William Turner war 44, als er sich 1819 zum ersten Mal nach Venedig aufmachte. Doch er kannte die Stadt schon - von Canalettos Ansichten, die als Kupferstiche in London leicht erhältlich waren. Seinem großen Vorläufer aus dem 18. Jahrhundert zollte er gleich auf seiner ersten 1833 entstandenen Venedig-Ansicht Tribut: Sie zeigt die Seufzerbrücke und den Dogenpalast mit Campanile, und am linken Bildrand sieht man einen Maler mit Staffelei, der wie ein Impressionist vor Ort malt.
Der Untertitel der Werks: "Canaletti malend" identifiziert ihn als den venezianischen Künstler. Turner kannte Venedig auch aus Lord Byrons elegischer Beschreibung im Vierten Gesang seiner Verserzählung "Junker Harolds Pilgerfahrt", der 1818, also ein Jahr vor Turners erster Reise, erschienen war. Und er bewunderte die venezianischen Maler, allen voran Tizian und Tintoretto, deren dramatischer Farbigkeit er nachzueifern suchte.
Kurator Ian Warrell hat seine Ausstellung mit über 50 Ölgemälden, mehr als 100 Aquarellen sowie Zeichnungen und Skizzenbüchern nicht chronologisch gehängt, sondern thematisch. Sie beginnt mit Turners Quellen und Einflüssen, von Canaletto über die Venezianer bis Shakespeare und Byron, stellt dann seine ersten Venedigbilder denen seiner Zeitgenossen wie Clarkson Stanflied und Richard Parkes Bonnington gegenüber und schickt den Besucher dann auf eine Reise durch "La Serenissima" den Canale Grande hinunter, auf die Insel San Giorgio Maggiore und auf die Giudecca und weiter hinaus auf die Lagune. Farbe, Licht und Wasser Turners Themen im Überfluss. Besonders schön eine Gruppe von Aquarellen, die die nächtliche Stadt zeigen.
Vor Ort fertigte der Künstler hauptsächlich Bleistift- und Federzeichnungen an. Auf ihnen konnte er mehr Informationen unterbringen. Über 500 Blätter entstanden während der knapp vier Wochen seiner drei Aufenthalte 1819, 1833 und 1840. Diese, gekoppelt mit einem phänomenalen Gedächtnis, erlaubten ihm im Atelier die Produktion von zunächst Aquarellskizzen und schließlich der Ölgemälde. Ab und zu öffnete er aber vor Ort auch seinen Aquarellkasten, vor allem während seines letzten Aufenthaltes, wie Ian Warrell sagt:
Er stellte sich mit seinem großen Skizzenblock an einer Stelle hin und hielt mit dem Pinsel etwa die Rialtobrücke zu seiner Linken fest, so erklärt Ian Warrell. Dann blickte er nach rechts, und während die Farben der Brücke trockneten, skizzierte er auf der nächsten Seite den Blick zum Palazzo Grimani hinunter. Hängt man die beiden Blätter nebeneinander, fällt einem sofort die Ähnlichkeit der Palette auf.
Wie akkurat sind nun Turners Ansichten? Ian Warrell sagt: wie immer nimmt er sich auch hier kleine Freiheiten heraus.
Das liegt unter anderem auch daran, so der Kurator, dass die Ausschnitte, die er festhalten wollte, oft viel zu groß waren, um sie auf einem Blatt unterzubringen. In den Skizzenbüchern, die in der Ausstellung zu sehen sind zwei von ihnen kann man auf dem Computer durchblättern erstreckt sich eine Ansicht oft über zwei oder drei Seiten. Doch im Allgemeinen sind die vor Ort entstandenen Skizzen und Aquarelle akkurater als das, was im Atelier entstand.
Natürlich ging es ihm um mehr als nur um die topografische Darstellung der Lagunenstadt. Immer wieder dringt etwa der Ehrgeiz durch, Historienmalerei machen zu wollen so flicht er Szenen aus Shakespeare ein: eine Ansicht des Canale Grande zeigt am rechten Bildrand die Figur des Shylock, mit Waage und Messer, mit dem er sein ihm zustehendes Pfund Fleisch aus seinem Widersacher Antonio herauszuschneiden gedenkt. Und eine Darstellung des Markusplatzes aus der Vogelperspektive nennt er gar "Julia und ihre Amme". Die beiden Frauen stehen auf einem Balkon, sang- und klanglos von Verona nach Venedig verfrachtet, sehr zum Missfallen der zeitgenössischen Kritik.
Je älter er wurde, desto weniger interessierte ihn Topografie. Hatte er nach seinen beiden ersten Reisen noch die schon damals als Touristen-Attraktionen eingestuften Ansichten gemalt, verließ er nach seiner letzten Reise den Canale Grande und die Innenstadt und bewegte sich weiter nach draußen, in die Lagune. Und malte: reines Licht, das gelblich schimmert. Die vier letzten Ölgemälde der Schau, entstanden 1845, zeigen Partygäste, die sich am Abend mit Gondeln zu einem Ball in die im Hintergrund aufscheinende Stadt bringen lassen, und am Morgen wieder zurückkehren. So austauschbar waren für ihn die Ansichten, dass Kurator Ian Warrell zwei Bilder, die bisher für Venedig-Ansichten gehalten wurden, in die englische Hafenstadt Portsmouth verlegte. Als "Traum auf dem Wasser" bezeichnete Charles Dickens Venedig genau das hat Turner auf Papier und Leinwand gebannt.
