Kassel Südstadt - Landaustraße. Wie immer am Dienstag kommt die Müllabfuhr. Es knallt und scheppert, wenn die Tonnen entleert werden: Blechdosen, Holzreste, Plastikschüsseln, sogar Handys, defekte Bügeleisen und Computer purzeln in das Müllfahrzeug – eben alles, was trocken ist. Im Jargon der Stadtreiniger Kassel ist das die "Trockene Tonne". Tags darauf – am Mittwoch – kommt die "Nasse Tonne" dran. Sie enthält alles, was nass ist. Bananenschalen – also klassischen Biomüll – aber auch Windeln, Damenbinden, Katzenstreu und Putzlappen. Peter Bringmann, Anwohner im Versuchsgebiet, findet die Aufteilung des Mülls in eine nasse und trockene Fraktion toll.
"Und es ist einfacher für den einzelnen Bürger auch zu verstehen, dass man nur noch zwei getrennte Sachen hat und nicht mehr wie vorher vier oder fünf verschiedene Sachen, das ist einfach ideal."
Peter Bringmann ist da nicht allein: Nach einer aktuellen Umfrage empfinden 90 Prozent der rund 2200 beteiligten Haushalte die neue Abfalltrennung in nass und trocken als Erleichterung. Einfacher wird es aber auch für die Stadtreinigung. Sie möchte den Müll besser nutzen und zum Beispiel mehr Energie daraus gewinnen. So landet der "nasse Müll" in einer Versuchsanlage, um Biogas zu produzieren. Abfallexperte Professor Arnd Urban von der Uni Kassel begleitet das Projekt.
"Die Anlagenbetreiber sind mit dem Material gut klar gekommen. Aber ich sage ausdrücklich vorsichtig, dass wir das als Indiz auffassen. Aber: Es hätte ja auch anders sein können, dass es sofort Störungen gibt aufgrund von Schwermetallanteilen, aufgrund von Batterien und dergleichen. Und das ist nicht der Fall gewesen. Insofern ist das Ergebnis an der Stelle auf alle Fälle sehr positiv und beruhigend für uns gewesen, dass es funktioniert vom Grundsatz her."
Batterien und Schwermetalle, die den Bioreaktor empfindlich stören könnten, landen zum Glück überwiegend in der trockenen Tonne. Nur 15 Prozent des Müllanteils – so das Ergebnis von "Sortieranalysen" – gehören nicht in die nasse Tonne. Der Energiegewinn – so Urban – ist erheblich:
"Wir machen ja partiell auch die Biomüllsammlung in Kassel, und das hochgerechnet auf das Stadtgebiet hätten wir eine Energiegewinnung von fünf Gigawattstunden pro Jahr. Wenn wir das neue System nehmen mit den nassen Abfällen und aus den Betriebsversuchen hochrechnen, wie viel Biogas und welchen Heizwert dem Biogas beigemessen erzeugt wird, kommen wir auf zehn Gigawattstunden, also eine Verdoppelung dieser Zeit unabhängig nutzbaren Energie."
Ungleich problematischer ist die "trockene Tonne". Denn nur die Hälfte des dort deponierten Mülls entspricht den Anforderungen. Ein Großteil des falsch zugewiesenen Mülls sind Bioabfälle. Und Handys, die mit einer verschimmelten Pizza verklebt sind, lassen sich nun mal nicht so gut recyceln. Genau das, die Wertstoffrückgewinnung, verfolgen "Die Stadtreiniger Kassel" mit diesem Konzept. Birgit Knebel spricht von "Müllverweigerern":
"Es sind vielleicht banalere Geschichten, dass die sogenannten Verweigerer grundsätzlich ihre Abfälle nicht trennen, und wir müssen es einfach schaffen, diese Menschen dazu zu bringen, dass sie die nasse Tonne nutzen und nicht den Abfall in die trockene Tonne geben. Ich denke, das ist im Augenblick noch das Problem."
