EU-Europäer und Türken sind sich einig: Demokratie kann der Wirtschaft schaden, sei gelegentlich der Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung abträglich und überhaupt fehle der Demokratie manchmal die nötige Entscheidungsfreude. So steht es in einer Studie über Europäische Werte, die von dem Istanbuler Meinungsforschungsinstitut Ari veröffentlicht wurde. Die zuvor von Partnerinstitutionen in Europa gestellten Fragen zu Demokratie, Frauenrechten oder gesellschaftlicher Teilhabe wurden erstmals auch Türken gestellt. Dabei stellte sich heraus: Der EU-Durchschnittsbürger und der Türke liegen näher beieinander, als vielen vielleicht lieb wäre. Beispiel: die Rolle der Religion in Politik und Gesellschaft. Stimmen auf Istanbuls Straßen:
"Glaube ist meiner Ansicht nach nicht entscheidend dafür, ob jemand eine aufrichtige und gute Politik macht. Schauen sie sich George Bush an, der ist ja auch sehr gläubig."
"Am besten, die Politiker halten sich von der Religion fern. Die Religion wird doch instrumentalisiert."
Gleichermaßen 80 Prozent der Westeuropäer und der Türken stimmen der Aussage zu, dass sich religiöse Würdenträger aus politischen Entscheidungen heraushalten sollten. Die Frage allerdings, ob glaubensfeste Politiker von Vorteil seien, beantworteten doppelt so viele Türken als Durchschnittseuropäer mit ja. Ähnlich denken in der EU nur die Malteser. Das Forschungsinstitut Ari befragte im Dezember vergangenen Jahres 1200 Menschen in der ganzen Türkei, in Stadt und Land. Ein heikles Thema berührt die Rolle der Frau in der Gesellschaft:
"Seit ein paar Monaten lebe ich von dem Geld meines Mannes. Das stört mich, ich brauche eine gleichberechtigte Beziehung. Das macht mich glücklicher."
"In der Türkei gibt es keine Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau. Da wird man schon komisch angesehen, wenn man sich als Mann um das Kind kümmert und Windeln wechselt. Die Rollen zwischen Mann und Frau sind in diesem Land klar verteilt."
"Frauen sollten auf ihren eigenen Beinen stehen. Schauen Sie mich an: Ich bin 60 und stehe immer noch jeden Tag in meinem Laden!"
"Wenn es um Arbeit geht, sind wir Männer vielseitiger als Frauen. Wir können jede Arbeit machen, auch schwere, bis tief in die Nacht. Wie sollen Frauen das schaffen?"
Dieser Ansicht sind fast 80 Prozent aller befragten Türken. Auch bei den anderen Frauen-Fragen zeigen sich die Türken konservativer als der EU-Durchschnitt. Das scheint weniger überraschend als die Tatsache, dass sich innerhalb der EU noch konservativere Meinungen finden. So denken fast 95 Prozent der Letten, dass Frauen statt zu arbeiten lieber zuhause auf Kinder aufpassen wollten. Dass ein Arbeitsplatz generell die Voraussetzung für die Unabhängigkeit einer Frau sei, dem stimmen übereinstimmend 75 Prozent Türken und Europäer zu.
Ein weiteres brennendes Thema: Die Toleranz gegenüber anderen Weltanschauungen und Religionen:
"Alle Menschen sind doch gleich. Und ich sag Ihnen was: Ich mag die Europäer viel mehr als unsere Türken!"
"Wenn ich ehrlich bin, dann gehen mir die Transvestiten in unserem Viertel gegen den Strich."
Die Werte-Untersuchung zeigt, dass Türken gegenüber Nicht-Muslimen, Behinderten, Aids-Kranken oder Kriminellen weniger Verständnis haben als EU-Bürger. Die Daten verraten aber auch, dass dies vor allem ein Bildungsproblem ist: Je höher der Bildungsgrad, desto toleranter der Mensch. Und auch bei diesem Thema gibt es ein EU-Mitgliedsland, dass doppelt so schlecht abschneidet wie die Türkei: nämlich Ungarn. Fast 90 Prozent der Ungarn möchte mit Vorbestraften nichts zu tun haben.
