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Trügerische Ruhe?

IOC-Kommunikationsdirektor Mark Adams verkündet tagtäglich gute Nachrichten. Die aktuellen Zahlen aus Vancouver: 888 Trainingskontrollen, 853 Wettkampfkontrollen - alle negativ. Allerdings wurden insgesamt nur 383 Blutproben genommen.

Von Jens Weinreich | 25.02.2010
    Das Wachstumshormon HGH ist beispielsweise nur in Blutproben nachzuweisen. Anfang der Woche war der erste HGH-Nachweis bekannt geworden - ein britischer Rugbyspieler.

    Nach wie vor können viele Modedrogen nicht nachgewiesen werden, etwa andere Wachstumsfaktoren und etliche EPO-Formen. Auch wirft die Qualität der Tests während der Spiele immer wieder Fragen auf. In Vancouver wollen IOC und WADA ein Bild erfolgreicher Dopingbekämpfung zeichnen und etwa den Eindruck erwecken, unmittelbar vor den Spielen seien mehr als 30 Sportler aus dem Verkehr gezogen worden. Dabei wurden sämtliche Fälle seit Mitte letzten Jahres gezählt. Exakte Daten zu allen Fällen - Namen, Sportarten, Nationen - verweigert man noch immer.

    Travis Tygart, Chef der amerikanischen Antidopingagentur USADA, bezeichnete den HGH-Nachweis nun zwar als wichtigen Schritt nach vorn. Gleichzeitig aber kritisierte er, dass zu wenig Blutkontrollen in der Trainingsphase durchgeführt werden.

    Gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" erklärte der Däne Rasmus Damsgaard, dass in Vancouver etliche Langläufer mit abnormen Blutprofilen und abnormen Epo-Urin-Profilen teilnehmen. Sie konnten nicht gesperrt werden, weil in einem WADA-Labor eine Panne passierte: Die B-Proben wurden zerstört. Laut Damsgaard, der im Ski-Weltverband die Dopingbekämpfung organisiert, wurden nach der Panne zwar einige dieser Läufer bei Zielkontrollen erwischt - andere allerdings liefen in Vancouver.

    Das IOC verweist stets auch darauf, dass die Olympia-Proben eingefroren werden und acht Jahre lang nachgetestet werden können. Nach den Sommerspielen von Peking waren bei Nachkontrollen fünf Athleten, darunter ein vermeintlicher Leichtathletik-Olympiasieger, mit dem Blutdopingmittel CERA erwischt worden. Andererseits wurden etliche Sachverhalte bekannt, die das Vertrauen in die IOC-Politik erschütterten. So durften damals die Fachverbände eine Auswahl treffen, welche Proben nachgetestet werden sollten.