Freitag, 29. März 2024

Archiv


Über den Tisch gezogen

Unglaublich, aber wahr. Zu welchen Risiken Anleger sich verleiten lassen, um an die "schnelle Mark" zu kommen, stellt selbst Experten, die sich seit Jahrzehnten mit dem Thema beschäftigen, vor Rätsel. In einer umfassenden Studie für das Bundeskriminalamt kommt der Psychologe Hermann J. Liebel zu dem Schluss, dass...

Von Matthias Dohmen | 22.03.2004
    ...der Variantenreichtum bei betrügerischen Offerten in kreativ-phantasievoller Weise zugenommen" hat. Nach einem zwischenzeitlichen Absinken bekannt gewordener Fälle "sind die Zahlen seit drei Jahren wieder deutlich ansteigend, wobei die dabei erzeugte Schadenshöhe überproportional schnell wächst.

    Von denen, die Liebel, Direktor des Forschungsinstituts für Wirtschaftskriminalität an der Universität Bamberg, und seine Mitarbeiter befragten, besaßen 64 Prozent Mittlere Reife oder Abitur, und ein Viertel verfügte über eine solide kaufmännische Ausbildung. Wie Thomas Doussier aus Bielefeld, selbst Unternehmensberater und nach eigener Einschätzung kein Mensch, der sich selbst als unbesonnenen Feuerkopf sieht.

    Ich habe sehr viele Telefonate gehabt, Anrufe von diesem "Broker", und irgendwann hat man gemerkt, dass man mit dem jeweiligen Sachbearbeiter nicht mehr klar kam, und zum Schluss hat man die Leute immer ausgetauscht, und den letzten Ansprechpartner, den man dann gehabt hat, der hat’s also irgendwie geschafft, mich weichzukochen und mich zu einem Testgeschäft zu überreden. Und ich kann sagen: Gott sei Dank war es nur ein Testgeschäft, denn ursprünglich sollte ich wesentlich mehr investieren ... deutlich über 10.000 Euro.

    Den Neppern von Thomas Doussier gelang es, ihn bei seiner Berufsehre zu packen.

    Reingefallen bin ich im Prinzip auf eine einfache und dumme Art und Weise: Der letzte Ansprechpartner, den ich am Telefon gehabt habe, der hat mich halt mit Argumenten gelockt: Sie sind doch Unternehmer, riskieren Sie doch was, Sie möchten doch mehr verdienen wie andere, das macht Sie doch schließlich aus – mit dieser Masche hat er mich schließlich auch gekriegt, ganz klar.

    Üble Tricks, von denen die Berater der Verbraucherzentralen gleich serienweise erzählen können: Geschäfte, deren Renditen deutlich über dem Marktzins angesiedelt sind, wobei die Betrüger anfangs gern mit kleinen Engagements etwas oberhalb der üblichen Renditen winken. Mechtild Winkelmann von der nordrhein-westfälischen Verbraucher-Zentrale:

    Verschwiegen wird allerdings, dass viele satte Anteile der Beteiligungen in die Taschen der Vermittler wandern und so die prognostizierten Gewinne von vorneherein ausgeschlossen sind – im schlimmsten Fall sogar das ganze Geld futsch ist.

    Statt sich von einem Anlageberater zu einer vorschnellen Unterschrift verleiten zu lassen, rät Mechthild Winkelmann, die angeblich rentable Geldanlage auf Herz und Nieren zu prüfen – und die Sache auf keinen Fall zu überhasten.

    Wenn mehr als jährlich fünf Prozent auf Dauer und ohne Risiko versprochen werden, sind ernste Zweifel an der Seriosität des Angebots angebracht. Es sollte kein Vertrag unterschrieben werden, wenn nicht wenigstens ein Tag Bedenkzeit eingeräumt wurde. Insbesondere die Risikohinweise, die Hinweise zu den Kosten und Kündigungsregelungen sollten eingehend studiert werden.

    Denn viele geschlossene Verträge werden oft vollständig durch Kredite finanziert. Die Finanzberater argumentieren dann meist damit, dass man die Zinsen steuerlich absetzen und mit den Einnahmen aus der scheinbar lukrativen Anlage die fälligen Kreditraten tilgen kann. Doch hält die Geldanlage nicht, was sie verspricht, sind Anleger oft doppelt und sogar dreifach bestraft: Nicht nur die Einlage und der Gewinn sind dann verloren, auch der Kredit muss weiter abgestottert werden.

