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Trumps Wirtschaftpläne
Sorge vor neuem US-Protektionismus

Das Wirtschaftsprogramm von Donald Trump enthält das ein oder andere Wahlgeschenk: Der Höchstsatz für die Einkommenssteuer soll gesenkt werden, die Erbschaftssteuer soll wegfallen und das geplante Freihandelsabkommen mit der EU gehört für Trump in den Papierkorb. Wie kommen diese Pläne in Deutschland an?

Von Michael Braun | 09.08.2016
    Donald Trump bei seiner Rede zur Wirtschaftspolitik in Detroit.
    Donald Trump bei seiner Rede zur Wirtschaftspolitik. (dpa/picture alliance/Elaine Cromie)
    So deutlich sagt es niemand, aber wer die Gesichter im Gespräch sieht, die Zwischentöne hört, der ahnt: Es geht ein Grauen durch die deutsche Wirtschaft, wenn sie auf Donald Trumps außenhandelspolitisches Konzept angesprochen wird. Dass Trump zunächst plante, die Handelsverträge mit Kanada, Mexiko und China aufzukündigen und nun auch das europäisch-amerikanische Handelsabkommen TTIP ablehnt, macht Sorge:
    "Also, vieles von dem, was Herr Trump vorgeschlagen hat, wirkt doch sehr protektionistisch. Und wenn der Präsidentschaftskandidat das so wahr machen würde, also, da kann man als Vertreter der deutschen Wirtschaft große Sorgen bekommen, " sagt der Leiter Außenwirtschaft des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier.
    Beispiel Maschinenbau: Kurzzeitig war China der wichtigste Auslandsmarkt dieser wichtigen deutschen Industriebranche. Seit dem vorigen Jahr haben die Vereinigten Staaten wieder diese Rolle eingenommen. Für 16,8 Milliarden Euro haben hiesige Maschinenbauer voriges Jahr nach Amerika geliefert. Es könnte mit TTIP noch mehr werden, weil sie dann günstiger anbieten könnten. Eine Milliarde Euro Zölle würden die Maschinenbauer mit einem Freihandelsabkommen sparen. Käme es nicht, folgert Ulrich Ackermann, der Chef der Außenhandelsabteilung des VDMA:
    "Das würde uns natürlich stark sogar betreffen. Denn die USA sind seit 2015 wieder unser wichtigster Exportmarkt und auch unser wichtigster Auslands-Investitionsstandort. Und wenn hier Sand ins Getriebe kommt, hat das natürlich erhebliche Auswirkungen."
    Es sich nicht mit einem möglichen Präsidenten Trump verderben
    Ganz dumm liefe es für die Exportbranchen, wenn sich die eher links und ökologisch orientierten hiesigen TTIP-Gegner zumindest im Ergebnis zusammentäten mit Donald Trump und gemeinsam, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen, den Freihandel bekämpften. Von einer "unheiligen Allianz" wird dann gesprochen.
    Das aber lieber nicht vor geöffnetem Mikrofon. Dort, fern des Mikrofons, wollen auch lieber andere große Branchen bleiben, es sich nicht mit einem möglichen Präsidenten Trump verderben. Oder sie üben einfach höfliche Zurückhaltung vor einer Wahl im Ausland. Die Position etwa der deutschen Autoindustrie ist aber im Grundsatz klar: Der Abbau von Handelsschranken fördere den Wettbewerb zwischen beiden Seiten des Atlantiks, der Verbraucher bekomme mehr Auto für sein Geld. In der Elektronikindustrie heißt es, Freihandel und offene Märkte seien der Motor für Fortschritt, Wachstum und Wohlstand. Das alles gefährde Trump, meint Rudolf Beesch, der für die Deka Bank die Lage in Amerika beobachtet:
    "Also, er plant ja tatsächlich auch Schutzzölle einzuführen. Das Problem ist: Dann würden die Güter extrem teuer werden, das würde zu einer Inflation führen, die die Zentralbank nicht einfach so Schulter zuckend hinnehmen könnte. Sondern die Zentralbank müsste massiv die Leitzinsen anheben. Und eine tiefe Rezession wäre die Folge."
    DIHK-Außenwirtschaftler Treier hat denn auch einen Tipp für Trump bereit: "Jeder Geschäftsmann sollte wissen, und auch Herr Trump ist ja eigentlich auch ein Geschäftsmann, dass man Geschäfte nicht alleine macht. Und das gilt nicht nur innerhalb eines Landes. Das gilt auch über Grenzen hinweg."
    Das Fazit der Recherche: Was Donald Trump plane, wirke wohlstandsmindernd, und zwar nicht nur in den USA, sondern in der ganzen Welt.