" Guten Morgen. So, wie geht es Ihnen heute? "
Neun Uhr morgens auf der Entbindungsstation in der Frauenklinik der Berliner Charite. Oberarzt Wolfgang Henrich ist bei seiner morgendlichen Visite.
" Mir geht es heute viel besser, seit dem Ultraschall gestern Abend.
Wie war die Nacht? Alles ganz ruhig?
Ja, war ok.
Was machen die zwei Kinder? Bewegen sich gut.
Haben sie noch mal Wehen gehabt?
Nein. "
Seit mehr als 3 Wochen liegt Sylvia Gannan auf der Entbindungsstation und darf das Bett nicht verlassen. Der Grund: Sie hat vorzeitige Wehen.
" Wie weit sind wir von der Woche gekommen? Ende 26. Anfang 27. Die 27. Schwangerschaftswoche mit Zwillingen und wir sind ja ganz schön froh, dass sie es so weit geschafft haben. "
Ende der 23. Schwangerschaftswoche wurde die 44-Jährige in das Krankenhaus eingewiesen, normalerweise dauert es 40 Wochen, bis ein Baby auf die Welt kommt. Ihr Schicksal, während der Fußball-Weltmeisterschaft ans Bett gefesselt zu sein und nicht mal zur Toilette gehen zu dürfen, trägt sie mit Fassung. Die Ärzte wissen: Je später die Geburt einsetzt, desto größer sind die Chancen der Kinder, ohne körperliche und geistige Schäden zu überleben.
" Es sah am Anfang ganz schlecht aus. Jetzt haben wir aber richtig Hoffnung gekriegt, weil Woche um Woche vergangen ist und keiner hat erwartet, dass ich noch hier bin. "
Sylvia Gannans Kinder werden das Licht der Welt sehr wahrscheinlich per Kaiserschnitt erblicken. Als Schwangere, die Zwillinge erwartet, gilt sie per se als Risikokandidatin. Auch ihr Alter – sie ist 44 - spielt dabei eine Rolle.
Inzwischen kommt in Deutschland beinahe jedes dritte Kind per Kaiserschnitt auf die Welt. Tendenz steigend. Ein Grund, so Wolfgang Henrich: Die Frauen entscheiden sich immer später für Kinder.
" Zur Zeit liegt das Alter bei etwa 28-29 Jahren für das erste Kind. Das lag vor ein paar Jahren noch bei 25 Jahren. Das hat zur Folge, dass natürlich die Frauen in dieser Zeit bereits andere Erkrankungen, die zusätzlich Schwangerschaft und auch Geburt belasten können und damit die Ausgangsposition für eine unkomplizierte Schwangerschaft dann natürlich auch etwas verschlechtern. "
Im Alter nimmt die Fruchtbarkeit ab, viele Frauen werden daher erst nach einer Hormonbehandlung oder einer künstlichen Befruchtung schwanger. Dabei entstehen jedoch häufig Mehrlingsschwangerschaften, die in den meisten Fällen als Kaiserschnitt entbunden werden.
" Wir wissen, dass diese Kinder früher kommen, die mittlere Schwangerschaftsdauer ist bei Zwillingen vier Wochen kürzer, bei Drillingen sogar 7-8 Wochen kürzer. Das sind dann alles Frühgeborene, denen aufgrund ihrer Unreife und auch Untergewichtigkeit eine normale Geburt nicht zuzumuten wäre. "
Auch ein gestiegenes Sicherheitsbedürfnis in der Geburtshilfe trägt dazu bei, dass immer weniger Kinder auf natürlichem Wege auf die Welt kommen. Denn für Babys ist der Kaiserschnitt die sicherste Methode. Auf der anderen Seite fürchten Ärzte, verklagt zu werden, wenn es zu Komplikationen während einer normalen Geburt kommt. Wolfgang Henrich:
" Das schwappt so ein bisschen aus den USA nach Europa, dass mehr Patientinnen sehr kritisch sind und dass wenn etwas nicht optimal in ihrem Sinne abläuft sie auch rasch dabei sind, juristischen Beistand einzuholen was letztendlich das Sicherheitsdenken der Ärzte in den Mittelpunkt hebt. Und das führt auch dazu, dass Geburtshelfer zum Teil nicht mehr bereit sind, beispielsweise Geburten in Beckenendlage anzubieten, weil sie mit einem Risiko für den Geburtshelfer selbst verbunden ist und sie dann lieber zum Kaiserschnitt greifen. "
Für die Schwangere ist ein geplanter Kaiserschnitt inzwischen genauso sicher wie eine normale Geburt. Sagt die Statistik. Trotzdem sollten sich Frauen nicht leichtfertig für einen Wunschkaiserschnitt entscheiden, so Wolfgang Henrich. Zwar bleiben ihnen damit die Geburtsschmerzen erspart, doch es dauert meist Wochen, bis die Narbe endgültig verheilt ist. Zudem kommt es bei anschließenden Schwangerschaften häufiger zu Komplikationen.
