Ein Zuschauer hat dem Politiker das Englisch-Lehrbuch seiner Kinder mitgebracht und der Kandidat übersetzt fließend aus dem Englischen ins Tschechische. Geduldig versucht er dann, den vorbei hastenden Menschen die Funktion des Europa-Parlaments zu erklären, in dem jetzt auch 24 tschechische Abgeordnete sitzen werden.
Unsere Ziele drücken sich in unserem Slogan aus - sagt Zahradil. "Gleiche Chancen für alle!" Das heißt: wir wollen, dass alle Staaten in der EU die gleichen Bedigungen und Möglichkeiten haben sollen - unabhängig von ihrer Größe. Wir wollen kein Triumvirat oder so etwas. Wir wollen nicht, dass die großen Staaten das Tempo und die Richtung der Integration diktieren.
Die ODS gilt als Europa-skeptisch. In den letzten Umfragen liegt sie bei den Tschechen weit vorn mit 30 Prozent - gefolgt von Kommunisten und Sozialdemokraten, Christdemokraten und Unabhängigen. Doch nur 40 Prozent der Tschechen wollen sich an der ersten Europa-Wahl in ihrem Land überhaupt beteiligen:
Ich glaube nicht, dass das Europa-Parlament große Macht hat, die Macht haben eher jene Organe, die sich aus den Vertretern der nationalen Regierungen zusammensetzen und die Europäische Kommission.
Die Leute sind schon sehr verdrossen und gelangweilt von der tschechischen Politik. Die Politiker wollen nur wegen des Geldes ins Europa-Parlament und weil das eine Prestige-Sache ist. Unsere Politiker sind überhaupt nicht darauf vorbereitet, dass sie da auch arbeiten müssen. Das wird nicht so ein Herumlungern wie in unserem Parlament. Und ich weiß nicht, ob denen das überhaupt klar ist.
Wenn wir schon in der EU sind, dann sollten wir auch mit entscheiden. Jemand muss unsere Interessen vertreten. Konkret geht es um die Blockierung des deutschen Arbeitsmarkts oder um die Landwirtschaftspolitik.
Die Verteidigung der tschechischen Interessen in Europa - das ist ein Schlagwort, mit dem fast alle Parteien werben. Die Einbindung der tschechischen Parteien in die europäischen Fraktionen und Europa-politische Ziele spielen kaum eine Rolle im Wahlkampf.
Nur bei den Grünen gibt es so etwas wie eine europäische Perspektive, wenn etwa Bergsteiger Reinhold Messner, der bisher für die italienischen Grünen im Europa-Parlament sitzt, in Tschechien Wahlkampf-Hilfe leistet.
Unsere Politiker in Tschechien sind zwar jung, meint die grüne Kandidatin Jana Ulbrychova, aber es fehlt ihnen das junge europäische Denken. Sie sind irgendwo im letzten Jahrhundert stehen geblieben und denken so, wie wir das zu Zeiten des Sozialismus gewohnt waren, das heißt: langfristige Planung großer Fabriken, großer Kraftwerke - auch Atomkraftwerke, die angeblich Arbeitsplätze und eine weitere Entwicklung des Maschinenbaus bringen sollen. Ich halte das für abwegig.
Der Bau von Atomkraftwerken ist in Tschechien vor dem EU-Beitritt zu einer Frage der nationalen Souveränität hochgespielt worden.
Mit der Angst vor Fremdbestimmung aus dem fernen Brüssel - oder schlimmer noch aus Berlin und Paris - lässt sich im Wahlkampf Stimmung machen. Und mehr noch mit der Angst vor steigenden Preisen. Die historische Dimension der ersten Europa-Wahl in Tschechien gerät dabei oft in Vergessenheit - meint diese Frau:
Im Jahr 1990 hatte ich das Glück, vor dem Europa-Parlament zu stehen. Und ich hab mir gesagt: eines Tages werden auch wir da auch drin sein. Es schmerzt mich, wenn heute im Zusammenhang mit dem EU-Beitritt nur über die steigenden Preise der Brötchen gesprochen wird. Dabei geht es doch um etwas viel größeres: das Gefühl, dass es auf dem europäischen Kontinent keinen Krieg mehr geben wird, weil wir wie ein Land geworden sind.
