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TV-Doku "Kreativ durch die Krise"
Wie Künstler dem Virus weltweit trotzen

Die Dokumentation "Kreativ durch die Krise" wolle zeigen, dass vor dem Coronavirus eben nicht alle gleich sind, sagte die Fernsehredakteurin Verena Glanos im Dlf. Sie sei aber beeindruckt davon, wie auch die Künstler nach vorn schauten, "die in ihrer Existenz bedroht sind".

Verena Glanos im Corsogespräch mit Bernd Lechler | 12.06.2020
Model Dinka Kay trägt eine Kreation von Hut-Designer Maor Zabar, Tel Aviv
"Kreativ durch die Krise": Model Dinka Kay trägt eine Kreation von Hut-Designer Maor Zabar, Tel Aviv (Copyright: ZDF/Shai Gabrieli)
Dirigenten, die nicht dirigieren dürfen, Schauspieler und Tänzer, deren Proben und Aufführungen entfallen, Regisseure, die nicht drehen können: wie gehen sie alle mit der Zwangspause um?
Redakteurin Verena Glanos, die diese Dokumentation für den Sender 3sat initiiert hat, zeigt sich am meisten davon beeindruckt, welch große Kreavitität die Künstler und Künstlerinnen trotz teils existenzieller Nöte entwickelt hätten. Die Beschränkungen hätten auch neue Impulse ausgelöst. Beispiel: die Londoner Songwriterin Lianne La Havas, die per Skype-Schalte von ihrem neuen Video erzählt: zum ersten Mal ganz allein aufgenommen, mit dem Handy, und dann auch noch selbst geschnitten. "Das wäre sonst nicht entstanden", meint Glanos.
Ein Blick auf die Menschen hinter den Statistiken
Eine Art Kaleidoskop solle der Film sein - zeigen, wie Kreativität und Kultur in der Krise funktionieren, aber auch Schlaglichter auf einzelne Menschen werfen und von deren Schicksal zu erzählen.
Deswegen habe sie Deutschland auch ausgespart, erklärt die Redakteurin, die Korrespondenten und Korrespondentinnen in New York, Nairobi, London oder Tel Aviv mit den Porträts beauftragt hat. Über die hiesige Situation werde genug berichtet, anders als über Brennpunkte anderswo in der Welt, wo man Fallzahlen hört und Statistiken liest, aber wenig Konkretes über die Menschen dahinter mitbekommt.
Der Luxus, das Gute zu sehen
Der Film wird schnell politisch und führt eindrücklich vor Augen, dass wir vor dem Virus eben nicht alle gleich sind und nicht alle im selben Boot sitzen. In Brasilien etwa, wo der Präsident die wirtschaftlichen Interessen vor Menschenleben setze, sei die Situation eine ganz andere als bei uns in Europa, sagt Verena Glanos. Tatsächlich sieht man in einer Szene, wie Präsident Bolsonaro den Antrag eines Filmemachers auf Unterstützung mit der Begründung verwirft, ein Film "über Schwule und Schwarze" interessiere doch niemanden. Glanos:
"Wir können uns den Luxus erlauben zu sagen: Es gibt ja nicht nur das Schlechte. Diesen Luxus haben andere nicht."
Hoffung trotz Trauma
Trotz deprimierender Schicksale endet die Dokumentation hoffnungsvoll. Das sei kein Zweckoptimismus, meint Verena Glanos und verweist auf das Beispiel der israelischen Künstlerin Moran Asraf, bei der in der Isolation sogar noch persönliche Traumata aufbrachen, die sie verarbeiten musste.
"Auch sie schaut trotzdem weiterhin positiv nach vorne. Und das haben wir eigentlich überall so erlebt."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
"Kreativ durch die Krise", am 13. Juni um 19.20 Uhr auf 3sat