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Turbo für den Klingeldraht

Seitens der Industrie beherrschten Produzenten der Mobilfunkindustrie klar die Hallen der Genfer Messe ''Telecom World 2003''. Insbesondere asiatische Hersteller domonierten die Technikschau. Wenige, zumeist kleine Entwicklungsfirmen ließen sich in die Schubladen schauen und präsentierten Ideen und Konzepte für Lösung von morgen. Hohe Bandbreite auch mobil verfügbar zu machen, ist Ziel der Entwicklungsarbeiten für drahtlose Netzwerke, die über so genannte ''Hotspots'' Daten mit portablen Geräten austauschen. Begriffe wie WiFi und W-LAN kennzeichnen diese Technik, bei der durch Bündelung von Übertragungskanälen und verbesserte Antennenkombinationen Datendurchsätze zumindest unter Laborbedingungen von bis zu 100 Megabit pro Sekunde erreicht wurden. Beim kabelgebundenen Datennetz als Internetzugang sind die Kapazitäten heute indes mit etwa zwei Megabit pro Sekunde deutlich niedriger. Mit einem Trick peppten jetzt israelische Forscher die Datenleitungen auf und gingen mit verblüffenden 67 Megabit pro Sekunde ins Internet.

Gerd Pasch / Manfred Kloiber |
    Wahre Schätze liegen unter der Erde: Keiner weiss es genau, aber Billionen von Euro wurden für Telefonleitungen auf der ganzen Welt verbuddelt. Und die Zahl der Kupferdoppelleitungen, ursprünglich nur für den Telefonanschluss gedacht, wird schon lange nicht mehr erhoben. Doch fest steht: Nur wer diese installierte Basis nutzt, kann in der Telecombranche ordentliche Profite erwirtschaften. Das technische Verfahren ist dabei eigentlich ganz simpel: Während der klassische Telefonanschluß nur den Frequenzbereich von Null bis 4000 Hertz beansprucht, kann über die gleiche Leitung jenseits dieser Frequenzen noch der Datenverkehr befördert werden. ADSL oder SDSL-Modems packen bis zu zwei Megabit pro Sekunde an Daten in den Bereich oberhalb der Audio-Frequenzen. Und selbst für Dienste, die wegen Ihrer Geschwindigkeit bislang unausweichlich über Glasfaser transportiert werden müssen, bieten die Modem-Hersteller nun Lösungen an. Dazu Adar Eyal von Actelis Networks:

    Das Gerät besteht aus zwei Einheiten. Der eine Teil ist an die Kupferleitungen – die alten Telefonleitungen - angeschlossen. Die andere Seite bietet den Service an. Das kann entweder eine Ethernet-Verbindung sein, eine Synchrone Datenverbindung oder ein moderner ATM-Anschluss. Das wichtigste ist: Es ist kein DSL-Modem, sondern es sind vielmehr bis zu 16 gebündelten DSL-Modems. Und zusammen können die Geschwindigkeiten bis 67 Megabit pro Sekunde erreichen. Während also ein normale DSL-Modem ein bis zwei MegaBit liefert, liefern wir bis zu 67 Megabits pro Sekunde über Kupfer.

    Komplizierte Unternehmensnetze lassen sich so über einfache und kostengünstige Kupferkabel realisieren. Die Kupferlösung, die ohne neue Infrastruktur auskommt, hat sowohl für traditionelle Telekoms als auch für die nue gewachsene Konkurrenz attraktive Seiten. Denn die einen können ihre vom Staat finanzierte Infrastruktur besser nutzen und die anderen benötigen keine teuren Anfangsinvestionen in die Glasfaser

    Zunächst ist die Glasfaser natürlich die beste Lösung. Aber wenn keine Glasfaser verfügbar ist, dann kostet es sehr viel Geld, sie zu legen. Und es könnte es sein, dass das Ganze keinen Sinn macht, weil sie den Kunden verlieren bis die Faser endlich liegt. Ganz zu schweigen, von dem Umsatz, den sie in der Zwischenzeit verlieren.

    Aus der Traum von der Glasfaser bis ins Haus, denn ?Fiber to the Home? rentiert sich einfach nicht. Nur für Weitverkehrsverbindungen ist die Glasfaser das Medium der Wahl. Im Haus-Anschlußbereich haben Teilnehmer mit der einst fortschrittlichen Glasfaser-Technik heute sogar das Nachsehen. Denn ein schneller Internet-Anschluss über Glasfaser ist kostspielig und dauert lange. DSL-Anschlüsse über Kupfer-Doppelader dagegen sind Massenware und heute in Deutschland an jeder Strassenecke verfügbar.