Man muss sich David Irving derzeit als einen zufriedenen Menschen vorstellen. Das scheint schwer zu glauben, sitzt der britische Historiker doch seit November in einem Gefängnis in Wien. Heute beginnt sein Prozess wegen eines Auftritts vor einer österreichischen Studentengruppe, in dem Irving die Gaskammern in Auschwitz leugnete und Adolf Hitler als einen Judenfreund beschrieb. Unter dem österreichischen Nazi-Wiederbetätigungsgesetz drohen dem Briten bis zu zehn Jahre Haft.
Doch er steht auch wieder im Blickpunkt der Öffentlichkeit: DER SPIEGEL besuchte ihn im Gefängnis, "La Stampa" interviewte ihn und "The Times" ergriff gar in einem Kommentar wütend Partei: "Irving darf nicht verurteilt werden, denn die Redefreiheit schließt auch das Recht ein, hoffnungslos, nachweislich und wiederholt falsch zu liegen".
So viel Lärm um seine Arbeit liebt der umstrittene Autor. Provozieren wollte Irving schon als Schüler, als er sich "Mein Kampf" von den Lehrern wünschte. Vom Imperial College in London flog er, weil er Professoren als Kommunisten beschimpfte. Ohne Abschluss und mit einem Faible für Deutschland, wo er als Stahlarbeiter jobbte, begann Irving sich auf Themen zu stürzen, die Kontroverse garantierten – die deutsche Schuld am 2. Weltkrieg, die Judenvernichtung.
Seine Mission sei, die etablierten Historiker "dumm aus der Wäsche schauen" zu lassen, sagte Irving einmal. Die mussten murrend anerkennen, dass Irving in Werken über die Bombardierung Dresdens oder über die deutsche Seite der Kriegsführung Unmengen neuer Quellen erschlossen hatte. Über wirre Thesen, der deutsche Führer habe nichts gewusst von der Judenvernichtung, lästerten sie - doch für einen echten Holocaustleugner hielt ihn damals kaum jemand.
Irvings "braune Unterhosen", wie Michael Naumann es einmal nannte, wurden erst in den späten 80er Jahren unübersehbar. Da begann er in seinen Büchern die Fußnoten über den Holocaust zu streichen - denn was nicht geschehen sei, brauche auch keine Erwähnung. Öffentlich trat er so auf:
"Die Gaskammern hat es nicht gegeben und das Leiden der Juden ist nur erfunden."
In Deutschland wurde Irving dafür bereits 1992 zu einer Geldstrafe verurteilt, einreisen darf er hier nicht mehr. Es blieben ihm seine Bücher – die wahrscheinlich ohnehin mehr Einfluss entfalten als seine polemischen Auftritte, denn als Autor verdreht und manipuliert Irving weitaus subtiler.
Die amerikanische Professorin Deborah Lipstadt nannte Irving Ende der 90er Jahre das "Trumpf-Ass der Leugner", weil er durch Unmengen an Fußnoten und den Anschein objektiver Wissenschaftlichkeit historisch unbedarfte Leser manipuliere. Der streitlustige Irving verklagte sie dafür.
In einem mehrmonatigen Prozess in London im Jahr 2000 wiesen Experten wie der Cambridge-Historiker Richard Evans nach, dass Irving in Dutzenden von Fällen Quellen verfälscht hatte – um Argumente gegen Gaskammern und Holocaust zu konstruieren. Der Richter nannte Irving im Urteil einen Faschisten, Rassisten und Holocaustleugner und legte ihm die Zahlung von Gerichtskosten in Millionenhöhe auf. Irving floh davor in die USA und operierte vor allem per Internet, weil kein Verleger mehr seine Bücher drucken wollte.
Deshalb birgt das derzeitige Verfahren auch eine Chance für Irving. Der Brite kann sich noch einmal als Märtyrer seines Anliegens präsentieren: Wie einst der junge Hitler im Landsberger Gefängnis schreibt er demonstrativ ein Buch. So besorgt sind Forscher wie Deborah Lipstadt über diese neue Märtyrer-Rolle, dass sie schon erklärten, ein Irving im Gefängnis nutze niemanden.
Irvings Anwalt will ihn dort auch nicht sehen. Er hat seinem streitlustigen Mandanten dringend geraten, sich im Gerichtssaal zurückzuhalten - und verkündet, nach Durchsicht neuer Dokumente sei Irving von der Tatsache des Holocaust überzeugt. Aber ob der Anwalt den Zündler zähmen kann? Immerhin diktierte Irving kämpferisch Reportern, er könne sich dem Prozess nicht mehr entziehen, da weltweit so viel über seinen Fall geschrieben werde.
