viele vorbei gehen, persönlicher Ausdruck wie Malerei auch."

    Doch egal, wie ausdrucksstark, egal, wie begabt - nach dem Examen steht für alle die Frage nach dem Broterwerb. Andreas Schlote lobt in diesem Zusammenhang seine ehemalige Hochschule, die FH Wiesbaden. Seit einem Jahr darf sich Schlote Diplomdesigner nennen - und eben nicht "nur" Diplomfotograf. Das erweitert die Möglichkeiten:

    "Wiesbaden hat mittlerweile sehr viele Foto-Lehrbeauftragte, was ein großer Vorteil ist, weil man einfach von verschiedenen Bereichen mal was erfährt und sieht und wenn man merkt, dass die Fotografie alleine nicht ganz so das ist, was man machen möchte, hat man eben die Möglichkeit, mehr Richtung Design zu gehen."

    Fotografie ist ihm immer noch eine der liebsten Künste. Auch wenn er keinem Studieninteressierten einen sicheren Job versprechen kann. Aber er geht als lebendes Beispiel dafür voran, wie man sich mit der Ungewissheit einrichtet:

    "Ja, was wird aus einem - das versuch ich auch selbst grad für mich rauszufinden. Ob man in die Werbung geht, ob man Design macht, angestellt, selbstständig, das sind so die Fragen, die sich dann stellen und ich denke, es ist eine Herausforderung. Aber so genau sagen kann ich es nicht, wo einen es hinführen wird."