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Treibend und tanzbar im Groove

In der Band Sly and the Family Stone sorgte Larry Graham für eine echte Neuerung auf dem Bass, indem er nicht mehr die Saiten zupfte, sondern sie mit dem Daumen anschlug. Später arbeitete Graham mit Prince und mit seiner eigenen Band, der Graham Central Station, zusammen. Jetzt legt er mit 'Raise up' ein neues Album vor.

Von Jan Tengeler |
    "Ich bringe den Bass - besser: tiefe Töne, oder vielleicht noch besser: ein bisschen Boden" – dazu, damit sich die Tänzer nicht verstecken können' sang Larry Graham 1968 in dem Stück 'dance to the music', einem der großen Hits von Sly and the Family Stone. Der Bass war fett und funky und sehr oft perkussiv. Larry Graham erinnert sich, wie er schon viel früher, nämlich Anfang der 60er-Jahre, den sogenannten Slap Bass entwickelte. Damals spielte Graham als Teenager mit seiner Mutter, einer Pianistin, in den Nachtclubs von Kalifornien.

    "Wir spielten mit einem Schlagzeuger, bis meine Mutter auf die Idee kam, den Mann zu feuern, wahrscheinlich aus finanziellen Gründen. Aber jetzt fehlte der Rhythmus, es waren nur noch Bass und Klavier. Also probierte ich verschiedene Sachen aus, um den Bass perkussiver zu machen: ich schlug mit dem Daumen auf die Saite, so als wäre es die Basstrommel und mit dem Finger riss ich eine andere Seite an, als wäre es die Snaredrum. Ich wollte nichts Neues erfinden, ich musste nur irgendwie den Schlagzeuger ersetzen und diese Technik hörte sich für meine Ohren ganz gut an. So entstand dieser Stil."

    Mit seinem innovativen Bassspiel, aber auch mit seiner Fähigkeit, beim Spielen zu singen, zu komponieren und verschiedene andere Instrumente zu spielen, war Larry Graham die ideale Besetzung für Sly Stone. Im Gegenzug ist die Art und Weise des Musizierens, die Energie, die damals in der Musik herrschte, für Graham bis heute von großer Bedeutung.

    "Ich habe mein neues Album so produziert, wie wir es früher mit Sly Stone gemacht haben: alle in einem Raum, die Verstärker aufgedreht, man kann sich ins Gesicht sehen, kommunizieren und man schaukelt sich gegenseitig hoch, im positive Sinne. Diese Energie bekommt man nicht hin, wenn man ganz alleine im Studio steht. Das ist nur praktisch, wenn man alleine alle Instrumente einspielt. Aber darum geht es ja nicht, es geht um die gleiche Kraft, die entsteht, wenn man live auf der Bühne steht."

    "Raise up" nennt sich die neue CD von Larry Graham und seiner Band Central Station. Sie ist mit der Unterstützung von prominenten Musikern wie Prince und Rafael Saadiq entstanden. Ein Funkalbum, wie es im Buche steht, amerikanisch im Sound, treibend und tanzbar im Groove. Im Interview erzählt der 66-Jährige, dass er schon als Kind, noch bevor er ein Instrument gelernt hat, Steptanz-Unterricht bekam. Das merkt man seiner Musik bis heute an. Und so ist denn auch der Titel der CD ,Raise up', Komm hoch, zu verstehen.

    "Es geht darum, sich über all das zu erheben, was einen gerade beschäftigt, was einen runterzieht – Probleme bei der Arbeit, Ärger in der Familie oder vielleicht hast du gerade CNN geguckt und beklagst den Zustand der Welt. Es gibt jede Menge Dinge, die einem schlechte Laune machen. Es gibt Menschen, die gehen dann ins Kino oder machen Sport. Sehr viele aber hören gute Musik, das bringt ihnen wieder Mut und bessere Laune und genau das ist auch der Sinn dieser CD."