Verdi schildert in seinem Triumphmarsch nicht nur das Hochgefühl der Sieger, sondern auch deren Barbarei. Wenn das siegreiche Heer der Ägypter die besiegten Äthiopier in die Stadt treibt, dann ist es mit jeder Aussicht auf Glück auf Seiten der Besiegten endgültig vorbei. Die sechs in A und H gestimmten ägyptischen Trompeten, die nach antiken Vorlagen bereits für die Uraufführung der "Aida" in Kairo entwickelt wurden, klingen auch gut gespielt immer etwas grob und schräg. Von ungetrübter Freude für alle kann also beim Einzug der Truppen nicht die Rede sein. Auch in den Jubel-Chor hat Verdi die Brutalitäten des Krieges einkomponiert; wie Schläge der Vernichtung klingen die Fortissimo-Akkorde in den kurzen Chor-Pausen.
So wollte der Dirigent Daniele Gatti bei der Premiere gestern Abend die Partitur bewusst und zu Recht nicht schönreden, sondern die Härten und den Terror herausarbeiten. Schon dem sehnsuchtsvollen Aida-Motiv in der Ouvertüre nahm er alle romantische Wärme und diktierte ihm Kälte und Bitterkeit ein. Gegen die Erwartungen des später sehr unzufriedenen Publikums befreite Gatti den populären Klassiker aus der Vereinnahmung durch die Opern-Arena-Gefälligkeit. Allerdings hielt er viel zu starr an diesem Konzept fest, wodurch sogar am Ende der verklärte Klangzauber des Liebesduettes zwischen Aida und Radames in der Todesgruft stumpf blieb. Grob blieb das ganze Werk.
Immerhin zog Gatti interpretatorisch an einem Strang mit dem Regisseur, Christof Nel. Wenn die Ägypter feiern, quälen sie zugleich ihre unterworfenen Feinde, die gefangenen Soldaten und die erbeuteten Frauen.
Um die Waffen für das Gemetzel zu weihen, wurde einem Gefangenen die Kehle durchschnitten. Mit dem frischen Blut werden jetzt die Schwerter bestrichen. Szene und Musik wird so jeder touristische Exotismus ausgetrieben und die unheimliche Selbstlegitimation des Schlachtens ans Licht gezerrt.
Die Kostüme erinnern zwar an die Welt der Pharaonen, sind aber abstrahiert, ohne ihre Archaik zu verlieren. Auch die Drehbühne von Jan Kilian mit ihren hohen rechteckigen Bauten hat eine antike Anmutung, ist aber vom Bauhausgeist geläutert. Die potenzielle Brutalität der Macht ist eben eine zeitlose Geschichte. Die neue Münchner "Aida" zeigt eine anthropologische Konstante, ohne mit dem Holzhammer politischer Aktualität zu philosophieren. Dennoch wird man mit dieser Arbeit nicht froh. Vielleicht weil sie eine kühle Distanz zum Schrecken behält. Die Übergriffe der Macht werden nur in trivialen Tanz-Choreographien gezeigt. Aida, Radames und Amneris gestikulieren auf Stummfilm-Niveau. Die Personenführung der Solisten wirkt beliebig. Die Inszenierung hat zwar ein Konzept, aber keine Seele.
Ekaterina Gubanova als Amneris riss mit ihrem dunkel-schimmernden Mezzosopran die Aufführung immer wieder aus der Erstarrung. Salvatore Licitra machte mit seinem Radames leider genau sooft alles zunichte. Kein Auftritt wollte ihm an diesem Abend gelingen. Die Aida der Kristin Lewis dagegen zeigte einen leuchtenden Sopran mit kunstvollem Messa di voce.
So wollte der Dirigent Daniele Gatti bei der Premiere gestern Abend die Partitur bewusst und zu Recht nicht schönreden, sondern die Härten und den Terror herausarbeiten. Schon dem sehnsuchtsvollen Aida-Motiv in der Ouvertüre nahm er alle romantische Wärme und diktierte ihm Kälte und Bitterkeit ein. Gegen die Erwartungen des später sehr unzufriedenen Publikums befreite Gatti den populären Klassiker aus der Vereinnahmung durch die Opern-Arena-Gefälligkeit. Allerdings hielt er viel zu starr an diesem Konzept fest, wodurch sogar am Ende der verklärte Klangzauber des Liebesduettes zwischen Aida und Radames in der Todesgruft stumpf blieb. Grob blieb das ganze Werk.
Immerhin zog Gatti interpretatorisch an einem Strang mit dem Regisseur, Christof Nel. Wenn die Ägypter feiern, quälen sie zugleich ihre unterworfenen Feinde, die gefangenen Soldaten und die erbeuteten Frauen.
Um die Waffen für das Gemetzel zu weihen, wurde einem Gefangenen die Kehle durchschnitten. Mit dem frischen Blut werden jetzt die Schwerter bestrichen. Szene und Musik wird so jeder touristische Exotismus ausgetrieben und die unheimliche Selbstlegitimation des Schlachtens ans Licht gezerrt.
Die Kostüme erinnern zwar an die Welt der Pharaonen, sind aber abstrahiert, ohne ihre Archaik zu verlieren. Auch die Drehbühne von Jan Kilian mit ihren hohen rechteckigen Bauten hat eine antike Anmutung, ist aber vom Bauhausgeist geläutert. Die potenzielle Brutalität der Macht ist eben eine zeitlose Geschichte. Die neue Münchner "Aida" zeigt eine anthropologische Konstante, ohne mit dem Holzhammer politischer Aktualität zu philosophieren. Dennoch wird man mit dieser Arbeit nicht froh. Vielleicht weil sie eine kühle Distanz zum Schrecken behält. Die Übergriffe der Macht werden nur in trivialen Tanz-Choreographien gezeigt. Aida, Radames und Amneris gestikulieren auf Stummfilm-Niveau. Die Personenführung der Solisten wirkt beliebig. Die Inszenierung hat zwar ein Konzept, aber keine Seele.
Ekaterina Gubanova als Amneris riss mit ihrem dunkel-schimmernden Mezzosopran die Aufführung immer wieder aus der Erstarrung. Salvatore Licitra machte mit seinem Radames leider genau sooft alles zunichte. Kein Auftritt wollte ihm an diesem Abend gelingen. Die Aida der Kristin Lewis dagegen zeigte einen leuchtenden Sopran mit kunstvollem Messa di voce.