    Dennoch: Die Zahl der Gutgläubigen reißt nicht ab. Was für Typen von Anlegern gibt es, hat sich auch der Kabarettist Thomas Freitag gefragt. In seinem Programm "Millionär in 98 Minuten" geizt er als Finanzberater Frank Weber, großes W und kleiner "eber", nicht mit Ratschlägen:

    Wir wollen ja unser Geld nicht nur horten, wir wollen es auch vermehren. Deshalb sind wir heute Abend hier. Wie legt man sein Geld an. Nun, die Deutschen haben traditionell zwei bevorzugte Anlageformen, nämlich das Sparbuch und das Bier. Darüber hinaus gibt es noch Immobilien, Aktien und Versicherungen, also abhängig davon, was für ein Anlagetyp Sie sind. Was für ein Anlagetyp sind Sie. Nun, wenn ich mir die ersten Reihen hier mal so anschaue ... Hier zum Beispiel saubere Scheitel, propere Sache: das sieht nach Sparbuch aus. Dann hier die schiere Kleidung, Draufgängerblick: das ist sicher ein Aktientyp. Und da hinten, ja ... Sparstrumpf. Die Anlagetypen unterscheiden sich aber natürlich auch nach der Lebenssituation und die erkennt man am besten im Gesicht. Beim Kleinsparer ... Gesicht gewordene Angst. Vor allem was da kommen kann, vor den großen Geißeln der Menschheit, Inflation, Krieg, SPD-Regierung. Dann, der Mittelständler zeichnet sich durch eine besonders nervöse Aura aus, immer auf der Suche nach neuen Verdienstmöglichkeiten.

    Und diese Suche wird ihm schnell zum Verhängnis. Dass die Politik angesichts der zunehmenden Wirtschaftskriminalität nicht untätig bleiben kann, ist klar. Im Berliner Bundestag beschäftigt sich schwerpunktmäßig der "Ausschuss für Verbraucherpolitik" mit dem Grauen Kapitalmarkt. In ihm hat der Wuppertaler Bundestagsabgeordnete Manfred Zöllmer Sitz und Stimme, der mit erschreckenden Zahlen aufwartet, aber auch einen Hinweis darauf gibt, warum die "besonders nervöse Aura", von der Thomas Freitag spricht, manchen Mittelständler unvorsichtig werden lässt.

    In der Vergangenheit hat mangelndes Vertrauen in Banken und massive Kursverluste an den Börsen zu einem Boom bei Geldanlagebetrügereien geführt. Das Bundeskriminalamt schätzt, dass im Jahre 2002 circa 20 Milliarden in den staatlich nicht kontrollierten Grauen Kapitalmarkt geflossen sind, im letzten Jahr sollen es sogar 30 Milliarden gewesen sein, so schätzt man.

    Viel Geld, das da versickert. Und auf dessen Spur mit detektivischem Spürsinn sich die Redakteure der Zeitschrift "Finanztest" sich unablässig begeben – immer auf der Suche nach den neuesten Schlichen einer hoch kreativen Diebesbande. "Finanztest"-Redakteurin Ariane Lauenburg ist gut im Bilde.

    Eine neue Form der Abzockerei ist das Internet, dort werden zum Beispiel hundertprozentig sichere Lottosysteme angeboten, die man dann kaufen kann. Wenn man sich die Zahlen zuschicken lässt, zahlt man erst mal für die Zahlen Hunderte von Euro, und manchmal hat man dann auch einen Treffer von drei Zahlen, aber im Endeffekt ist das eine ziemlich teure Angelegenheit.

    Sehr teuer kommt den möglichen Investor auch die so genannte "Nigeria-Verbindung". Hier geht es um Tausende und Abertausende von Euro, die mal eben in den nordafrikanischen Wüstensand gesetzt werden. Ariane Lauenburg:

    Typisch und, ja, lange bekannt ist auch die Nigeria-Connection, die jetzt zum Teil aus Kamerun oder Ruanda schreibt, dort bekommen Anleger Briefe, in denen sie aufgefordert werden, ihren Briefkopf zur Verfügung zu stellen und ihr Bankkonto, weil angeblich aus Afrika, Nigeria, Kamerun, Ruanda Geld nicht ins Ausland transferiert werden kann. Für die Hilfe der Deutschen bieten die Betrüger 15 bis 30 Prozent der Millionen von Dollar, die da angeblich überwiesen werden sollen, an. Man wundert sich, dass das funktioniert, aber es fallen immer noch sehr, sehr viele darauf herein.

