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Treffen der Jungen Union
Schaulaufen der Parteiprominenz

Der Deutschlandtag der Jungen Union ist mehr als nur ein Treffen von Nachwuchspolitikern. Prominente Gesichter aus CDU und CSU, wie Angela Merkel und Alexander Dobrindt, werden in Kiel erwartet. Die Frage, wie es mit der Union weitergehen soll, wird die anderen Themen vermutlich überschatten.

Von Johannes Kulms | 06.10.2018
    Fahnen mit dem Logo der Jungen Union (JU) wehen am 07.10.2017 in Dresden (Sachsen) beim Deutschlandtag der Jungen Union im Wind.
    Der Deutschlandtag der JU ist mehr als nur ein Treffen von Nachwuchspolitikern (picture-alliance / dpa / Monika Skolimowska)
    Die Rede ist gerade vorbei und immerhin vier Nachfragen sind erlaubt. Die Mitglieder der Jungen Union, die nun das Wort ergreifen, scheinen ganz und gar nicht einverstanden mit dem, was die Person da auf der Bühne vertritt. Der Redner ist weder Mitglied der JU, noch der CSU oder CDU. Es ist Richard Grenell – der Botschafter der USA in Berlin. Der Diplomat betont: Es gebe doch mehr Einigkeit als Uneinigkeit
    "But we must always remember that there is so much more that we agree on than we disagree on."
    Mit diesem Satz ließe sich freilich nicht nur das derzeitige Verhältnis zwischen Washington und Berlin beschreiben. Sondern auch die Stimmung in den Reihen der Regierungsparteien, insbesondere im Verhältnis zwischen CDU und CSU.
    Künftige Hoffnungsträger sitzen in der JU
    Die künftigen Hoffnungsträger beider Parteien sitzen immerhin bei der Jungen Union unter dem Dach einer gemeinsamen Nachwuchsorganisation. Und sie werden zum Auftakt dieses Deutschlandtages in Kiel ihren Bundesvorsitzenden Paul Ziemiak mit 91 Prozent im Amt bestätigen. Ziemiak hatte in seiner knapp halbstündigen Bewerbungsrede noch einmal betont:
    "Diese Groko taumelt von Krisensitzung zu Krisensitzung, beschäftigt sich nur mit sich selbst, statt mit den Problemen in diesem Land. Und darauf haben weder wir noch die Menschen in diesem Land Bock, liebe Freunde!"
    Der Deutschlandtag der JU ist mehr als nur ein Treffen von Nachwuchspolitikern. Er ist auch ein Schaulaufen der Parteiprominenz von CDU und CSU. Angela Merkel, Annegret Kramp-Karrenbauer, Alexander Dobrindt oder Jens Spahn – sie alle kommen an diesem Wochenende nach Kiel.
    Und auch wenn die JU hier gerne über die Digitalisierung, die Pflege, die Rente oder die Europapolitik diskutieren will, dürfte immer auch die Frage im Raum stehen: Wie genau soll es mit CSU und CDU weitergehen? Und vor allem: mit wem? Noch am Nachmittag hatte Paul Ziemiak in einer Pressekonferenz gesagt:
    "Wer Bundeskanzler dieses Land sein möchte, der muss auch immer bereit sein, dieses Land in die Zukunft zu führen, und das werden wir einfordern. Aber nicht nur mit leeren Worthülsen, sondern mit konkreten Ideen und Forderungen in der Sache."
    Sitzenbleiben zur Begrüßung der Kanzlerin
    Eine Formulierung, die Ziemiak so am Abend nicht wiederholt. Thomas Haslinger ist mit der Arbeit des Bundesvorsitzenden zufrieden. Der 31-Jährige ist der Chef der Landshuter CSU und kandidiert in Kiel für den Bundesvorstand der JU. In der Jugendorganisation gehe es deutlich freundschaftlicher zu als zwischen CSU und CDU, findet Haslinger.
    Im vergangenen Jahr sorgten die bayrischen Delegierten beim Deutschlandtag in Dresden für Aufsehen, weil sie beim Empfang der Kanzlerin demonstrativ sitzen blieben. Aus Protest an Merkels Flüchtlingspolitik. Wie werden Thomas Haslinger und seine bayerischen JU-Kollegen also an diesem Samstag die Kanzlerin begrüßen?
    "Mit dem Anstand und dem Respekt, der einer Kanzlerin und diesem Amt gebührt."
    Das heißt?
    "Ich geh‘ davon aus, dass wir wieder sitzen werden."