" Zunächst einmal haben wir die Rate der Unfruchtbarkeit erhöht. Wir haben die Rate von Fehlgeburten erhöht, es gibt eine erhöhte Rate von Fehleinnistungen der Folgeschwangerschaft in der Gebärmutterhöhle. Zusammengefasst gehen wir also in etwas mehr Risiken hinein bei den Folgeschwangerschaften, so dass man also bereits beim ersten, nicht nötigen Kaiserschnitt, daran denken muss, ob weitere Folgeschwangerschaften gewünscht sind und ob man sich möglicherweise Probleme einhandelt. "
Für Sylvia Gannan steht fest, dass dies die erste und letzte Schwangerschaft in ihrem Leben war. Auch deswegen sieht sie einem Kaiserschnitt gelassen entgegen.
" Für mich ist das völlig ok, ich hätte mir das sogar so gewünscht. Einfach, es geht nicht um Schmerzen oder so, sondern wenn man sich die Risiken anschaut und von dem was ich in der Vergangenheit gehört habe, denke ich, ist es die sicherste Methode, vor allem die sicherste Methode bei zwei Kindern. Und ich bin leider auch keine 25 mehr. "
Neun Uhr morgens auf der Entbindungsstation in der Frauenklinik der Berliner Charite. Oberarzt Wolfgang Henrich ist bei seiner morgendlichen Visite.
" Mir geht es heute viel besser, seit dem Ultraschall gestern Abend.
Wie war die Nacht? Alles ganz ruhig?
Ja, war ok.
Was machen die zwei Kinder? Bewegen sich gut.
Haben sie noch mal Wehen gehabt?
Nein. "
Seit mehr als 3 Wochen liegt Sylvia Gannan auf der Entbindungsstation und darf das Bett nicht verlassen. Der Grund: Sie hat vorzeitige Wehen.
" Wie weit sind wir von der Woche gekommen? Ende 26. Anfang 27. Die 27. Schwangerschaftswoche mit Zwillingen und wir sind ja ganz schön froh, dass sie es so weit geschafft haben. "
Ende der 23. Schwangerschaftswoche wurde die 44-Jährige in das Krankenhaus eingewiesen, normalerweise dauert es 40 Wochen, bis ein Baby auf die Welt kommt. Ihr Schicksal, während der Fußball-Weltmeisterschaft ans Bett gefesselt zu sein und nicht mal zur Toilette gehen zu dürfen, trägt sie mit Fassung. Die Ärzte wissen: Je später die Geburt einsetzt, desto größer sind die Chancen der Kinder, ohne körperliche und geistige Schäden zu überleben.
" Es sah am Anfang ganz schlecht aus. Jetzt haben wir aber richtig Hoffnung gekriegt, weil Woche um Woche vergangen ist und keiner hat erwartet, dass ich noch hier bin. "
Sylvia Gannans Kinder werden das Licht der Welt sehr wahrscheinlich per Kaiserschnitt erblicken. Als Schwangere, die Zwillinge erwartet, gilt sie per se als Risikokandidatin. Auch ihr Alter – sie ist 44 - spielt dabei eine Rolle.
