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Tucker Carlson
Vorwürfe gegen Fox-News-Star

Nicht erst die Klagen ehemaliger Mitarbeiterinnen wegen sexueller Belästigung werfen ein schlechtes Licht auf Tucker Carlson: Die Show des Star-Moderators auf Fox News, die auch US-Präsident Trump gerne zitiert, wurde lange inhaltlich von einem Rassisten geprägt. Doch sein Sender hält zu ihm.

Von Sinje Stadtlich |
Tucker Carlson in seiner TV-Show, in einem Spruchband steht "Sie haben viel über 'systematischen Rassismus' gehört."
Tucker Calson: Auf Fox News moderiert er aktuell die Sendung im US-Kabelnetz mit den meisten Zuschauerinnen und Zuschauern. (Imago Images / Zuma Wire)
Autor Blake Neff hat in dem unter Jura-Studenten beliebten Online-Forum "AutoAdmit" jahrelang sexistische und rassistische Kommentare gepostet. Eine seiner harmloseren Aussagen dort war zum Beispiel diese: "Wenn Schwarze zu Hause bleiben und Video-Spiele spielen, dann hilft das enorm, die Kriminalitätsrate zu senken". Viele weitere Kommentare ließen sich öffentlich überhaupt nicht zitieren, so schlimm seien sie – sagt Reporter Oliver Darcy. Er konnte den anonymen User als Blake Neff identifizieren, einen der Haupt-Autoren der Tucker-Carlson-Show.
Auf CNN berichtet Darcy:
"Die Tucker-Carlson-Show sehen jeden Abend Millionen Menschen, sie hat aktuell die besten Einschaltquoten in der Geschichte des Kabelfernsehens. Und ein Haupt-Autor dieser Sendung hat also jahrelang diese rassistischen, fürchterlichen Kommentare gepostet. Und wir wissen, dass Präsident Trump gerne Inhalte der Carlson-Show weiterverbreitet."
Die Macht von Fox News
Manchen Moderatoren des konservativen TV-Senders FOX News wird nachgesagt, dass sie einen größeren Einfluss auf US-Präsident Donald Trump haben als einige seiner engsten Berater. Dabei solle man die Macht des Senders laut Experten nicht überschätzen. Denn er bestätige nur bereits bestehende Sichtweisen.
Wirklich "keine Verbindung zur Sendung"?
Der Sender Fox News reagierte auf die Enthüllung. Man verurteile das "verabscheuungswürdige Verhalten" des Autors und habe dessen Kündigung "sofort akzeptiert". Tucker Carlson selbst sagte einige Tage später in seiner Sendung zwar, die Kritiker Neffs sollten sich vor Selbstgerechtigkeit hüten. Die Aussagen immerhin nannte aber auch er "falsch", sie hätten "keine Verbindung zu der Sendung":
Eben das ist nun die Frage. Blake Neff hatte einst in einem Magazin seiner Universität geprahlt, alles, was Carlson on air sage, sei von ihm beeinflusst. Reporterin Sarah Ellison schreibt für die "Washington Post" über Medien und Politik und sieht sehr wohl einen Zusammenhang zwischen den Ansichten des Autoren und der Sendung:
"Versatzstücke aus diesem Online-Forum sind am Ende in Tucker Carlsons Sendung aufgetaucht. Die User in dem Chatroom haben dann gefeiert, wenn sie ihre Formulierungen im Fernsehen gesehen haben. Kritiker sagen: Das, was Tucker on air formuliert, klinge doch eigentlich wie eine etwas abgeschwächte Version der Dinge, die Blake Neff in dem Online-Forum gepostet hat."
Unterstützung der Alt-Right-Bewegung
Tucker Carlson stand in der Vergangenheit mehrfach wegen diskriminierender Aussagen in seiner Sendung in der Kritik. So sagte er über die Bewegung Black Lives Matter, es gehe ihr sicher nicht um die Leben von schwarzen Menschen. "Denkt daran, wenn sie kommen, um Euch zu holen. Und das werden sie tun, wenn das so weitergeht."
Im August 2019 sagte er, die Idee der "Weißen Vorherrschaft" sei kein Problem in den USA. Es gäbe tatsächlich nur sehr wenige Vertreter dieser Ideologie. Unter dem Konzept der "Weißen Vorherrschaft" versteht man die rassistische Weltanschauung, dass weiße Menschen anderen überlegen seien und daher mehr Rechte hätten.
Wenn Weiße über Schwarze berichten
Die "Black Lives Matter"-Bewegung ist in den USA immer noch ein wichtiges Medienthema. Allerdings sind in den vergangenen Wochen mehrere Medien wegen ihrer Berichterstattung in die Kritik geraten. Doch nun scheint sich in einigen Redaktionen etwas zu ändern.
Immer wieder bekommt Carlson öffentlich Unterstützung von bekannten Figuren der rechtsradikalen Alt-Right-Bewegung und Rassisten, sagt Reporterin Sarah Ellison.
"So hat David Duke zum Beispiel Tucker zuletzt sehr gelobt und getwittert, er sollte doch Trumps Kandidat für den Posten des Vize-Präsidenten werden, das würde Trumps Wiederwahl bestimmt helfen. Duke hatte eine hohe Position im Ku-Klux-Klan inne und ist dort immer noch Mitglied. Außerdem ist er der wohl bekannteste Vertreter der ‚White Supremacy‘ in den USA."
Fox News steht zu Carlson
Einige Werbekunden haben nach diversen Skandalen ihre Spots aus der Tucker-Carlson-Show zurückgezogen. Doch er hat Rückhalt in seinem Sender.
"Die Fox Corporation gehört der Murdoch-Familie – und der Patriarch Rupert Murdoch und sein Sohn Lachlan, der Geschäftsführer, sind beide große Unterstützer von Tucker Carlson und sehen ihn als eine Art Intellektuellen. Außerdem schätzt der Sender Fox News ihn natürlich für seine unglaublich guten Einschaltquoten."
Am Montag haben zwei ehemalige Fox-News-Mitarbeiterinnen Klage gegen verschiedene Moderatoren des Senders eingereicht, unter anderem soll Tucker Carlson eine von ihnen sexuell belästigt haben. Fox News teilte mit, eine eigene Untersuchung des Senders sei zu dem Schluss gekommen, dass die Vorwürfe "falsch" seien. Dass sich an der Ideologie der "Tucker Carlson Tonight"-Show durch die aktuellen Skandale etwas ändert, scheint unwahrscheinlich – das Konzept der Sendung ist einfach zu erfolgreich.