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Trump und Nordkorea
Die nukleare Krise geht weiter

2018 hält die nukleare Bedrohung weiter an: Während Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un im Besitz von Atomwaffen eine Art Lebensversicherung für sein Regime sieht, will US-Präsident Donald Trump ein atomar bewaffnetes Nordkorea verhindern - notfalls auch militärisch.

Von Martin Ganslmeier | 02.01.2018
    In einer Bahnstation in Seoul in Südkorea stehen Menschen vor einem TV-Bildschirm, auf dem US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un zu sehen sind.
    US-Präsident Donald Trump und Machthaber Kim Jong Un liefern sich seit Monaten Verbalattacken (AFP/ Jung Yeon-Je)
    Donald Trump ist nicht der erste US-Präsident, der mit Nordkorea zu tun hat. Schon Bill Clinton plante 1994 einen Militärschlag gegen Nordkoreas Nuklear-Reaktor, entschied sich dann aber doch dagegen. Der scheidende Präsident Barack Obama warnte Trump in seinem Übergabe-Gespräch: Kein Konflikt sei so gefährlich wie der auf der koreanischen Halbinsel. "Ihr habt das Problem verschleppt!", wirft Trump seinen Amtsvorgängern vor. Er dagegen werde nicht länger tatenlos zuschauen. Die bisherige "Ära der strategischen Geduld" sei vorbei.
    Anders als frühere US-Präsidenten schreckt Trump auch nicht vor verbalen Angriffen zurück. Nordkoreas Diktator nennt er einen "Raketen-Mann", der sich auf einer "Selbstmord-Mission für sich und sein Regime" befindet.
    Falls Nordkorea nicht von sich aus auf Atomraketen verzichte, seien auch militärische Lösungen nicht ausgeschlossen, betont Trump immer wieder. Die möglichen Szenarien reichen vom Abschuss nordkoreanischer Raketen über Cyberangriffe bis hin zu einem massiven Präventivschlag, der Nordkoreas Führung und die Atomraketen gleichzeitig ausschalten soll. Außenpolitische Experten in den USA halten dies für "Wahnsinn", wäre doch das Risiko durch nordkoreanische Gegenangriffe und Millionen von Opfern viel zu groß.
    Weit entfernt von Verhandlungen
    Auch innerhalb der Trump-Regierung setzen sich Außenminister Tillerson und Verteidigungsminister Mattis für eine diplomatische Lösung ein. Verteidigungsminister Jim Mattis: Die einzig realistische Option dafür - so außenpolitische Experten in Washington - bestehe in einer Doppelstrategie: immer härtere Wirtschaftssanktionen gegen Nordkorea und gleichzeitig diplomatische Verhandlungen. Darum will sich Außenminister Tillerson bei einem für Mitte Januar geplanten internationalen Treffen in Vancouver kümmern: gemeinsam mit den Außenministern von Kanada, Südkorea, Japan, Indien und Schweden. Von direkten Verhandlungen mit Nordkorea sei man jedoch weit entfernt, sagte Trumps Nationaler Sicherheitsberater Raymond McMaster:
    "Jetzt ist nicht die Zeit zu reden. Diese Verhandlungen enden oft in schwachen Vereinbarungen, die Nordkorea dann sofort verletzt. Die Atomprogramme sind so fortgeschritten, dass wir keine Zeit mehr haben, die gescheiterten Lösungsversuche von früher zu wiederholen."
    Bewusst lässt Trump offen, ob er die Diplomatie seines Außenministers unterstützt oder nicht. Nach einem früheren Vermittlungsversuch Tillersons twitterte Trump: "Verschwende Deine Zeit nicht mit dem Raketen-Mann!" Trump gefällt sich in der Rolle des "bösen Polizisten", der einen "großen Knüppel" in der Hand hält. Selbst Trump-Kritiker räumen ein, nie zuvor habe China so eng und konstruktiv mit den USA zusammen gearbeitet. Andere Experten warnen allerdings: Trumps ständige Drohkulissen und sein Finger am Atomknopf könnten schnell zu Missverständnissen und einer nuklearen Katastrophe führen.