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Trumps Jerusalem-Entscheidung
"Rückenwind für die israelische Regierung"

Als Ausweg aus einem "völlig sinnlosen Konflikt" sei er nach wie vor von der Zweistaatenlösung überzeugt, sagte der israelische Historiker Moshe Zimmermann im Dlf. Israelis und Palästinenser hätten das Recht auf nationale Selbstbestimmung. Nach Trumps Jerusalem-Entscheidung sei es absolut unwahrscheinlich, dass die USA den Friedensprozess sinnvoll führen könne.

Moshe Zimmermann im Gespräch mit Manfred Götzke | 10.12.2017
    Ein arabischer Junge fährt im arabischen Teil in Ost-Jerusalem an der Mauer entlang, die den israelischen vom palästinensischen Teil trennt.
    Ein arabischer Junge fährt im arabischen Teil in Ost-Jerusalem an der Mauer entlang, die den israelischen vom palästinensischen Teil trennt. (picture alliance / dpa / Oliver Weiken)
    Die Jerusalem-Entscheidung von Donald Trump hat für viel Unruhe im Nahen Osten gesorgt. Die Angst vor einer dritten Intifada geht um. Noch sei es nicht so weit, sagte der Historiker Moshe Zimnmermann im Dlf. Die Palästinenser seien zu schwach, um eine Intifada wie vor 15 und 30 Jahren zu führen. Andererseits hätten die Palästinenser gelernt, dass es der Durchführung ihrer Ziele nicht diene. Man müsse andere Wege einschlagen.
    Die arabische Welt sei erzürnt über die Deklaration Trumps. In der Realität sei West-Jerusalem schon seit 1948 die Hauptstadt Israels und trotzdem nicht anerkannt worden. Trumps Signal sei jetzt: Wir anerkennen die Besatzung Ost-Jerusalems. Da sei "ein großer Schritt weiter". Die Palästinenser könnten das nicht akzeptieren - und auch nicht die Weltgemeinschaft.
    Die Reaktionen von Opposition und Regierung in Israel seien ähnlich. Präsident Netanjahu habe es geschafft, den Präsidenten der wichtigsten Weltmacht USA hinter sich zu bringen. Für ihn sei das ein Erfolg. Außer den USA komme für Israel kein anderer Vermittler in Frage: Europa betrachte man eher als Feind, die Russen hätten kein Interesse und für die Chinesen sei Israel und Palästina viel zu weit weg. Angesichts des Verhaltens sei es absolut unwahrscheinlich, dass die USA einen Friedensprozess sinnvoll führen könne.