Freitag, 17. Mai 2024

Archiv


TÜV für PISA?

Das neue Zentrum für internationale Bildungsvergleichsstudien (ZIB) soll die Erkenntnisse aus und Folgen von Studien wie der PISA-Studie verbessern. Die Leitung hat Manfred Prenzel übernommen, der ein Forschungsprogramm aufstellen und den Dialog mit der Bildungspolitik pflegen will.

Manfred Prenzel im Gespräch mit Ulrike Burgwinkel | 22.10.2010
    Ulrike Burgwinkel: Die Kultusministerkonferenz hat auf ihrer letzten Sitzung die Gründung des Zentrums für internationale Bildungsvergleichsstudien (ZIB) mit Sitz in München bekannt gegeben. Die Durchführung der PISA-Studien sowie die deutsche Forschung zu internationalen Bildungsvergleichsstudien sollen hier gebündelt werden. Professor Manfred Prenzel, der ist Direktor der School of Education an der TU München, hat die Leitung angetragen bekommen und akzeptiert. Guten Tag nach München!

    Manfred Prenzel: Hallo!

    Burgwinkel: Herr Prenzel, was bedeutet denn diese Bündelung konkret?

    Prenzel: Also PISA ist ja jetzt in Deutschland viermal durchgeführt worden und es ist bereits vereinbart, dass die nächsten Runden durchgeführt werden 2012, 15 und so weiter. Von daher ist es sinnvoll, sich die Frage zu stellen, wie man das auf Dauer stellt, inwieweit man eben nicht dadurch doch erhebliche Vorteile hat, wenn klar ist, welche Gruppierung sich in den nächsten Jahren um die Durchführung kümmern wird. Es ist also ein Teil der Entscheidung zu sagen, PISA wird in Zukunft von diesem Zentrum aus in Deutschland durchgeführt; die zweite darüber hinausgehende Entscheidung geht in die Richtung zu sagen, wir wollen in Deutschland Forschung verstärken, die sich mit Fragen des Bildungssystems, der Bildungsergebnisse, der Qualität von Ergebnissen sehr konsequent beschäftigt, und auch so, dass diese Forschergruppen sich international hier mit einklinken können in die Vorbereitungen nächster weiterer internationaler Vergleichsstudien. Wir werden Forschungen betreiben, die dazu beitragen, dass wir vielleicht mit neuen Instrumenten in Zukunft noch besser oder noch andere Bereiche von Schülerfähigkeiten erfassen können, wir werden uns um die Fragen bemühen, wie man eben auch die Erkenntnisse aus diesen Studien verbessern kann, sodass sie eben nicht nur Beschreibungen liefern, sondern eben auch noch mehr Hinweise auf Faktoren, die tatsächlich eine wichtige Rolle spielen für die Qualität der Ergebnisse, die wir dann eben messen.

    Burgwinkel: Ist denn dann das ZIB so eine Art Überorganisation, so eine Art TÜV für Bildungsvergleichsstudien?

    Prenzel: Nein, also TÜV sind wir nicht, das ist ein Verbund von mehreren Instituten, die bisher eben in dem Bereich sehr erfolgreich gearbeitet haben. Und durch den Zusammenschluss wollen wir in gewisser Weise eben auch Ressourcen sparen und eben auch bündeln. Als TÜV würden wir uns mit Sicherheit nicht verstehen, sondern eigentlich als jemand, der Rückmeldung gibt, in gewisser Weise dem deutschen Bildungssystem den Spiegel vorhält und eben der Frage nachgeht, erreichen wir das, was wir eigentlich erreichen wollen?

    Burgwinkel: Und wie sehen Sie ganz genau Ihre Aufgabe dabei?

    Prenzel: Also meine Aufgabe wird vor allem darin bestehen, dass ich mich darum bemühe, dass wir gemeinsam mit den anderen Instituten ein mittelfristiges Forschungsprogramm aufstellen, dass wir eben darauf hinwirken, dass wir international präsent und sichtbar werden und eben sicher auch den Dialog mit der Bildungspolitik weiterhin sehr gut pflegen.

    Burgwinkel: Die nächste PISA-Studie erscheint ja schon jetzt im Dezember. Herr Prenzel, wagen Sie eine Voraussage: Was erwarten Sie für Deutschland diesmal?

    Prenzel: Also das ist ja immer eine schwierige Geschichte, hier Voraussagen zu treffen. Man kann ja eigentlich immer nur von Hoffnungen sprechen und die Hoffnungen gehen eben in die Richtung, dass das, was wir in den letzten Jahren an stückweisen Verbesserungen gesehen haben, dass das fortgeführt, stabilisiert, ausgebaut wird. Das ist das, was wir glaube ich aus deutscher Perspektive uns wünschen sollten.

    Burgwinkel: Professor Manfred Prenzel, Leiter des neu gegründeten Zentrums für internationale Bildungsvergleichsstudien, ganz herzlichen Dank für das Gespräch!

    Prenzel: Ich danke Ihnen!