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Trends in der Radiologie

Medizin. - In Wiesbaden begann heute der 83. Deutsche Röntgenkongress. Seit der Entdeckung der durchdringenden Wirkung der Röntgenstrahlung hat sich diese Diagnosemethode in der Medizin weithin durchgesetzt. Sie verursacht heute gar einen Großteil der künstlichen Strahlenbelastung, der wir ausgesetzt sind - mit den bekannten Risiken. Auf dem Wiesbadener Kongress diskutieren die Experten nun, wie diese Strahlung effizienter genutzt werden kann und wie der aktuelle Stand bei den alternativen bildgebenden Verfahren ist.

    Die Röntgenuntersuchung der Brust ist in den vergangenen Jahren in Verruf geraten. Schlechte Aufnahmen, unsichere Befunde und fehlende Zweitgutachten sollen vielfach zu vorschnellen Operationen geführt haben. Inzwischen wird die technische Qualität der Aufnahmen besser kontrolliert, und seit Anfang April steht auch die Qualität des ärztlichen Gutachtens unter genauer Beobachtung, sagt Professor Claus Claussen von der Universität Tübingen, der Präsident der Deutschen Röntgengesellschaft. Die etwa 10 Jahre alte Computertomographie hat in der Zeit ihres Bestehens große Fortschritte gemacht. Mit den Geräten der ersten Generation wurde noch jede Schicht des Körpers einzeln aufgenommen. Jede Bewegung des Patienten, jedes Atmen, jeder Herzschlag, konnte die Aufnahme verwackeln. Inzwischen sind die ersten Mehrzeiler-Tomographen in Betrieb, berichtet Claussen: "In diesem Jahr starteten zum Beispiel die so genannten 16-Zeiler, die 16 Schichten synchron aufnehmen. Damit gelingt es, Patientenbewegungen besonders bei beweglichen Organen wie dem Herz auszuschalten und sehr genaue Bilddaten und Bilder aufzunehmen." Solche scharfen und hochaufgelösten Bilder können helfen, zusätzliche Untersuchungen zu vermeiden - und verringern so die Strahlenbelastung. Neue Bestrahlungstechniken reduzieren in einigen Fällen die Dosis weiter: Durch raffinierte Belichtungssteuerung kommen moderne Geräte oft mit der Hälfte der herkömmlichen Strahlung aus.

    Ganz neu ist die Kombination der Computertomographie mit der Positronen-Emissionstomographie, kurz PET. Die PET zeigt die Stoffwechselaktivität im Körper und hilft so, beispielsweise Tumore zu erkennen. Doch sie zeigt keine Strukturen des Körpers. Deshalb erkennt der behandelnde Arzt zwar eine erhöhte Aktivität, nicht aber ihren Ort. Diese fehlende Information liefert jetzt erstmalig ein gleichzeitig aufgenommenes Computertomogramm.

    Als Untersuchungsmethode der Zukunft gilt den Experten aber die Kernspin- oder Magnetresonanztomographie, kurz MRT. Die Anzahl der MRT-Untersuchungen ist von 1993 bis 1998 um rund 60 Prozent gestiegen. Sie kommt ganz ohne radioaktive Strahlung aus. Bei der MRT werden starke Magnetfelder genutzt, die dem Wasserstoff im Körper auswertbare Signale entlocken. Die MRT habe eine unschlagbare Kontrastauflösung, könne also geringste Gewebeveränderungen nachweisen und Gewebe charakterisieren, sagt Claus Claussen: "Damit wird MRT auch im Bereich der Herzdiagnostik zur Charakterisierung von vitalem Gewebe oder nicht vitalem Gewebe eine enorme Bedeutung bekommen und auch über den Therapieeffekt von invasiven, operativen Maßnahmen entscheiden. Deshalb wird die MRT in diesen Bereichen sicher das Verfahren der Wahl." Wohl auch darum beschäftigt sich fast die Hälfte der wissenschaftlichen Vorträge und über 40 Prozent der Schulungen auf dem diesjährigen Röntgenkongress mit der Magnetresonanztomographie.

    [Quelle: Andrea Vogel]