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Triple Play - das neue Spiel auf dem Telekom-Markt

Telekommunikation. - Triple Play heißt ein Zauberwort auf der CeBIT, die heute Abend in Hannover von Bundeskanzlerin Angela Merkel eröffnet wird. Dahinter verbirgt sich ein Marketing-Begriff für die Zusammenführung von Telefon, Internet sowie Fernsehen und Video on Demand. Es geht um nicht mehr und nicht weniger als um die mediale Lufthoheit in den Wohnzimmern und um die Rettung der alteingesessenen Festnetzbetreiber. Über eine Leitung soll die private warme Stube mit der brodelnden Welt verbunden werden.

Von Manfred Kloiber |
    Es geht um Geschwindigkeit, im doppelten Sinn. Geschwindigkeit beim Datentransport und Geschwindigkeit beim Ausbau der Infrastruktur. Die Betreiber der Fernsehkabelnetze und die Telekomfirmen - sie alle wollen ganz schnell mit einem High-Speed-Anschluss in die Wohnzimmer. Wer hier zuerst ankommt, hat die besten Karten. Triple Play heißt das Spiel. Es treten an: Fernsehkabelbetreiber gegen Telekommunikationsunternehmen. Während die Kabelgesellschaften bereits mit ihrem Breitbandkabel viele Wohnzimmer erreichen, legen jetzt Arcor, Netcologne und Co. nach. So baut die Telekom Ihr DSL-Netz zum VDSL-Netz aus, zum Hochgeschwindigkeitsnetz - 50-100 mal so schnell wie jetzt DSL-Anschlüsse. Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke:

    " Wir werden die ersten zehn Städte in Deutschland Mitte des Jahres ans Netz bringen. Und der Konzern wird dann im weiteren Lauf des Jahres erste Dienste anbieten, um zu zeigen, welche neuen Möglichkeiten dieses Netz wirklich bringt. Wir sprechen hier über eine Investition von rund 500 Millionen Euro."

    Dazu werden bis in die grauen Verteilerkästen an den Straßenecken neue Glasfaserleitungen verlegt. Erst von dort aus geht es dann per Draht in die Häuser. Die Entfernungen dürfen hier nicht größer als 300 Meter werden, damit die alten Kupfer-Doppeladern des Telefonnetzes bis zu 50 Megabit pro Sekunde transportieren können. Andere Anbieter, etwa die Kölner Telefongesellschaft Netcologne legt gleich Glasfaser bis in die Wohnung und kann bis zu 100 Megabit pro Sekunde anbieten.

    Alle Lösungen haben eins gemein: Telefon, Internet und vor allem Fernsehen - alles kommt über eine Leitung. Prof. Bernd Wirtz, Medienexperte von der Hochschule für Verwaltung in Speyer:

    " Das Internet wird zunehmend zum Fernseh-Nutzungsmedium. Wenn Sie sehen heute, das Stichwort IP-TV, das heißt also Internet-TV, das ist in Frankreich schon ganz Gang und Gäbe. In anderen Ländern, im asiatischen Bereich, in Hongkong, Südkorea, auch sehr stark verbreitet. Wir sind dort noch Nachzügler und das wird in den nächsten Jahren ganz spürbar auch den gesamten Fernsehbereich verändern."

    Mehrere Fernseh-Programme gleichzeitig an zu schauen oder der Spielfilm in HDTV-Qualität aus dem Netz - kein Problem versprechen die Netzanbieter. Und das macht die neue Technik so interessant für die Medienkonzerne. Denn bislang konnten Fernsehprogramme und Videos wirtschaftlich nur über Rundfunk oder Videotheken verbreitet werden. Mit Triple Play wollen die Anbieter kostengünstig und unkompliziert die Medienhoheit im Wohnzimmer gewinnen. Hunderte von Spartenkanäle für selbst ausgefallenste Interessen können sich etablieren, weil die Verteilkosten sinken. Deshalb starten schon jetzt die Medienkonzerne Video-Download-Plattformen. Damit kann man ganze Spielfilme in wenigen Minuten herunterladen. Doch was noch fehlt, ist das Gerät im Wohnzimmer, das ans Internet angeschlossen ist und das den Film auf die Mattscheibe bringt, die Set-Top-Box. Wirtz:

    " Im Moment ist immer noch der Fernseher ein ganz klares Schwergewicht bei der Nutzung der Unterhaltungs- und Informationsmedien. Und er wird es auch in Zukunft sein. Nur die Frage ist sozusagen, wie wird sich das Internet mit dem Fernseher verbinden. Und da bietet sich die Set-Top-Box als erste Wahl an. Und sagen wir mal, in einem späteren Bereich, wird sich deutlich auch der Personal-Computer im Rahmen eines Home-Entertainment-Centers mit einer großen Flat-Screen-Sichtwand, dann wird so etwas in den Bereichen 2010 etwa sich stärker etablieren können."

    Die Großen der Computerbranche richten sich genau darauf ein - auf Computer, die schön und leise im Wohnzimmer ihren Dienst verrichten sollen und vor allem auf eines optimiert sind - auf das Abspielen von Videos und Musik. Vor allem der Softwarehersteller Microsoft hat sich mit seiner Betriebssystem-Variante Media-Center-Edition auf dieses Segment eingerichtet. Und der Prozessorhersteller Intel zum Beispiel hat dafür eine eigene Produktlinie Namens Viiv entwickelt. Manager Johann Weber:

    " Was wir gemacht haben ist, dass wir dieses ganze Eco-System, also von der Hardwareseite PC, Digital-Media Adapter, TV-Geräte und so weiter, miteinander getestet habe, dass die Handhabung vereinfacht wurde, damit es auch ein nicht geübter PC-Benutzer hinbekommt, diese Geräte zu konfigurieren und zu nutzen."

    Das hört sich banal an, doch die wirklich leichte Bedienbarkeit der Geräte ist nach wie vor der Hemmschuh für den Einzug des Internets und des Computers in das Wohnzimmer. Und das ist die Voraussetzung, damit sich auch die Konsumenten für das Spiel Triple Play begeistern können.