    Es sind seit Jahr und Tag die gleichen Geschichten: "Dr. Joel Eze", laut Briefkopf von der "First Bank of Nigeria", verschickt rund um den Erdball, ehedem per Briefpost, heute preisgünstiger über E-Mail, seine Geschichte über den Ölinvestor Peter Bush, der mitsamt Familie einem Autounfall zum Opfer fiel. Erben gibt es keine, woher auch, und bevor der nigerianische Staat seine Finger danach ausstreckt, will "Joel Eze" die Beute nach Deutschland verbringen. 60 Prozent für ihn, 30 Prozent für denjenigen, der bereit ist, eine kleinere Summe vorzustrecken, und zehn Prozent für die Unkosten. Absender: joeleze12@yahoo.com.

    "Eze" ruft nicht selber an – im Unterschied zu den windigen Gestalten, die Hochzinsanlagen anpreisen. Sie sind besonders übel. Die Masche: Wenn Anleger ihr Geld einsetzen, erhalten sie fünf bis 10 Prozent Rendite – im Monat, nicht im Jahr. Das sei möglich, weil viele Anleger ihr Geld zusammenwerfen würden, jeder 5.000 Euro gibt, und die Summe dann "gepoolt" würde, also in einen Topf käme. So könne man an – frei erfundenen – Bankengeschäften teilnehmen, an Geschäften, die "Banken untereinander betreiben und die besonders lukrativ" sein sollen, und deshalb erhielte man dann eine so hohe Rendite.

    Aber die Rendite ist eine Luftnummer und das Geld ist auf ewig weg. Das wirft nicht nur für die "Stiftung Warentest" in Berlin die Frage auf, welche Qualitätstandards bei Finanzberatung zugrundezulegen seien. Denn ein fest umrissenes, seriöses Berufsbild existiert in dieser Branche nicht. Ariane Lauenburg:

    Man braucht sich dazu nur einen Gewerbeschein zu holen, das ist auch ein richtiges Problem, weil viele Finanzvermittler sprechen Kunden an, vermitteln ihnen etwas, und das nächste, was sie tun, ist: Sie fragen den Kunden, ob er nicht auch Vermittler werden möchte. Dadurch bekommt er doppelte Provision, und so sind die Finanzvertriebe häufig in Deutschland aufgebaut.

    In der Zeitschrift "Finanztest" berichtet Zahntechniker Achim Schmidt, wie das so funktioniert: Er nimmt an einem Treffen teil, zu dem die Futura Finanz AG aus der fränkischen Grenzstadt Hof eingeladen hat. Dort will ihm ein "Finanzkaufmann" Papiere eines Beteiligungsfonds andrehen, abenteuerliche Steuervorteile inklusive. Einmal in Fahrt geraten, fordert ihn der Vertriebsmann auf, doch seinerseits in die Vermittlung der Geldanlage einzusteigen und zuvor –Schulung muss sein – an einem Wochenendseminar zum Preis von 120 Euro teilzunehmen.

    Dass ein derartig eingewiesener "Finanzfachmann" nicht der bestmögliche Berater ist, leuchtet ein. Bei Banken müsste die Kompetenz höher sein. Denkt man. In Wirklichkeit bieten sie mit Vorliebe oftmals ihre eigenen Produkte an, die nicht immer die besten sind.

    Kürzlich trafen sich 2.000 zumeist ostdeutsche Anlageopfer in Göttingen, denen die Hypovereinsbank Anfang der 90er Jahre offenkundige "Schrottimmobilien" angedreht hat. Im Schweinsgalopp und - auch das ist vorgekommen - ohne Einkommensnachweise. Die Wohnungen waren bei weitem nicht das wert, was wie gekostet haben, aber das Finanzinstitut will seine Kredite zurück samt Zinsen und Gebühren. Laut Medienberichten wurden so mindestens 300.000 Bundesbürger über den Tisch gezogen.

    Bei Untersuchungen der "Stiftung Warentest" sind die Kreditinstitute nicht so gut weggekommen, wie vielleicht von vielen zu erwarten gewesen wäre. Die Großbanken Deutsche Bank, Hypovereinsbank, Dresdner und Commerzbank sind in den Augen ihrer Hauptkonkurrenten, der deutschen Sparkassen, quasi "Zockerbuden".

