Archiv


Turmfalke wird "Vogel des Jahres 2007"

Jedes Jahr lobt der Naturschutzbund NABU und sein bayrischer Partner, der Landesbund für Vogelschutz den "Vogel des Jahres" aus. Der NABU will mit dieser Auszeichnung vor allem auf die Gefährdung der Tiere aufmerksam machen. Insofern muss man sich im nächsten Jahr um den Turmfalken Sorgen machen.

Von Dieter Nürnberger |
    Es wurde nun zum zweiten Mal ein Falke zum Vogel des Jahres gewählt, 1971 als diese Auszeichnung das erste Mal vergeben wurde, war es der Wanderfalke. Damals noch war es ein Titel, der auf die Bedrohung dieser Art aufmerksam machen sollte. Und dieses Engagement des Naturschutzbundes und des Landesbundes für Vogelschutz lohnte sich auch - denn heute gibt es wieder rund 800 Brutpaare in Deutschland. 2007 ist der Vogel des Jahres der Turmfalke, so gesehen ein kleiner Verwandter des Wanderfalken. Diese Auszeichnung, so Helmut Opitz, der Vizepräsident des NABU, geschehe diesmal nicht aus Sorge vor dem Aussterben, sondern aus dem Gedanken heraus, vorbeugenden Naturschutz zu betreiben.

    "Das heißt, der Vogel des Jahres muss nicht immer selten oder gefährdet sein. Er kann es sein, er kann aber durchaus noch in größeren Beständen vorhanden sein. Aber wir wollen dafür sorgen, dass diese Art von Vögeln nicht auf die rote Liste kommt, somit später nicht gefährdet sind. Denn dann ist es sehr oft auch zu spät."

    Somit ist der Turmfalke ein durchaus bekannter Vogel, den man des Öfteren auch beobachten kann. Vor allem auch in städtischen Räumen - und wie der Name schon sagt, er bevorzugt hochgelegene Brutplätze. Ludwig Sothmann, der Vorsitzende des Landesbundes für Vogelschutz:

    "Der Turmfalke gehört zu den Greifvögeln, es ist der Kleinste unserer Falken. Ein faszinierendes Tier. Er brütet gern in Kirchtürmen oder auch in alten Burgruinen. Er ist zudem der Greifvogel, den der Bürger am leichtesten sieht. Wie alle Falken baut er kein Nest, ist somit angewiesen auf irgendwelche Strukturen, wo er brüten kann."

    Der wissenschaftliche Name des Turmfalken ist tinnunculus, und das bedeutet "schellend" oder auch "klingend". Man erkennt den Falken an einem hellen, lauten Ruf. Der Turmfalke steht also nicht auf der roten Liste. Er ist auch nicht bestimmten Gefährdungen ausgesetzt. Dennoch gehen in Deutschland die Bestandszahlen langsam aber eben stetig zurück, sagt Nabu-Experte Helmut Opitz:

    "Insgesamt ist die Population noch ganz gut. Auch relativ stabil - es gibt einzelne Abnahmen hier und dort. Aber wir rechnen ungefähr mit 35.000 Brutpaaren in Deutschland. Das ist eine gute Zahl."

    Turmfalken ernähren sich überwiegend von Feldmäusen und anderen Wühlmäusen. Und durch diese Spezialisierung entsteht eine relative Abhängigkeit von diesem Beutevorkommen. So kann es auch sein, dass regional die Bestände durch landwirtschaftliche Bewirtungsmethoden schwanken können, auch zurückgehen können. Und in Zeiten, in denen Mäuse rar sind, greifen Turmfalken dann auch kleinere Vögel zurück, die sie sich dann in einen schnellen Sturzflug greifen, oder auch per Verfolgung versuchen zu bekommen. Wichtig für die Umwelt- und Naturschützer ist die Sicherung der Brutplätze. Es geht also auch um Türme, sagt Ludwig Sothmann.

    "Deswegen ist es so wichtig, dass die Kirchen ihre Türme wieder aufmachen. Das ist angewandter Naturschutz, eine Art Schöpfungsverantwortung, die die Kirchen betreiben können. Der Turmfalke geht in die städtischen Bereiche hinein, er brütet aber auch auf dem Land - in Feldgehölzen und ähnlichem. Er vermittelt dem Bürger den Bezug von Wohnfeld und Wohnumfeld. Auch in die freie Landschaft hinein. Das ist eine der großen Qualitäten des Turmfalken."

    Für die ökologische Vielfalt in der Natur seien Greifvögel unentbehrlich, so die Umweltschützer. Als Vogel des Jahres 2007, so hofft man, werde der Turmfalke dazu beitragen, dass immer mehr Menschen ihm und seinen Verwandten Aufmerksamkeit schenken und auch bereit seien, zum Schutz der Vögel beizutragen.