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Tropfen auf heißem Stein

Wie viel kostet diese Fußball-WM - und wer bezahlt? Die Angaben gehen weit auseinander, wie immer bei derartigen Großveranstaltungen explodieren die Kosten. Südafrika macht da keine Ausnahme.

Von Jens Weinreich |
    Franz Beckenbauer, Mitglied des FIFA-Exekutivkomitees, betrachtet auch die Frage der WM-Finanzen in Südafrika mit der ihm eigenen Gelassenheit. Er sagt:

    "Hier musste viel investiert werden, denn es war ja der Wunsch der FIFA, dass die Weltmeisterschaft in Afrika stattfindet, also muss an auch von der FIFA-Seite dafür sorgen, dass das ein voller Erfolg wird. Und das hat natürlich viel Geld gekostet"

    Das Grundproblem besteht - wie bei allen Mega-Events - auch bei der WM 2010: In der Öffentlichkeit wird kaum zwischen den beiden Etat-Kategorien unterschieden.

    a) gibt es stets den reinen Organisationsetat und
    b) die Kosten für die komplette Infrastruktur.

    Letztere sind in Südafrika erwartungsgemäß explodiert. Die Stadien kosten rund zwei Milliarden Euro. Insgesamt sollen in den vergangenen Jahren rund 2,5 Milliarden in die Infrastruktur im Umfeld der Stadien und landesweit mehr als 3 Milliarden investiert worden sein. Der Fußball-Weltverband FIFA bezahlt, wie auch das Internationale Olympische Komitee bei Olympischen Spielen, keinen Cent für die Infrastruktur.

    Aus ihren milliardenschweren Marketingeinnahmen geben diese Sport-Großverbände jeweils nur einen Teil an die Organisationskomitees weiter. Die FIFA verzeichnet in diesem WM-Zeitraum Rekordeinnahmen von 3,2 Milliarden Dollar - und zahlt daraus so viel wie nie zuvor für eine Weltmeisterschaft - bis zu 1,3 Milliarden Dollar, wie Generalsekretär Jerome Valcke sagt:

    ""It is difficult to say how much exactly. I can tell you: The cost of this World Cup is 1,2 to 1,3 billion US. That is what FIFA pays to the different groups.”"

    Kürzlich wurde der direkte Zuschuss für das WM-Organisationskomitee, das vor allem unter dem Ticket-Desaster leidet, um 100 Millionen Dollar auf 515 Millionen erhöht. Dazu kommen die Kosten für die Teams und das Preisgeld, ebenfalls etwa eine halbe Milliarde, und etliche kleinere Posten.

    Es stimmt, die FIFA beteiligt sich in Südafrika in größerem Ausmaß an den Kosten, doch das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Denn Regel Nummer eins bei derartigen Großveranstaltungen gilt weiter: Die Zeche wird fast ausschließlich mit öffentlichen Mitteln beglichen.