Der Untertitel der Werks: "Canaletti malend" identifiziert ihn als den venezianischen Künstler. Turner kannte Venedig auch aus Lord Byrons elegischer Beschreibung im Vierten Gesang seiner Verserzählung "Junker Harolds Pilgerfahrt", der 1818, also ein Jahr vor Turners erster Reise, erschienen war. Und er bewunderte die venezianischen Maler, allen voran Tizian und Tintoretto, deren dramatischer Farbigkeit er nachzueifern suchte.
Kurator Ian Warrell hat seine Ausstellung mit über 50 Ölgemälden, mehr als 100 Aquarellen sowie Zeichnungen und Skizzenbüchern nicht chronologisch gehängt, sondern thematisch. Sie beginnt mit Turners Quellen und Einflüssen, von Canaletto über die Venezianer bis Shakespeare und Byron, stellt dann seine ersten Venedigbilder denen seiner Zeitgenossen wie Clarkson Stanflied und Richard Parkes Bonnington gegenüber und schickt den Besucher dann auf eine Reise durch "La Serenissima" den Canale Grande hinunter, auf die Insel San Giorgio Maggiore und auf die Giudecca und weiter hinaus auf die Lagune. Farbe, Licht und Wasser Turners Themen im Überfluss. Besonders schön eine Gruppe von Aquarellen, die die nächtliche Stadt zeigen.
Vor Ort fertigte der Künstler hauptsächlich Bleistift- und Federzeichnungen an. Auf ihnen konnte er mehr Informationen unterbringen. Über 500 Blätter entstanden während der knapp vier Wochen seiner drei Aufenthalte 1819, 1833 und 1840. Diese, gekoppelt mit einem phänomenalen Gedächtnis, erlaubten ihm im Atelier die Produktion von zunächst Aquarellskizzen und schließlich der Ölgemälde. Ab und zu öffnete er aber vor Ort auch seinen Aquarellkasten, vor allem während seines letzten Aufenthaltes, wie Ian Warrell sagt:
Er stellte sich mit seinem großen Skizzenblock an einer Stelle hin und hielt mit dem Pinsel etwa die Rialtobrücke zu seiner Linken fest, so erklärt Ian Warrell. Dann blickte er nach rechts, und während die Farben der Brücke trockneten, skizzierte er auf der nächsten Seite den Blick zum Palazzo Grimani hinunter. Hängt man die beiden Blätter nebeneinander, fällt einem sofort die Ähnlichkeit der Palette auf.
Wie akkurat sind nun Turners Ansichten? Ian Warrell sagt: wie immer nimmt er sich auch hier kleine Freiheiten heraus.
Das liegt unter anderem auch daran, so der Kurator, dass die Ausschnitte, die er festhalten wollte, oft viel zu groß waren, um sie auf einem Blatt unterzubringen. In den Skizzenbüchern, die in der Ausstellung zu sehen sind zwei von ihnen kann man auf dem Computer durchblättern erstreckt sich eine Ansicht oft über zwei oder drei Seiten. Doch im Allgemeinen sind die vor Ort entstandenen Skizzen und Aquarelle akkurater als das, was im Atelier entstand.
Natürlich ging es ihm um mehr als nur um die topografische Darstellung der Lagunenstadt. Immer wieder dringt etwa der Ehrgeiz durch, Historienmalerei machen zu wollen so flicht er Szenen aus Shakespeare ein: eine Ansicht des Canale Grande zeigt am rechten Bildrand die Figur des Shylock, mit Waage und Messer, mit dem er sein ihm zustehendes Pfund Fleisch aus seinem Widersacher Antonio herauszuschneiden gedenkt. Und eine Darstellung des Markusplatzes aus der Vogelperspektive nennt er gar "Julia und ihre Amme". Die beiden Frauen stehen auf einem Balkon, sang- und klanglos von Verona nach Venedig verfrachtet, sehr zum Missfallen der zeitgenössischen Kritik.
Je älter er wurde, desto weniger interessierte ihn Topografie. Hatte er nach seinen beiden ersten Reisen noch die schon damals als Touristen-Attraktionen eingestuften Ansichten gemalt, verließ er nach seiner letzten Reise den Canale Grande und die Innenstadt und bewegte sich weiter nach draußen, in die Lagune. Und malte: reines Licht, das gelblich schimmert. Die vier letzten Ölgemälde der Schau, entstanden 1845, zeigen Partygäste, die sich am Abend mit Gondeln zu einem Ball in die im Hintergrund aufscheinende Stadt bringen lassen, und am Morgen wieder zurückkehren. So austauschbar waren für ihn die Ansichten, dass Kurator Ian Warrell zwei Bilder, die bisher für Venedig-Ansichten gehalten wurden, in die englische Hafenstadt Portsmouth verlegte. Als "Traum auf dem Wasser" bezeichnete Charles Dickens Venedig genau das hat Turner auf Papier und Leinwand gebannt.