Inzwischen kommt in Deutschland beinahe jedes dritte Kind per Kaiserschnitt auf die Welt. Tendenz steigend. Ein Grund, so Wolfgang Henrich: Die Frauen entscheiden sich immer später für Kinder.
" Zur Zeit liegt das Alter bei etwa 28-29 Jahren für das erste Kind. Das lag vor ein paar Jahren noch bei 25 Jahren. Das hat zur Folge, dass natürlich die Frauen in dieser Zeit bereits andere Erkrankungen, die zusätzlich Schwangerschaft und auch Geburt belasten können und damit die Ausgangsposition für eine unkomplizierte Schwangerschaft dann natürlich auch etwas verschlechtern. "
Im Alter nimmt die Fruchtbarkeit ab, viele Frauen werden daher erst nach einer Hormonbehandlung oder einer künstlichen Befruchtung schwanger. Dabei entstehen jedoch häufig Mehrlingsschwangerschaften, die in den meisten Fällen als Kaiserschnitt entbunden werden.
" Wir wissen, dass diese Kinder früher kommen, die mittlere Schwangerschaftsdauer ist bei Zwillingen vier Wochen kürzer, bei Drillingen sogar 7-8 Wochen kürzer. Das sind dann alles Frühgeborene, denen aufgrund ihrer Unreife und auch Untergewichtigkeit eine normale Geburt nicht zuzumuten wäre. "
Auch ein gestiegenes Sicherheitsbedürfnis in der Geburtshilfe trägt dazu bei, dass immer weniger Kinder auf natürlichem Wege auf die Welt kommen. Denn für Babys ist der Kaiserschnitt die sicherste Methode. Auf der anderen Seite fürchten Ärzte, verklagt zu werden, wenn es zu Komplikationen während einer normalen Geburt kommt. Wolfgang Henrich:
" Das schwappt so ein bisschen aus den USA nach Europa, dass mehr Patientinnen sehr kritisch sind und dass wenn etwas nicht optimal in ihrem Sinne abläuft sie auch rasch dabei sind, juristischen Beistand einzuholen was letztendlich das Sicherheitsdenken der Ärzte in den Mittelpunkt hebt. Und das führt auch dazu, dass Geburtshelfer zum Teil nicht mehr bereit sind, beispielsweise Geburten in Beckenendlage anzubieten, weil sie mit einem Risiko für den Geburtshelfer selbst verbunden ist und sie dann lieber zum Kaiserschnitt greifen. "
Für die Schwangere ist ein geplanter Kaiserschnitt inzwischen genauso sicher wie eine normale Geburt. Sagt die Statistik. Trotzdem sollten sich Frauen nicht leichtfertig für einen Wunschkaiserschnitt entscheiden, so Wolfgang Henrich. Zwar bleiben ihnen damit die Geburtsschmerzen erspart, doch es dauert meist Wochen, bis die Narbe endgültig verheilt ist. Zudem kommt es bei anschließenden Schwangerschaften häufiger zu Komplikationen.
" Zunächst einmal haben wir die Rate der Unfruchtbarkeit erhöht. Wir haben die Rate von Fehlgeburten erhöht, es gibt eine erhöhte Rate von Fehleinnistungen der Folgeschwangerschaft in der Gebärmutterhöhle. Zusammengefasst gehen wir also in etwas mehr Risiken hinein bei den Folgeschwangerschaften, so dass man also bereits beim ersten, nicht nötigen Kaiserschnitt, daran denken muss, ob weitere Folgeschwangerschaften gewünscht sind und ob man sich möglicherweise Probleme einhandelt. "
Für Sylvia Gannan steht fest, dass dies die erste und letzte Schwangerschaft in ihrem Leben war. Auch deswegen sieht sie einem Kaiserschnitt gelassen entgegen.
" Für mich ist das völlig ok, ich hätte mir das sogar so gewünscht. Einfach, es geht nicht um Schmerzen oder so, sondern wenn man sich die Risiken anschaut und von dem was ich in der Vergangenheit gehört habe, denke ich, ist es die sicherste Methode, vor allem die sicherste Methode bei zwei Kindern. Und ich bin leider auch keine 25 mehr. "