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Frankreich
Trotz Streiks der Redaktion: Weit rechts stehender Journalist tritt Posten als Chefredakteur bei Zeitung "Le Journal du Dimanche" an

Nach dem längsten Zeitungsstreik in der jüngeren französischen Geschichte haben die Mitarbeiter der traditionsreichen Sonntagszeitung "Le Journal du Dimanche" (JDD) die Ernennung eines als extrem rechts geltenden Journalisten als Chefredakteur hingenommen. Man gestehe ein, dass man nicht gewonnen habe, heißt es in einer Stellungnahme der Journalistengewerkschaften.

    Der Schriftzug der französischen Sonntagszeitung "Le Journal du Dimanche".
    Die Mitarbeiter der französischen Sonntagszeitung "Le Journal du Dimanche" beenden ihren Streik. (AFP / VINAY GUPTA)
    Der 34 Jahre alte Geoffroy Lejeune trat am selben Tag offiziell seinen Dienst als Chefredakteur von "JDD" an. Zuvor hatten die Redaktion und das Unternehmen Lagardère News, zu dem "JDD" gehört, ein Abkommen unterzeichnet. Es sieht unter anderem Abfindungen für Journalisten vor, die das Blatt verlassen möchten. Der neue Chefredakteur werde "eine leere Redaktion vorfinden", erklärten die Journalistengewerkschaften. "Dutzende Journalisten weigern sich, mit ihm zusammenzuarbeiten und werden JDD verlassen", hieß es.

    Redaktion wegen neuem Chefredakteur im Streik

    Die Redaktion war seit dem 22. Juni im Streik gewesen. Der Eigentümer des Blattes, Lagardère, hatte gegen den Willen der Redaktion Lejeune zum Chefredakteur ernannt. Dieser war zuvor Chefredakteur der Zeitschrift "Valeurs Actuelles" gewesen, die den rechtsextremen Kandidaten Zemmour im Präsidentschaftswahlkampf unterstützt hatte. Lejeune war von "Valeurs Actuelles" entlassen worden. Ihm wurde vorgeworfen, das Blatt zu sehr auf rechtsextremen Kurs gebracht zu haben.

    Vivendi-Konzern übernimmt Lagardère-Gruppe

    Lagardère wies Vermutungen zurück, der ultrakonservative Milliardär Bolloré habe diese Entscheidung beeinflusst. Bolloré steht an der Spitze des Vivendi-Konzerns, zu dem zahlreiche TV-Kanäle und Zeitschriften gehören. Kritiker werfen ihm vor, den Aufstieg des TV-Kommentators Zemmour zum Präsidentschaftskandidaten ermöglicht und massiv unterstützt zu haben. Zemmour war auf etwa sieben Prozent der Stimmen gekommen.
    Kurz vor der Ernennung Lejeunes hatte die EU-Kommission grünes Licht für die Übernahme der Lagardère-Gruppe durch Vivendi gegeben. Die Gruppe umfasst neben dem JDD auch die Zeitschrift "Paris Match" und mehrere Radiosender.