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TV-Rechte
Piratensender aus Riad

Katars TV-Sender beIN Sports hat die WM-Rechte für Nordafrika und den Mittleren Osten erworben, doch in Saudi-Arabien werden die WM-Bilder nun illegal übertragen - von einem Piratensender, der das raubkopierte Rechtematerial von BeIN schon seit Herbst 2017 ausstrahlt. Die FIFA ist gefordert, doch passiert ist bislang nichts.

Von Thomas Kistner | 20.06.2018
    Die Übertragung von WM-Spielen ist mit hohen Zahlungen an die FIFA verbunden.
    Die Übertragung von WM-Spielen ist mit hohen Zahlungen an die FIFA verbunden. (imago Sportfoto)
    Ein Piratensender in Saudi-Arabien stellt den Fußball-Weltverband FIFA vor wachsende Probleme. Das Netzwerk BeoutQ kopiert seit WM-Beginn die exklusiven Übertragungen des in Katar ansässigen Senders beIN Sports, der die Turnierrechte für hunderte Millionen Dollar erworben hatte. Diese Rechte-Raubzüge musste die FIFA gleich nach dem Eröffnungsspiel einräumen. Sie kündigte an, alle Optionen dagegen zu prüfen, doch Insider halten das für leere Drohungen.
    FIFA-Boss Gianni Infantino ist eng mit den Machthabern und Investoren in Riad verbunden, diese wiederum führen einen Boykott von Golf-Ländern gegen Katar an. Deshalb werden nun schon seit Herbst 2017 hochwertige Senderechte von beIN Sports illegal abgegriffen, darunter die Champions League und die englische Premier League.
    Ein Mikrofon von beIN Sports im Stadion von RC Lens in Frankreich.
    Ein Mikrofon des katarischen Senders beIN Sports (imago - PanoramiC)
    Auch spanischsprachige Sender beklagen Diebstahl
    Jetzt erreicht der Streit um das Piraten-Netzwerk einen kritischen Punkt. Telemundo, der spanischsprachige Ableger des US-Senders NBC Universal, beklagt ebenfalls den Diebstahl exklusiver WM-Bilderrechte. Auch der Sender erklärt, BeoutQ zapfe Live-Übertragungen ab und strahle sie über den saudischen Satellitensender Arabsat aus.
    Man nehme Verletzungen des geistigen Eigentums sehr ernst, teilte NBC Universal mit, und wolle mithilfe der FIFA die eigenen Rechte schützen. Immerhin zahlt NBC Universal dem Weltverband für die WM 2018 und 2022 im spanischsprachigen US-Raum 600 Millionen Dollar.
    Nach der WM droht eine Klagewelle
    Während die europäische Fußball-Union UEFA bereits im Mai amerikanische Fachanwälte an den Fall gesetzt hat, sah die FIFA dem Treiben bisher offenkundig untätig zu. Sollten die Raubkopierer in Riad auch Rechte im amerikanischen Raum abgreifen, könnte dies gefährlich für die FIFA werden.
    Ihre Rechtehalter müssen sich fragen, ob sie noch geschützt sind, wenn solche Angriffe auf ihre Ware mit politischem Interessen der Fifa kollidieren. Überdies schaut die US-Justiz seit zwei Jahren zunehmend kritisch auf die Rolle, die Infantinos FIFA im Weltfußball spielt. Gesichert erscheint schon eines: Nach der WM droht eine Klagewelle von Rechtehaltern.