Leider stimmt das sogar. In islamischen Ländern wie Iran, wo Holocaustleugnung eine Art Staatsdoktrin geworden ist, haben sie Irving wieder entdeckt. Für die geplante Holocaust-Konferenz in Teheran steht er ganz oben auf der Gästeliste.
Doch er steht auch wieder im Blickpunkt der Öffentlichkeit: DER SPIEGEL besuchte ihn im Gefängnis, "La Stampa" interviewte ihn und "The Times" ergriff gar in einem Kommentar wütend Partei: "Irving darf nicht verurteilt werden, denn die Redefreiheit schließt auch das Recht ein, hoffnungslos, nachweislich und wiederholt falsch zu liegen".
So viel Lärm um seine Arbeit liebt der umstrittene Autor. Provozieren wollte Irving schon als Schüler, als er sich "Mein Kampf" von den Lehrern wünschte. Vom Imperial College in London flog er, weil er Professoren als Kommunisten beschimpfte. Ohne Abschluss und mit einem Faible für Deutschland, wo er als Stahlarbeiter jobbte, begann Irving sich auf Themen zu stürzen, die Kontroverse garantierten – die deutsche Schuld am 2. Weltkrieg, die Judenvernichtung.
Seine Mission sei, die etablierten Historiker "dumm aus der Wäsche schauen" zu lassen, sagte Irving einmal. Die mussten murrend anerkennen, dass Irving in Werken über die Bombardierung Dresdens oder über die deutsche Seite der Kriegsführung Unmengen neuer Quellen erschlossen hatte. Über wirre Thesen, der deutsche Führer habe nichts gewusst von der Judenvernichtung, lästerten sie - doch für einen echten Holocaustleugner hielt ihn damals kaum jemand.
Irvings "braune Unterhosen", wie Michael Naumann es einmal nannte, wurden erst in den späten 80er Jahren unübersehbar. Da begann er in seinen Büchern die Fußnoten über den Holocaust zu streichen - denn was nicht geschehen sei, brauche auch keine Erwähnung. Öffentlich trat er so auf:
"Die Gaskammern hat es nicht gegeben und das Leiden der Juden ist nur erfunden."
In Deutschland wurde Irving dafür bereits 1992 zu einer Geldstrafe verurteilt, einreisen darf er hier nicht mehr. Es blieben ihm seine Bücher – die wahrscheinlich ohnehin mehr Einfluss entfalten als seine polemischen Auftritte, denn als Autor verdreht und manipuliert Irving weitaus subtiler.
Die amerikanische Professorin Deborah Lipstadt nannte Irving Ende der 90er Jahre das "Trumpf-Ass der Leugner", weil er durch Unmengen an Fußnoten und den Anschein objektiver Wissenschaftlichkeit historisch unbedarfte Leser manipuliere. Der streitlustige Irving verklagte sie dafür.
In einem mehrmonatigen Prozess in London im Jahr 2000 wiesen Experten wie der Cambridge-Historiker Richard Evans nach, dass Irving in Dutzenden von Fällen Quellen verfälscht hatte – um Argumente gegen Gaskammern und Holocaust zu konstruieren. Der Richter nannte Irving im Urteil einen Faschisten, Rassisten und Holocaustleugner und legte ihm die Zahlung von Gerichtskosten in Millionenhöhe auf. Irving floh davor in die USA und operierte vor allem per Internet, weil kein Verleger mehr seine Bücher drucken wollte.
Deshalb birgt das derzeitige Verfahren auch eine Chance für Irving. Der Brite kann sich noch einmal als Märtyrer seines Anliegens präsentieren: Wie einst der junge Hitler im Landsberger Gefängnis schreibt er demonstrativ ein Buch. So besorgt sind Forscher wie Deborah Lipstadt über diese neue Märtyrer-Rolle, dass sie schon erklärten, ein Irving im Gefängnis nutze niemanden.
Irvings Anwalt will ihn dort auch nicht sehen. Er hat seinem streitlustigen Mandanten dringend geraten, sich im Gerichtssaal zurückzuhalten - und verkündet, nach Durchsicht neuer Dokumente sei Irving von der Tatsache des Holocaust überzeugt. Aber ob der Anwalt den Zündler zähmen kann? Immerhin diktierte Irving kämpferisch Reportern, er könne sich dem Prozess nicht mehr entziehen, da weltweit so viel über seinen Fall geschrieben werde.
Leider stimmt das sogar. In islamischen Ländern wie Iran, wo Holocaustleugnung eine Art Staatsdoktrin geworden ist, haben sie Irving wieder entdeckt. Für die geplante Holocaust-Konferenz in Teheran steht er ganz oben auf der Gästeliste.