15 Millionen Raucher, das ist immerhin ein Viertel der italienischen Bevölkerung, haben es schwer. Einzige Zuflucht ist: la strada, die Straße. An der roten Ampel, beim Zeitungskiosk, an der Bushaltestelle, überall schnippen die Feuerzeuge.
"Ich habe mich daran gewöhnt, auf der Straße zu rauchen."
"Das ist schon in Ordnung so, auch wenn ich selbst rauche. Es ist besser, nicht in geschlossenen Räumen zu rauchen, der Zigarettenqualm stört einfach. Draußen kann man sich auch ein bisschen entfernen, wenn es jemanden stört, der Qualm zieht leichter ab, während drinnen die Leute, die nicht rauchen, gezwungen sind, Kontakt mit den Rauchern zu haben."
Viele Italiener denken inzwischen wie diese beiden Frauen. Das war früher anders, Rücksichtnahme auf Nicht-Raucher keine italienische Stärke. Das Rauchverbot hat sie im Schnellverfahren diszipliniert. Der Journalist Andrea Jacchia:
"Das ist die andere Seite dieses seltsamen Charakters der Italiener. Einerseits passieren hier die Sachen, die absolut illegal sind. Andererseits kommt in den kleinen Dingen plötzlich ein Gehorsamsprinzip zum Vorschein, das ich stumpfsinnig nennen würde. Das heißt aber nicht, dass die Italiener überzeugt davon sind, dass Rauchen der Gesundheit schadet und sie sich deshalb an das Rauchverbot halten."
Darüber lässt sich streiten. Emma Patti, 28 Jahre alt und erklärte Tabakgegnerin, bemerkt in ihrem Freundeskreis einen anderen Umgang mit dem Thema als früher:
"Man spricht heute viel mehr über die Wirkung des Rauchens als noch vor ein, zwei Jahren, vielleicht wird einigen jetzt klar, was sie da eigentlich tun."
Zweifellos wirken auch die harten Strafen abschreckend. Verstöße gegen das Rauchverbot kosten bis zu 275 Euro. Zum Leidwesen starker Raucher wie Edoardo Madonini. Der Historiker ist Ende 30, klein und untersetzt. Die ersten zehn Zigaretten inhaliert er vor der Arbeit: zuhause, im Auto, auf dem kurzen Fußweg vom Parkplatz zum Büro. Dann beginnen die Probleme:
"Bevor es dieses Gesetz gab, hatte ich immer eine Zigarette in der Hand. Während der Computer hochfuhr, zündete ich mir die erste an. Vielleicht habe ich sie dann gar nicht ganz geraucht, aber es gehörte dazu. Es ist unmoralisch, den Leuten das Rauchen zu verbieten."
Studien über Produktivitätsverluste bei starken Rauchern gibt es noch nicht. Auch nicht über Konflikte am Arbeitsplatz, die sich am Rauchverbot entzünden.
"Was mich ziemlich ärgert, sind diese Leute, die nicht rauchen und durch dieses Gesetz in ihrem Kreuzzug gegen das Rauchen bestärkt werden. Kaum sehen sie Dich mit einer Zigarette im Mundwinkel, stellen sie sich Dir in den Weg. 'Ich gehe raus', möchte ich dann schreien. Die sind wirklich unerträglich, und die schlimmsten sind ehemalige Raucher."
Nach aktuellen Statistiken des Gesundheitsministeriums rauchen in Italien heute 2,5 Millionen Menschen weniger als vor der Einführung des Rauchverbotes in allen öffentlichen Räumen. Die Zahl der jungen Raucher ist aber konstant geblieben: 28 Prozent der 15- bis 24-Jährigen greift regelmäßig zur Zigarette - besonders abends bei Musik und Bier.
"Das Ritual hat sich verändert. Statt zu rauchen, wo Du willst, gehst Du vor die Tür und steckst Dir eine an. Dort stehen dann die Raucher in Grüppchen zusammen. Das Ritual ist heute anders, aber geraucht wird weiter."
"Wenn man den Leuten etwas vorschreibst, ist es am Anfang schwierig. Alle meckern und beschweren sich. Du fühlst Dich eben bevormundet. Aber mit der Zeit akzeptierst Du das dann."
Die Rebellion der Massen ist ausgeblieben. Die Nichtraucher atmen auf, viele Raucher sind einverstanden mit dem Gesetz, und die, die es nicht sind, suchen sich ihre Inseln. Manche Restaurantbetreiber drücken spät abends ein Auge zu, besonders seit dem 4. August 2005. Da entschied ein Gericht in Rom, dass Gastwirte nicht finanziell belangt werden können, weil ihre Gäste rauchen. Vorher waren sie mit Geldstrafen bis zu 2000 Euro zur Kasse gebeten worden, wenn ein Polizist Gäste mit Zigarette im Lokal erwischte. Nach dem Urteil stellte der italienische Gaststättenverband seinen Protest gegen das Rauchverbot ein. Die anfängliche Wut ist mit der Zeit verraucht.
