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Tunesien zwischen Tradition und Moderne

Nach dem Attentat auf Djerba 2002 und der Jasmin-Revolution 2011 ist der Tourismus in Tunesien rückläufig. Dabei versucht man mit Kultur- und Wellnessangeboten verstärkt neue Akzente zu setzen.

Bettina Köster im Gespräch mit Dörte Hinrichs | 03.06.2012
    Die Revolution hat auch künstlerisch ihre Spuren hinterlassen, wovon die vielen Graffitis zeugen. Maler wie August Macke, Ernst Klee oder Wassily Kandinsky ließen sich schon zu Beginn des 20.Jahrhunderts inspirieren von dem besonderen Licht und den Farben an der tunesischen Küste. Kulinarisch gibt es eine französisch-arabische Melange: Auf den Sonntagsmärkten werden Käse, Datteln, Gemüse und Fisch angeboten, in den Cafés, die überwiegend, aber nicht nur Männern vorbehalten sind, wird süßer Pfefferminztee getrunken.

    Dörte Hinrichs: Die meisten Tunesienbesucher zieht es ja an die Strände. Wohin soll die Reise den künftig gehen?

    Bettina Köster: Den Badetourismus will man natürlich nach wie vor weiter nutzen und das noch ein bisschen ausweiten mit Wellness, zum Beispiel Hamam-Angeboten. Das gehört ja zur Tradition in Tunesien, dass man in den Hamam geht, sozusagen Dampfsauna und sich dort abschrubben lässt. Und man will aber auch auf die reichhaltige Kultur setzen. Sehr, sehr viele Kultur waren in Tunesien und haben hier ihre Spuren hinterlassen. Man sieht das auch sehr schön an der Stadt El Djem, die im Hinterland liegt. Da ist dann in einem arabisch anmutenden Dorf mit weißen Häusern plötzlich ein riesiges Amphitheater - das drittgrößte nach dem Kolosseum in Rom - und da merkt man natürlich hautnah, dass dort auch mal die Römer waren und ihre Vergnügungsorte hinterlassen haben. Auch jetzt sind da noch Musikfestivals im Sommer. Aber man merkt diese Mischung aus arabischer und europäischer Kultur ganz stark darin, dass die Menschen beispielsweise selbstverständlich Französisch und Arabisch sprechen. Einen Busfahrer habe ich erlebt, der am Handy telefonierte, der sprach eine ganze Zeit lang Arabisch, plötzlich wechselte er ins Französische. Das ist irgendwie selbstverständlich für die Menschen und das ist das Faszinierende eigentlich an Tunesien, was man so in anderen arabischen Ländern nicht so sehr hat.

    Das vollständige Gespräch mit Bettina Köster können Sie bis zum 3. November 2012 in unserem Audio-on-Demand-Player hören