
Deutsche Serien mit Kultcharakter sind an einer Hand abzuzählen. "Kir Royal" ist eine von ihnen. 1985 ging der Sechsteiler um den Boulevardreporter Baby Schimmerlos auf Sendung. Eine bissig-elegante Persiflage auf die Münchner Schickeria. Heute Abend startet ein Fernseh-Zweiteiler, der zumindest vom Titel auf die bekannte Serie von Helmut Dietl anspielt.
In "Bier Royal" im ZDF geht es um eine Münchner Bierdynastie namens "Arnulfbräu". Nach dem Tod des Patricharchen geht der Kampf der Generationen um die Macht in der Brauerei los. Auf der einen Seite: die zweite Gattin des Verstorbenen, gespielt von Gisela Schneeberger. Auf der anderen Seite: seine Tochter Vicky aus erster Ehe, gespielt von Lisa Maria Pothoff. Carolin Otto hat das Drehbuch für den Zweiteiler geschrieben.
Doppelbödigkeit hinter der bürgerlichen Fassade
Schwabings Paradiesvögel und die schillernden Nachtpersönlichkeiten sind - im Gegensatz zum Dietl-Film - nicht die Vorlage für "Bier Royal". Die Figuren wirken bieder und spießig. Einerseits die traditionsbewusste Brauereiwitwe, anderesseits die Jungunternehmerin, die als veganer Yuppie die Brauerei okölogisch überholen will.
"Es gibt eine äußere Ebene", sagte Otto im Dlf, "auf der man die Fassade wahrt, aber dahinter brodelt es". Diese Doppelbödigkeit hinter der bürgerlichen Fassade habe sie interessiert, sagte die Drehbuchautorin.
Wir haben noch länger mit Carolin Otto gesprochen –
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In "Bier Royal" dominieren die Frauen. Sie sagen, wo es lang geht und sind gegenseitig ihre ärgsten Feinde. Ob es nun die Brauerei-Erbinnen sind, die Oberbürgermeisterin oder die Klatschreporterin Renate - gespielt von Ulrike Kriener -, die über die neusten Skandale bei Arnulfbrauerei berichtet. Der Grund für diese Besetzung sei, dass Otto viel zu wenig Frauenfiguren sehen würde. In "Kir Royal" zum Beispiel würden die wichtigen Figuren von Männern gespielt, sagte Otto.
"Wollen Sie die Wahrheit oder eine gute Geschichte?", wird am Ende die Klatschreporterin in "Bier Royal" gefragt. Auch für Drehbuchautoren sei das ein Konflikt, so Carolin Otto. "Wo ist die Grenze zwischen der Wahrheit und der guten Geschichte, und was kann ich noch vertreten, wenn ich etwas dazu erfinde?"
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