"Ich habe mich daran gewöhnt, auf der Straße zu rauchen."
"Das ist schon in Ordnung so, auch wenn ich selbst rauche. Es ist besser, nicht in geschlossenen Räumen zu rauchen, der Zigarettenqualm stört einfach. Draußen kann man sich auch ein bisschen entfernen, wenn es jemanden stört, der Qualm zieht leichter ab, während drinnen die Leute, die nicht rauchen, gezwungen sind, Kontakt mit den Rauchern zu haben."
Viele Italiener denken inzwischen wie diese beiden Frauen. Das war früher anders, Rücksichtnahme auf Nicht-Raucher keine italienische Stärke. Das Rauchverbot hat sie im Schnellverfahren diszipliniert. Der Journalist Andrea Jacchia:
"Das ist die andere Seite dieses seltsamen Charakters der Italiener. Einerseits passieren hier die Sachen, die absolut illegal sind. Andererseits kommt in den kleinen Dingen plötzlich ein Gehorsamsprinzip zum Vorschein, das ich stumpfsinnig nennen würde. Das heißt aber nicht, dass die Italiener überzeugt davon sind, dass Rauchen der Gesundheit schadet und sie sich deshalb an das Rauchverbot halten."
Darüber lässt sich streiten. Emma Patti, 28 Jahre alt und erklärte Tabakgegnerin, bemerkt in ihrem Freundeskreis einen anderen Umgang mit dem Thema als früher:
"Man spricht heute viel mehr über die Wirkung des Rauchens als noch vor ein, zwei Jahren, vielleicht wird einigen jetzt klar, was sie da eigentlich tun."
Zweifellos wirken auch die harten Strafen abschreckend. Verstöße gegen das Rauchverbot kosten bis zu 275 Euro. Zum Leidwesen starker Raucher wie Edoardo Madonini. Der Historiker ist Ende 30, klein und untersetzt. Die ersten zehn Zigaretten inhaliert er vor der Arbeit: zuhause, im Auto, auf dem kurzen Fußweg vom Parkplatz zum Büro. Dann beginnen die Probleme:
"Bevor es dieses Gesetz gab, hatte ich immer eine Zigarette in der Hand. Während der Computer hochfuhr, zündete ich mir die erste an. Vielleicht habe ich sie dann gar nicht ganz geraucht, aber es gehörte dazu. Es ist unmoralisch, den Leuten das Rauchen zu verbieten."
Studien über Produktivitätsverluste bei starken Rauchern gibt es noch nicht. Auch nicht über Konflikte am Arbeitsplatz, die sich am Rauchverbot entzünden.
"Was mich ziemlich ärgert, sind diese Leute, die nicht rauchen und durch dieses Gesetz in ihrem Kreuzzug gegen das Rauchen bestärkt werden. Kaum sehen sie Dich mit einer Zigarette im Mundwinkel, stellen sie sich Dir in den Weg. 'Ich gehe raus', möchte ich dann schreien. Die sind wirklich unerträglich, und die schlimmsten sind ehemalige Raucher."
Nach aktuellen Statistiken des Gesundheitsministeriums rauchen in Italien heute 2,5 Millionen Menschen weniger als vor der Einführung des Rauchverbotes in allen öffentlichen Räumen. Die Zahl der jungen Raucher ist aber konstant geblieben: 28 Prozent der 15- bis 24-Jährigen greift regelmäßig zur Zigarette - besonders abends bei Musik und Bier.
"Das Ritual hat sich verändert. Statt zu rauchen, wo Du willst, gehst Du vor die Tür und steckst Dir eine an. Dort stehen dann die Raucher in Grüppchen zusammen. Das Ritual ist heute anders, aber geraucht wird weiter."
"Wenn man den Leuten etwas vorschreibst, ist es am Anfang schwierig. Alle meckern und beschweren sich. Du fühlst Dich eben bevormundet. Aber mit der Zeit akzeptierst Du das dann."
Die Rebellion der Massen ist ausgeblieben. Die Nichtraucher atmen auf, viele Raucher sind einverstanden mit dem Gesetz, und die, die es nicht sind, suchen sich ihre Inseln. Manche Restaurantbetreiber drücken spät abends ein Auge zu, besonders seit dem 4. August 2005. Da entschied ein Gericht in Rom, dass Gastwirte nicht finanziell belangt werden können, weil ihre Gäste rauchen. Vorher waren sie mit Geldstrafen bis zu 2000 Euro zur Kasse gebeten worden, wenn ein Polizist Gäste mit Zigarette im Lokal erwischte. Nach dem Urteil stellte der italienische Gaststättenverband seinen Protest gegen das Rauchverbot ein. Die anfängliche Wut ist mit der Zeit verraucht.