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Trockenzeiten, Hitzewellen, Überweidung

Wo sich Wüsten ausbreiten, wächst nichts mehr. Und wo nichts mehr wächst, haben die Menschen nichts zu essen. Wüstenbildung hängt also eng mit Armut und Elend zusammen. Darauf macht der Tag zur Bekämpfung der Wüstenbildung aufmerksam, der 17. Juni. Auf Einladung der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit informieren Wissenschaftler in Berlin über die Hintergründe.

Von William Vorsatz |
    Die Wissenschaftler des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung sind alarmiert. Sie haben lange beobachtet, wie sich die Klimazonen weltweit verändern. Prof. Friedrich-Wilhelm Gerstengarbe:

    "Das haben wir gemacht von 1901 an bis 2003, also im Prinzip die letzten 100 Jahre, und haben uns dann angeschaut, was ist in den letzten 15 Jahren passiert, und da hat die Wüste weltweit um über 500.000 Quadratkilometer zugenommen, Deutschland hat eine Fläche von 330 - 340.000 Quadratkilometer, also in diesen 15 Jahren ist ein Gebiet, dass deutlich größer ist, als Deutschland, in Wüste umgewandelt worden. Das geht dann ziemlich schnell, das sind mehr als 100 qkm pro Tag. "

    Weltweit steigende Temperaturen erzeugen in den feuchten Gebieten der Erde immer mehr Niederschläge, während die trockenen Areale weiter austrocknen. Vor allem an den Rändern der großen Wüsten wie der Sahara in Afrika gehen die Savannen verloren. Aber schon längst ist auch Europa betroffen.

    "Das westliche Mittelmeergebiet wird deutlich trockener und da kann man unter Umständen in den nächsten Jahrzehnten wüstenähnliche Regionen sicher beobachten. Diese Trockenperiode in Spanien, die ist auch schon nicht mehr als normal zu bezeichnen und die Probleme kommen dann. "

    Die derzeitigen Maßnahmen zum Klimaschutz reichten bei Weitem nicht aus, betonen Experten wie Gerstengarbe. Das Kyoto-Protokoll könne im besten Fall helfen, etwas Zeit zu gewinnen. Klimaveränderungen sind aber nur eine Ursache für den Verlust von Vegetationszonen, betont der Botaniker Professor Norbert Jürgens von der Universität Hamburg:

    "Da ist nicht ein Treibhausgas oder ein Ozonloch, sondern es sind auch oft schleichende Prozesse, bei denen Übernutzung, falsche Nutzung, gelegentliche Klimaextremwerte, eine Dürrezeit oder eine extreme Flut, manchmal aber auch Politikversagen, Krisen, gewaltsame Auseinandersetzungen, die die Landschaft verheeren, die da zusammen kommen mit immer wiederkehrenden Problemlagen der Bevölkerung, wodurch in der Summe dann oft die Zerstörung ehemals fruchtbarer Landschaften zu Stande kommt. "

    Die ökologische Katastrophe am Aralsee zwischen Usbekistan und Kasachstan ist ein Beispiel. Zu Sowjetzeiten haben die Planer die Zuflüsse zu dem See für Baumwollplantagen umgelenkt. Jetzt macht sich Wüste breit, wo früher Wasser und fruchtbare Uferregionen waren. Der Begriff der Desertifikation wird heute jedoch breiter gefasst als noch vor einem Jahrzehnt, Von "Verwüstungen" könne auch in Deutschland gesprochen werden, meint Prof. Jürgens, und führt die Monokulturen in vielen Forsten an:

    "Man kann feststellen, dass durch den Austausch der Laubwälder in Teilen Norddeutschlands durch Nadelwälder, also Kiefern zum Beispiel, vermehrt die Niederschlagsmenge, die wirklich im Boden ankommt, auf den Blättern und Nadeln, die ja immer grün sind, also auch im Winter lange Zeit das Wasser tragen, durch sofortige Verdunstung wieder in die Atmosphäre entweichen und dann gar nicht in den Boden hinuntertropfen.

    Wirklich problematisch sind aber vor allem die Dürreregionen der Erde. Vor zehn Jahren haben die Vereinten Nationen deshalb die Konvention zur Wüstenbekämpfung, die UNCCD, verabschiedet. Auch Deutschland hat unterschrieben und beteiligt sich an weltweit 520 Entwicklungsprojekten. Vor allem in Afrika. Aber Norbert Jürgens warnt trotzdem vor zu großem Optimismus:

    "Es hat leider den Charakter einer Feuerwehr, die auf allen Seiten von Bränden umzingelt ist. Und in sofern sehr viele Adhoc-Entscheidungen treffen muss, während an anderen Stellen neue Brände entstehen.