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UCI-Bosse unter Druck

Seit dem Doping-Urteil gegen Lance Armstrong macht der australische Sportbekleidungs-Sponsor SKINS öffentlich mobil gegen den Radweltverband UCI. Skins-Präsident Jaimie Fuller bezichtigt die UCI der Mitwisserschaft und Absicherung einer Doping-Kultur und droht mit einer Zwei-Millionen-Dollar-Schadenersatzklage.

von Thomas Kistner | 26.11.2012
    Dabei wolle Skins den tiefwurzelnden Amtsmissbrauch der langjährigen Verbandschefs Hein Verbruggen und Pat McQuaid beweisen. Nun erzielte die Firma einen wichtigen Teilerfolg. Die UCI, teilt Fuller mit, sei auf seine Forderung nach einem Schlichtungs-Termin eingegangen.

    Fuller rückt aber nicht von der Kernforderung nach dem Rückzug McQuaids und Verbruggens ab. Sie seien die Hauptverantwortlichen an einer "krebsartigen Korruptions-Kultur" in der UCI, betont der Australier. Er habe sich intensiv in die 1000 Seiten umfassende Klageschrift der amerikanischen Antidoping-Agentur Usada gegen Armstrong eingearbeitet und zudem von den US-Ermittlern erfahren, dass die UCI während der Ermittlungen wiederholt jede Kooperation abgelehnt und sogar die Übermittlung von Dokumenten verweigert habe. Dies sei "absolut inakzeptabel für einen Weltverband", so Fuller.

    Der Sponsor schmiedet jetzt eine Allianz der Willigen gegen die Dopingumtriebe im Radsport. Die bisher angekündigten Reformen überzeugen Fuller nicht. Die anstehende Untersuchung in der UCI müsse von außen durch die Wada geführt werden. Fuller verweist auf eine mafiöse Bedrohungskultur innerhalb des Radweltverbandes, Sponsoren und Radprofis fühlten sich auf breiter Ebene eingeschüchtert. Dies hätten ihm mehrere Sponsoren und Fahrer versichert. Eine eigene Erfahrung macht er zudem, als er im Oktober einen offenen Brief an UCI-Boss Pat McQuaid als ganzseitige Anzeige in der französischen Sporttageszeitung L´Equipe schalten wollte. L´Equipe gehört ebenso zum Pariser Amaury-Medienkonzern wie die Tour-de-France-Veranstalterorganisation ASO. Abends vor der Veröffentlichung sei ihm "in letzter Minute" mitgeteilt worden, dass die Anzeige nicht akzeptiert werde. Hinter den Kulissen habe es geheißen, aus politischen Gründen. Die keineswegs ehrenrührige Anzeige erschien dann im Sydney Morning Herald und schuf global Schlagzeilen.

    Der Rad-Sponsor betont nun, er sehe eine besondere Herausforderung darin, mit einer erfolgreichen Klage gegen Amtsmissbrauch von McQuaid und Verbruggen auch die Autonomie des Sports auszuhebeln. Nur ein solcher juristischer Kraftakt könne die herrschende Komfort- und Selbstbedienungskultur für Spitzenfunktionäre im Weltsport beenden. In Kürze sollen weitere Aktionen folgen. Der Druck auf die UCI, so Fuller, müsse jetzt ständig erhöht werden.