Bei den ganz persönlichen Werten und Wünschen gibt es zwischen EU-Europäern und Türken wieder eine fast nahtlose Übereinstimmung: Man möchte beruflich vorankommen, gutes Geld verdienen, Freunde nicht verlieren, hilfsbereit sein und die Umwelt schonen.
"Glaube ist meiner Ansicht nach nicht entscheidend dafür, ob jemand eine aufrichtige und gute Politik macht. Schauen sie sich George Bush an, der ist ja auch sehr gläubig."
"Am besten, die Politiker halten sich von der Religion fern. Die Religion wird doch instrumentalisiert."
Gleichermaßen 80 Prozent der Westeuropäer und der Türken stimmen der Aussage zu, dass sich religiöse Würdenträger aus politischen Entscheidungen heraushalten sollten. Die Frage allerdings, ob glaubensfeste Politiker von Vorteil seien, beantworteten doppelt so viele Türken als Durchschnittseuropäer mit ja. Ähnlich denken in der EU nur die Malteser. Das Forschungsinstitut Ari befragte im Dezember vergangenen Jahres 1200 Menschen in der ganzen Türkei, in Stadt und Land. Ein heikles Thema berührt die Rolle der Frau in der Gesellschaft:
"Seit ein paar Monaten lebe ich von dem Geld meines Mannes. Das stört mich, ich brauche eine gleichberechtigte Beziehung. Das macht mich glücklicher."
"In der Türkei gibt es keine Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau. Da wird man schon komisch angesehen, wenn man sich als Mann um das Kind kümmert und Windeln wechselt. Die Rollen zwischen Mann und Frau sind in diesem Land klar verteilt."
"Frauen sollten auf ihren eigenen Beinen stehen. Schauen Sie mich an: Ich bin 60 und stehe immer noch jeden Tag in meinem Laden!"
"Wenn es um Arbeit geht, sind wir Männer vielseitiger als Frauen. Wir können jede Arbeit machen, auch schwere, bis tief in die Nacht. Wie sollen Frauen das schaffen?"
Dieser Ansicht sind fast 80 Prozent aller befragten Türken. Auch bei den anderen Frauen-Fragen zeigen sich die Türken konservativer als der EU-Durchschnitt. Das scheint weniger überraschend als die Tatsache, dass sich innerhalb der EU noch konservativere Meinungen finden. So denken fast 95 Prozent der Letten, dass Frauen statt zu arbeiten lieber zuhause auf Kinder aufpassen wollten. Dass ein Arbeitsplatz generell die Voraussetzung für die Unabhängigkeit einer Frau sei, dem stimmen übereinstimmend 75 Prozent Türken und Europäer zu.
Ein weiteres brennendes Thema: Die Toleranz gegenüber anderen Weltanschauungen und Religionen:
"Alle Menschen sind doch gleich. Und ich sag Ihnen was: Ich mag die Europäer viel mehr als unsere Türken!"
"Wenn ich ehrlich bin, dann gehen mir die Transvestiten in unserem Viertel gegen den Strich."
Die Werte-Untersuchung zeigt, dass Türken gegenüber Nicht-Muslimen, Behinderten, Aids-Kranken oder Kriminellen weniger Verständnis haben als EU-Bürger. Die Daten verraten aber auch, dass dies vor allem ein Bildungsproblem ist: Je höher der Bildungsgrad, desto toleranter der Mensch. Und auch bei diesem Thema gibt es ein EU-Mitgliedsland, dass doppelt so schlecht abschneidet wie die Türkei: nämlich Ungarn. Fast 90 Prozent der Ungarn möchte mit Vorbestraften nichts zu tun haben.
Bei den ganz persönlichen Werten und Wünschen gibt es zwischen EU-Europäern und Türken wieder eine fast nahtlose Übereinstimmung: Man möchte beruflich vorankommen, gutes Geld verdienen, Freunde nicht verlieren, hilfsbereit sein und die Umwelt schonen.