Gerd Pasch: Nach Malaria und Aids gehört die ansteckende Lungenerkrankung zu den Infektionskrankheiten mit den meisten Opfern weltweit. Rund zwei Millionen Menschen sterben jedes Jahr an Tuberkulose, neun Millionen infizieren sich neu. Da hilft als Vorsorge nur eine Impfung, die aber versagt zunehmend, denn die WHO registriert einen starken Anstieg der multiresistenten Tuberkulosestämme. Herr Professor Stefan Kaufmann, Sie sind Direktor des Max-Planck-Instituts für Infektionsbiologie in Berlin. Warum ist eine Prophylaxe der Tuberkulose so schwierig?
Stefan Kaufmann: Der jetzige Impfstoff ist Bacille Calmette-Guérin (BCG), genannt nach den Entdeckern, die diesen Impfstoff entwickelt haben. Dieser Impfstoff schützt einigermaßen gegen die sehr heftig verlaufende Tuberkulose des Kleinkinds, des Neugeborenen. Aber leider ist er völlig ungenügend zum Schutz gegen die Lungentuberkulose des Erwachsenen, und das ist heute die häufigste Form dieser Krankheit überhaupt.
Pasch: Was geht denn stattdessen und welche Strategien verfolgt die WHO?
Kaufmann: Im Augenblick ist die Strategie der WHO letztendlich eine Verringerung der Inzidenzen, also der Erkrankungsfälle. Es gibt ja den Weltentwicklungsplan, der besagt, dass bis 2015 wir den Anstieg der Tuberkulose mindestens zum Stopp gebracht haben, möglichst sogar einen Abfall der Tuberkulose erreichen. Die jetzigen Möglichkeiten sind in erster Linie - und das favorisiert auch die Weltgesundheitsorganisation - der Einsatz von Medikamenten so schnell wie möglich, sobald eine Tuberkulose erkannt ist. Letztendlich glauben wir aber alle, auch die WHO, dass eine erfolgreiche Eindämmung dieser Krankheit möglich ist nur durch Prävention, also durch eine Impfung.
Pasch: Am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie, also in Ihrem Hause, wird auch schon seit vier Jahren an einem neuen Impfstoff gearbeitet. Wie weit sind Sie damit gekommen?
Kaufmann: In der Tat arbeiten wir schon seit zehn Jahren daran, wir sind jetzt soweit, dass wir einen Impfstoffkandidaten haben. Wir haben den BCG-Impfstoff so verändert, dass er eine breitere, eine qualitativ und auch quantitativ bessere Immunantwort induziert. Und wir glauben, dass durch dieses breitere Abwehrspektrum auch ein besserer Schutz induziert werden kann und genau das sehen wir ja im Tierversuch, also in der präklinischen Phase.
Pasch: Welche Perspektiven ergeben sich denn für die Tuberkulosebekämpfung in der nahen Zukunft?
Kaufmann: Für die nächsten fünf Jahre wird kein neuer Impfstoff auf dem Markt sein, denn die Testungen ziehen sich leicht über zehn Jahre hin, so dass wir in den kommenden fünf Jahren hoffen müssen, dass neue Antibiotika, Chemotherapeutika, also Medikamente, auf den Markt kommen, die besonders auch gegen die vielen und weiter zunehmenden multiresistenten Stämme wirken. Auch da sieht die Situation nicht gerade rosig aus, aber wir können hoffen, dass in fünf Jahren vielleicht ein bis zwei neue Medikamente auf dem Markt sind. Das Problem bei der Tuberkulose ist ja heute auch, dass wir mehr resistente Stämme antreffen, und zwar multiresistente Stämme, gegen die die besten Medikamente nicht mehr wirken, und sogar extensiv resistente Stämme, gegen die so gut wie gar kein Medikament mehr wirkt. In den letzten Monaten hören wir ja immer wieder, dass dieses Problem in Osteuropa, Russland, Asien und auch in südlichen Teilen Afrikas immer stärker wird.
Stefan Kaufmann: Der jetzige Impfstoff ist Bacille Calmette-Guérin (BCG), genannt nach den Entdeckern, die diesen Impfstoff entwickelt haben. Dieser Impfstoff schützt einigermaßen gegen die sehr heftig verlaufende Tuberkulose des Kleinkinds, des Neugeborenen. Aber leider ist er völlig ungenügend zum Schutz gegen die Lungentuberkulose des Erwachsenen, und das ist heute die häufigste Form dieser Krankheit überhaupt.
Pasch: Was geht denn stattdessen und welche Strategien verfolgt die WHO?
Kaufmann: Im Augenblick ist die Strategie der WHO letztendlich eine Verringerung der Inzidenzen, also der Erkrankungsfälle. Es gibt ja den Weltentwicklungsplan, der besagt, dass bis 2015 wir den Anstieg der Tuberkulose mindestens zum Stopp gebracht haben, möglichst sogar einen Abfall der Tuberkulose erreichen. Die jetzigen Möglichkeiten sind in erster Linie - und das favorisiert auch die Weltgesundheitsorganisation - der Einsatz von Medikamenten so schnell wie möglich, sobald eine Tuberkulose erkannt ist. Letztendlich glauben wir aber alle, auch die WHO, dass eine erfolgreiche Eindämmung dieser Krankheit möglich ist nur durch Prävention, also durch eine Impfung.
Pasch: Am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie, also in Ihrem Hause, wird auch schon seit vier Jahren an einem neuen Impfstoff gearbeitet. Wie weit sind Sie damit gekommen?
Kaufmann: In der Tat arbeiten wir schon seit zehn Jahren daran, wir sind jetzt soweit, dass wir einen Impfstoffkandidaten haben. Wir haben den BCG-Impfstoff so verändert, dass er eine breitere, eine qualitativ und auch quantitativ bessere Immunantwort induziert. Und wir glauben, dass durch dieses breitere Abwehrspektrum auch ein besserer Schutz induziert werden kann und genau das sehen wir ja im Tierversuch, also in der präklinischen Phase.
Pasch: Welche Perspektiven ergeben sich denn für die Tuberkulosebekämpfung in der nahen Zukunft?
Kaufmann: Für die nächsten fünf Jahre wird kein neuer Impfstoff auf dem Markt sein, denn die Testungen ziehen sich leicht über zehn Jahre hin, so dass wir in den kommenden fünf Jahren hoffen müssen, dass neue Antibiotika, Chemotherapeutika, also Medikamente, auf den Markt kommen, die besonders auch gegen die vielen und weiter zunehmenden multiresistenten Stämme wirken. Auch da sieht die Situation nicht gerade rosig aus, aber wir können hoffen, dass in fünf Jahren vielleicht ein bis zwei neue Medikamente auf dem Markt sind. Das Problem bei der Tuberkulose ist ja heute auch, dass wir mehr resistente Stämme antreffen, und zwar multiresistente Stämme, gegen die die besten Medikamente nicht mehr wirken, und sogar extensiv resistente Stämme, gegen die so gut wie gar kein Medikament mehr wirkt. In den letzten Monaten hören wir ja immer wieder, dass dieses Problem in Osteuropa, Russland, Asien und auch in südlichen Teilen Afrikas immer stärker wird.