Unsere Ziele drücken sich in unserem Slogan aus - sagt Zahradil. "Gleiche Chancen für alle!" Das heißt: wir wollen, dass alle Staaten in der EU die gleichen Bedigungen und Möglichkeiten haben sollen - unabhängig von ihrer Größe. Wir wollen kein Triumvirat oder so etwas. Wir wollen nicht, dass die großen Staaten das Tempo und die Richtung der Integration diktieren.
Die ODS gilt als Europa-skeptisch. In den letzten Umfragen liegt sie bei den Tschechen weit vorn mit 30 Prozent - gefolgt von Kommunisten und Sozialdemokraten, Christdemokraten und Unabhängigen. Doch nur 40 Prozent der Tschechen wollen sich an der ersten Europa-Wahl in ihrem Land überhaupt beteiligen:
Ich glaube nicht, dass das Europa-Parlament große Macht hat, die Macht haben eher jene Organe, die sich aus den Vertretern der nationalen Regierungen zusammensetzen und die Europäische Kommission.
Die Leute sind schon sehr verdrossen und gelangweilt von der tschechischen Politik. Die Politiker wollen nur wegen des Geldes ins Europa-Parlament und weil das eine Prestige-Sache ist. Unsere Politiker sind überhaupt nicht darauf vorbereitet, dass sie da auch arbeiten müssen. Das wird nicht so ein Herumlungern wie in unserem Parlament. Und ich weiß nicht, ob denen das überhaupt klar ist.
Wenn wir schon in der EU sind, dann sollten wir auch mit entscheiden. Jemand muss unsere Interessen vertreten. Konkret geht es um die Blockierung des deutschen Arbeitsmarkts oder um die Landwirtschaftspolitik.
Die Verteidigung der tschechischen Interessen in Europa - das ist ein Schlagwort, mit dem fast alle Parteien werben. Die Einbindung der tschechischen Parteien in die europäischen Fraktionen und Europa-politische Ziele spielen kaum eine Rolle im Wahlkampf.
Nur bei den Grünen gibt es so etwas wie eine europäische Perspektive, wenn etwa Bergsteiger Reinhold Messner, der bisher für die italienischen Grünen im Europa-Parlament sitzt, in Tschechien Wahlkampf-Hilfe leistet.
Unsere Politiker in Tschechien sind zwar jung, meint die grüne Kandidatin Jana Ulbrychova, aber es fehlt ihnen das junge europäische Denken. Sie sind irgendwo im letzten Jahrhundert stehen geblieben und denken so, wie wir das zu Zeiten des Sozialismus gewohnt waren, das heißt: langfristige Planung großer Fabriken, großer Kraftwerke - auch Atomkraftwerke, die angeblich Arbeitsplätze und eine weitere Entwicklung des Maschinenbaus bringen sollen. Ich halte das für abwegig.
Der Bau von Atomkraftwerken ist in Tschechien vor dem EU-Beitritt zu einer Frage der nationalen Souveränität hochgespielt worden.
Mit der Angst vor Fremdbestimmung aus dem fernen Brüssel - oder schlimmer noch aus Berlin und Paris - lässt sich im Wahlkampf Stimmung machen. Und mehr noch mit der Angst vor steigenden Preisen. Die historische Dimension der ersten Europa-Wahl in Tschechien gerät dabei oft in Vergessenheit - meint diese Frau:
Im Jahr 1990 hatte ich das Glück, vor dem Europa-Parlament zu stehen. Und ich hab mir gesagt: eines Tages werden auch wir da auch drin sein. Es schmerzt mich, wenn heute im Zusammenhang mit dem EU-Beitritt nur über die steigenden Preise der Brötchen gesprochen wird. Dabei geht es doch um etwas viel größeres: das Gefühl, dass es auf dem europäischen Kontinent keinen Krieg mehr geben wird, weil wir wie ein Land geworden sind.