
Trump sagte auf die Frage eines Journalisten, ob er bereit sei, in die zweite Phase von Sanktionen gegen Moskau einzutreten: "Ja, das bin ich." Mehr Angaben machte der Republikaner nicht. Es blieb unklar, ob neue Sanktionen tatsächlich verhängt werden und wenn ja, wann. Vorausgegangen war in der Nacht zum Sonntag der bisher größte russische Luftangriff auf die Ukraine seit Kriegsbeginn. Durch die Attacken geriet in der Hauptstadt Kiew auch der Regierungssitz in Brand, mehrere Menschen wurden getötet.
Die USA sehen Sanktionen als Mittel an, um den russischen Präsidenten Putin zu einer Friedenslösung im Ukraine-Krieg zu bewegen. Diplomatische Bemühungen Trumps blieben bisher ohne Erfolg. Putin wurde zuletzt vorgeworfen, ein direktes Treffen mit dem ukrainischen Staatschef Selenskyj hinauszuzögern. Trump hatte vor Tagen angedeutet, neben bereits erlassenen Strafzöllen gegen Indien wegen dessen Geschäften mit Russland gebe es weitere Pläne: eine "Phase 2" und eine "Phase 3". Näher ging der Präsident jedoch nicht darauf ein.
Drohungen nur in abgeschwächter Form wahrgemacht
Trump hatte Mitte Juli mit Zöllen gegen Russlands Handelspartner in Höhe von etwa 100 Prozent gedroht. Doch zumindest in diesem Umfang kamen die Strafabgaben nicht: Auf indische Produkte erheben die USA seit vergangener Woche wegen dessen Ölgeschäften mit Russland zusätzliche Zölle in Höhe von 25 Prozent.
Indien ist bislang der einzige Handelspartner Russlands, gegen den die USA im Kontext des Ukraine-Kriegs mit Zöllen vorgehen. Indien ist nach China der zweitgrößte Abnehmer von russischem Rohöl. Das Land kauft russisches Öl in großem Umfang, meist zu ermäßigten Preisen. Die daraus gewonnenen Produkte wie Diesel verkauft Indien weiter, auch nach Europa.
EU und USA beraten gemeinsam über neue Sanktionen
Für den heutigen Montag ist zu dem Thema ein transatlantisches Treffen in Washington geplant. Mehrere europäische Beamte unter der Leitung des EU-Sanktionsbeauftragten David O'Sullivan sind im US-Finanzministerium, um verschiedene Formen des wirtschaftlichen Drucks auf Russland zu besprechen - darunter auch neue Sanktionen, wie ein Sprecher der EU-Kommission der Deutschen Presse-Agentur bestätigte.
US-Finanzminister Scott Bessent sagte am Sonntag im TV-Sender NBC News: "Wir sind bereit, den Druck auf Russland zu erhöhen, aber wir brauchen die Unterstützung unserer europäischen Partner." Wenn die USA und die EU Zölle für Länder einführten, die russisches Öl kauften, dann werde die russische Wirtschaft zusammenbrechen. Das dürfte Putin an den Verhandlungstisch bringen, sagte der Minister.
Trump kritisiert europäische Russland-Geschäfte
Trump soll europäischen Ländern unlängst ihre Importe fossiler Energie aus Russland vorgehalten haben. Laut dem US-Online-Medium "Axios" und dem TV-Sender CNN, die sich auf das Weiße Haus berufen, forderte der Präsident von den Europäern, ihre Ölgeschäfte zu beenden, mit denen Russland seinen Krieg gegen die Ukraine finanziere. Zudem sollten die Staaten auch Druck auf China ausüben.
Nach EU-Angaben sind die Ölgeschäfte Europas mit Russland in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen. Völlig eingestellt wurden sie allerdings nicht. Die EU hatte nach Moskaus Angriff auf die Ukraine 2022 weitgehende Einfuhrverbote gegen russische Energieträger wie Kohle und Öl verhängt. Diese erstrecken sich allerdings nicht auf Erdöl, das in Pipelines transportiert wird. Die russische Erdölpipeline Druschba transportiert nach wie vor Öl nach Ungarn und in die Slowakei.
Auch russisches Erdgas fließt weiter in die Europäische Union. Die Slowakei bezieht Gas über die Pipeline Turkstream - in wachsender Menge, wie Regierungschef Fico dieser Tage mitteilte. Auch westeuropäische Länder zählen immer noch zu Moskaus Kundschaft. Die größten EU-Importeure von russischem Flüssigerdgas sind Frankreich, Spanien, die Niederlande, Belgien und Italien. Erst 2028 will die EU komplett aus Gaslieferverträgen mit Russland aussteigen - ein Vorhaben, gegen das Fico bereits sein Veto angekündigt hat.
Einen Überblick über die Sanktionen, die die Europäische Union bislang gegen Russland erlassen hat, finden Sie auf der Website der EU-Kommission, die auch eine entsprechende Zeitleiste bietet.
Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle bietet auf seiner Internetseite ebenfalls eine Gesamtschau zu ”restriktiven Maßnahmen gegen Russland” an.
Diese Nachricht wurde am 08.09.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.