    Wenn sie Geld zu verdienen "über das Interesse des Kunden" stellen, so der Präsident des Deutschen Sparkassenverbandes, Dietrich H. Hoppenstedt, und mehr auf Provisionen achten "als auf eine ausgewogene Beratung, dann darf sich niemand über ein schlechtes Image wundern".

    Bei den Sparkassen kommt sogar mit Blick auf geprellte Kleinanleger so etwas wie Selbstkritik auf. Jedenfalls bei Jürgen Harmke, Sprecher der Sparkasse Wuppertal, die zu den 25 größten deutschen öffentlich-rechtlichen Instituten gehört.

    Wir fragen uns an der Stelle natürlich auch, ob wir mit unseren Angeboten, die ich ja als absolut seriös bezeichnen darf, genug Öffentlichkeitsarbeit betrieben haben. Und wir versuchen im Rahmen unserer Möglichkeiten auch Aufklärungsarbeit zu treiben: Was ist denn auf dem Zinsmarkt heute überhaupt seriös möglich?

    Unseriös sind auf jeden Fall – wiederum ein mieser Trick neuerer Bauart – die sogenannten "Recovery Room Operations", also "Operationen im Aufwachzimmer", wie Kriminologen diese spezielle Form der Betrugsanbahnung nennen, bei der fleißig über Kreuz Adressen getauscht werden.

    "Wir haben gehört, Sie sind betrogen worden – wollen Sie den Verlust wett machen?", heißt es dann nach einem Jahr, und viele Betroffene werden nochmalig geschröpft.

    In der BKA-Studie wird ein Betrüger mit dem Wort zitiert, der Anleger sei das einzige Lebewesen, dem man zweimal das Fell über die Ohren ziehen könne. Bei einer speziellen Variante dieses bösen Spiels wird den Opfern unmittelbar nach ihrem Fiasko oder nach einer gewissen Schonfrist, die ein Jahr betragen kann, angeboten, ihnen bei der Wiederbeschaffung der verlorenen Einlagen behilflich zu sein.

    Pferdefuß dabei: Die Akteure sind dieselben oder deren Komplizen. Bei Thomas Doussier war das auch so:

    Ich gehe mal davon aus, dass meine Adresse an ein anderes Unternehmen weitergegeben worden ist, und einige Wochen später, nachdem ich den Totalverlust bei dem einen Anbieter gehabt habe, rief mich halt ein neues Unternehmen aus dem Stuttgarter Raum an und bot mir ein Testgeschäft an, nachdem ich, wie gesagt, gebranntes Kind gewesen bin, habe ich mir diese Firma ein bisschen näher angesehen, habe mir also auch einen Handelsregisterauszug kommen lassen, und die Unterlagen, die mir geschickt worden sind von dem Testgeschäft, die hatten eigentlich nach meiner Überzeugung Hand und Fuß. Und aus diesem Grund habe ich mich also zu einem Testgeschäft bereit erklärt. Natürlich nicht in der Größenordnung wie beim ersten Mal.

    Doussier war vorsichtiger als beim ersten Mal, aber nicht vorsichtig genug. Die Chance, zumindest einen Teil des alten Verlusts wettzumachen, machte ihn leichtsinnig. Aber einen Fehler hat er nicht gemacht: Schlechtem Geld noch einmal weitere "Kohle" hinterher zu werfen.

    Wenn man jetzt also geschädigt ist, dann überlegt man sich natürlich schon, wie kommt man also wieder an sein Geld heran und möchte dann nicht sofort einen Totalverlust riskieren, und die Gefahr besteht unter Umständen, dass man an Rechtsanwälte gerät oder an Auffanggesellschaften gerät, die also im Prinzip im Nachhinein den Geschädigten noch einmal das Geld aus der Tasche ziehen, obwohl der Fall als solches schon ziemlich aussichtslos ist. Und da sollte man sich erstens schon Referenzen einholen von vergleichbaren Fällen und sich dann für sich entscheiden, ist es mir das Risiko wert, da noch mal zu investieren, weil das kostet natürlich auch Geld, wenn da jemand tätig wird.

    Manche Poolbildung ist in diesem Zusammenhang auch eine "Recovery Room Operation". Nicht nur die Sprache der Wirtschaftskriminellen ist international, auch ihr Vorgehen kennt keine Grenzen, weiß Ariane Lauenburg.

