
Entzündet hat sich der Streit an einer Banalität: an Schmink-Tutorials. Ausgetragen wird er vor allem auf TikTok, wo solche Anleitungen für ein Make-up schon seit geraumer Zeit trenden. Aus der Türkei kam der pauschale Vorwurf von jungen Frauen, Deutschtürkinnen - Almancı ("Deutschländer") - würden sich stereotyp schminken. Die Äußerungen wurden rasch auch mit klassistischen Vorurteilen verknüpft, wonach viele Deutschtürken es zu kaum mehr brächten als zu niederen Jobs.
Deutschtürkinnen reagierten mit dem Vorwurf des Neids auf ihr Leben in Deutschland und mit politischen, gesellschaftlichen sowie wirtschaftlichen Vorurteilen gegen Türkinnen.
Zwischen patriarchalischen Familienoberhäuptern und Rassisten
Der türkische Journalist Can Dündar schrieb in Die Zeit zu dem 'Make-up-Streit', die Deutschtürkinnen, die in keine der klassischen Kategorien "Deutscher" oder "Türke" passten, seien seit vier Generationen bemüht, sich sowohl in Deutschland als auch in der Türkei verständlich zu machen. Dabei litten sie darunter, weder hier noch dort am Ende wirklich verstanden zu werden. Zudem machte Dündar darauf aufmerksam, dass die Töchter und Enkelinnen der ersten Generation von Arbeitsmigranten einerseits gegen die "Familienoberhäupter" kämpfen müssten, die ihre Töchter "an der Kandare hielten", damit sie in Deutschland nicht vom vermeintlich rechten Weg abkämen. Andererseits müssten sie sich gegen "deutsche Rassisten" wehren, die sie erniedrigten. Hinter dem harmlos scheinenden "Make-up-Bashing" stecke somit deutlich mehr.
Die deutschtürkische Autorin Cigdem Toprak hatte auf "Aposto" kritisiert, dass viele Deutschtürkinnen sich in der Türkei überheblich verhalten würden, um eigene Erniedrigungen in Deutschland zu kompensieren.
Diese Nachricht wurde am 12.05.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.