Zumal die Kasseler Bürger auch noch das Altpapier, die Altkleider und das Altglas separat entsorgen müssen. Viel einfacher – wie gerne betont - ist es mit dem "Kasseler Modell" also doch nicht geworden. Ob das System flächendeckend eingeführt werden kann, steht noch in den Sternen. Wichtig – so Birgit Knebel – sei die Kostenneutralität. Wenn der Gewinn an Biogas und Rohstoffen den Mehraufwand finanziert – die Müllgebühren deswegen also nicht erhöht werden müssen, gibt es grünes Licht. Aber das kann noch Jahre dauern.
"Und es ist einfacher für den einzelnen Bürger auch zu verstehen, dass man nur noch zwei getrennte Sachen hat und nicht mehr wie vorher vier oder fünf verschiedene Sachen, das ist einfach ideal."
Peter Bringmann ist da nicht allein: Nach einer aktuellen Umfrage empfinden 90 Prozent der rund 2200 beteiligten Haushalte die neue Abfalltrennung in nass und trocken als Erleichterung. Einfacher wird es aber auch für die Stadtreinigung. Sie möchte den Müll besser nutzen und zum Beispiel mehr Energie daraus gewinnen. So landet der "nasse Müll" in einer Versuchsanlage, um Biogas zu produzieren. Abfallexperte Professor Arnd Urban von der Uni Kassel begleitet das Projekt.
"Die Anlagenbetreiber sind mit dem Material gut klar gekommen. Aber ich sage ausdrücklich vorsichtig, dass wir das als Indiz auffassen. Aber: Es hätte ja auch anders sein können, dass es sofort Störungen gibt aufgrund von Schwermetallanteilen, aufgrund von Batterien und dergleichen. Und das ist nicht der Fall gewesen. Insofern ist das Ergebnis an der Stelle auf alle Fälle sehr positiv und beruhigend für uns gewesen, dass es funktioniert vom Grundsatz her."
Batterien und Schwermetalle, die den Bioreaktor empfindlich stören könnten, landen zum Glück überwiegend in der trockenen Tonne. Nur 15 Prozent des Müllanteils – so das Ergebnis von "Sortieranalysen" – gehören nicht in die nasse Tonne. Der Energiegewinn – so Urban – ist erheblich:
"Wir machen ja partiell auch die Biomüllsammlung in Kassel, und das hochgerechnet auf das Stadtgebiet hätten wir eine Energiegewinnung von fünf Gigawattstunden pro Jahr. Wenn wir das neue System nehmen mit den nassen Abfällen und aus den Betriebsversuchen hochrechnen, wie viel Biogas und welchen Heizwert dem Biogas beigemessen erzeugt wird, kommen wir auf zehn Gigawattstunden, also eine Verdoppelung dieser Zeit unabhängig nutzbaren Energie."
Ungleich problematischer ist die "trockene Tonne". Denn nur die Hälfte des dort deponierten Mülls entspricht den Anforderungen. Ein Großteil des falsch zugewiesenen Mülls sind Bioabfälle. Und Handys, die mit einer verschimmelten Pizza verklebt sind, lassen sich nun mal nicht so gut recyceln. Genau das, die Wertstoffrückgewinnung, verfolgen "Die Stadtreiniger Kassel" mit diesem Konzept. Birgit Knebel spricht von "Müllverweigerern":
"Es sind vielleicht banalere Geschichten, dass die sogenannten Verweigerer grundsätzlich ihre Abfälle nicht trennen, und wir müssen es einfach schaffen, diese Menschen dazu zu bringen, dass sie die nasse Tonne nutzen und nicht den Abfall in die trockene Tonne geben. Ich denke, das ist im Augenblick noch das Problem."
Zumal die Kasseler Bürger auch noch das Altpapier, die Altkleider und das Altglas separat entsorgen müssen. Viel einfacher – wie gerne betont - ist es mit dem "Kasseler Modell" also doch nicht geworden. Ob das System flächendeckend eingeführt werden kann, steht noch in den Sternen. Wichtig – so Birgit Knebel – sei die Kostenneutralität. Wenn der Gewinn an Biogas und Rohstoffen den Mehraufwand finanziert – die Müllgebühren deswegen also nicht erhöht werden müssen, gibt es grünes Licht. Aber das kann noch Jahre dauern.