
Die Hamas hatte am Mittwoch erklärt, alle für sie erreichbaren sterblichen Überreste von Verschleppten übergeben zu haben. Die Suche und Bergung der Toten erfordere viel Aufwand und spezielle Ausrüstung, hieß es. Israel erhielt bislang zehn Leichen, sieben davon wurden identifiziert. Damit bleibt im Vergleich zu früheren Angaben eine Diskrepanz von etwa 20 Toten.
Druck auf Netanjahu
Israels Premier Netanjahu sieht sich angesichts der verzögerten Übergabe der toten Hamas-Geiseln wachsendem innenpolitischen Druck ausgesetzt. Nach der Rückgabe von zwei weiteren Leichen durch die Hamas am Mittwoch forderten die Geisel-Familien gestern ein Aussetzen des Waffenruhe-Abkommens.
Am Mittwoch hatte die israelische Regierung der Hamas bereits mit einer Wiederaufnahme der Kämpfe im Gazastreifen gedroht, falls nicht alle toten Geiseln übergeben werden. Verteidigungsminister Katz erklärte, die Armee bereite neue Einsätze vor, sollte sich die Terrororganisation weigern, das Waffenruhe-Abkommen einzuhalten.
Grenzübergang Rafah nicht geöffnet
Der Streit hat offenbar auch Auswirkungen auf den Grenzübergang Rafah zwischen dem Gazastreifen und Ägypten - dessen Öffnung verzögert sich weiter. Die israelische Regierung teilte lediglich mit, die Vorbereitungen liefen. Ein Zeitpunkt für die Öffnung wurde nicht mitgeteilt. Weiter hieß es, Rafah werde die Versorgungslage der Menschen im Gazastreifen nicht verbessern, da der Grenzübergang nur dazu diene, Palästinensern die Ein- und Ausreise zu ermöglichen.
Das Abkommen sieht auch vor, dass mögliche Standorte verschütteter Leichen mitgeteilt werden. Berichten zufolge geht die US-Regierung bislang nicht von einem Bruch der Vereinbarung aus. Auf israelischer Seite wird aber vermutet, dass die Hamas bewusst Leichen von Geiseln zurückhält, um weitere Zugeständnisse zu erzwingen.
Diese Nachricht wurde am 17.10.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.