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Tschernobyl
Geld für die neue Hülle

Der sogenannte Sarkophag um die Reaktorruine von Tschernobyl in der Ukraine ist brüchig und hätte längst ersetzt werden sollen. Für die Fertigstellung einer neuen im Bau befindlichen Hülle fehlen rund 650 Millionen Euro. Heute werden in London deshalb erneut Geldgeber gesucht.

    Arbeiten an einer neuen Schutzhülle für den 1986 zerstörten Reaktor in Tschernobyl, Ukraine.
    Arbeiten an einer neuen Schutzhülle für den 1986 zerstörten Reaktor in Tschernobyl, Ukraine. (imago stock&people)
    Die alte Schutzhülle war nach der Explosion des vierten Reaktors am 26. April 1986 eilig errichtet worden. Sie ist brüchig und droht einzustürzen. Ein Ersatz ist dringend notwendig, denn der Reaktor strahlt weiterhin Radioaktivität aus. Die Kosten für den Bau steigen allerdings immer weiter. Der Fonds für die Abschirmung des havarierten Atomkraftwerks sucht deshalb heute in London Geldgeber.
    Bau findet in sicherer Entfernung statt
    Die EU unterstützt den Bau einer neuen Schutzhülle mit weiteren 70 Millionen Euro. Die Europäische Union wolle beitragen, die Finanzlücke bei dem wichtigen Projekt zu schließen, sagte EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker beim EU-Ukraine-Gipfel am Montag in Kiew. Bislang haben die EU und 42 Länder für die im Bau befindliche Hülle insgesamt 1,5 Milliarden Euro bezahlt.
    In Tschernobyl explodierte ein Reaktor am 26. April 1986, hier eine Aufnahme vom 1. Oktober 1986
    In Tschernobyl explodierte ein Reaktor am 26. April 1986, hier eine Aufnahme vom 1. Oktober 1986 (imago stock&people)
    Die Kosten werden aber auf 2,15 Milliarden Euro geschätzt. Es geht nach derzeitigem Stand also um etwa 650 Millionen Euro, die für die Fertigstellung des rund 100 Meter hohen Baus bis Ende 2017 fehlen. An der Schutzhülle wird seit 1992 gebaut, die nach ihrer Fertigstellung auf Schienen über die Ruine geschoben werden soll. Aus Sicherheitsgründen erfolgt der Bau des Sarkophags in sicherer Entfernung von der Ruine selbst.
    Ukraine trägt die Hauptlast
    Die Ukraine, die mit dem militärischen Konflikt im Osten des Landes belastet ist, zeigt sich mit den Tschernobyl überfordert. Die ökologischen Probleme sind groß, denn die Radioaktivität hat sich in der Vegetation rund um Tschernobyl festgesetzt, ein aktuell in der Gegend ausgebrochener Waldbrand könnte sie freisetzen.
    Die Hauptlast des zu Sowjetzeiten gebauten Kraftwerks trägt die Ukraine und der Hauptteil der Arbeit kommt erst noch: Die radioaktiv belasteten Trümmer müssen nach der Installierung der neuen Schutzhülle zerlegt und anschließend "entsorgt" werden.
    (nch/dk)