    Sehr vorsichtig sollte man sein, wenn die Angebote von den Cayman Islands kommen oder aus Delaware, da sitzen eine Reihe von Betrügern.

    Die Cayman Islands kennt jeder, der einmal einen Kriminalroman von John Grisham gelesen hat. Doch die Liste der Länder, die einer international wirksamen Strategie gegen den Anlagebetrug im Wege stehen, ist lang, moniert der SPD-Politiker Zöllmer.

    Der Anlagebetrug ist häufig international. Deshalb muss die Bekämpfungsstrategie letztendlich auch international sein. Es ist ein ganz, ganz dickes Brett, das sorgsam und über einen langen Zeitraum gebohrt werden muss, um wirkliche Erfolge zu erzielen.

    Erfolge gegen die Anlagebetrüger, die nicht selten ungestraft davonkommen, weil ihre Opfer selbst sozusagen "Dreck am Stecken" haben, sprich: an der Steuer vorbei Geld verdient haben und dieses Schwarzgeld waschen wollten.

    Ist Nachsicht angebracht mit einem Selbständigen, beispielsweise einem Zahnarzt, der ein Vielfaches dessen einstreicht, was ein Arbeitnehmer verdient, dessen Steuerlast, ohne dass er darauf Einfluss nehmen könnte, automatisch von Lohn und Gehalt abgezogen wird? Dazu Zöllmer:

    Nein, da kann ich in diesem Fall kein Mitleid haben mit dem Zahnarzt. Die Bundesrepublik, die Bundesregierung baut im Moment eine Brücke zur Steuerehrlichkeit, fordert alle auf, die Geld im Ausland angelegt haben, dieses wieder in die Bundesrepublik zurückzubringen, dafür gibt es sehr gute Rahmenbedingungen und Konditionen, ich kann alle Betroffenen nur auffordern, davon Gebrauch zu machen.

    Erbarmen ist auch fehl am Platze, wenn der Anleger offenkundig gegen jede wirtschaftliche Vernunft agiert. Sparkassensprecher Harmke:

    Grundsätzlich ist ja der Wunsch des Kunden nach einer höheren Verzinsung absolut nachvollziehbar, und es ist halt auch das erste Mal in der Geschichte über einen langen Zeitraum so, dass die Zinsen so niedrig sind, und von daher wird es ja auch immer mehr Möglichkeiten geben, sein Geld anzulegen. Wenn ich im Moment ein Angebot sehe, wo mir sechs Prozent, wo mir sieben Prozent versprochen werden, dann muss ich da erst mal vorsichtig werden. Das heißt nicht, dass das grundsätzlich Angebote sind, denen man nicht trauen darf, aber man muss sie stärker hinterfragen. Denn höhere Zinssätze sind immer mit einem höheren Risiko auch verbunden. Man muss sich jetzt anschauen: Wie kalkulierbar ist dieses Risiko?

    Geht das Risiko gegen Null, sinkt der Ertrag, aber den hat man sicher.

    Paradebeispiel sind Investmentanlagen, wo ich in der Vergangenheit durchaus – auch im Jahre 2003 – Renditen von neun, zehn, elf, im Extrembeispiel sogar von zwölf Prozent erreichen konnte, nur das konnte Ihnen vorher niemand garantieren. Sie hatten die Chance auf höhere Renditen, aber nicht die Garantie dafür, und insofern ist es sehr schwierig zu sagen: Sie werden im Jahre 2004 mit dieser oder jener Anlage soundsoviel Prozent bekommen. Das ist nur im festverzinslichen Bereich möglich, und hier kann man eben sehr genau, bis auf den Cent genau, kalkulieren, wie rentabel wird meine Anlage sein, dafür verzichte ich komplett auf jegliches Risiko. Und hier weiß ich: Wenn ich zum Zinssatz von drei Prozent mein Geld anlege, ich bekomme diese drei Prozent, und ich bekomme insbesondere auch mein Kapital zu hundert Prozent wieder, also auch das ist gesichert, eine Tatsache, die nicht mit jeder Anlage verbunden ist.

    Es bleibt bei der logischen Grundformel: Wer wirklich weiß, welche Zahlen nächsten Sonntag im Lotto gezogen werden, der wird sein Wissen kaum mit anderen teilen. Das hat jedenfalls Thomas Doussier gelernt, der seine Erfahrungen auf seiner Internetseite einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung stellt.

    Ein genereller Tipp für Leute, die Geld anlegen, wäre von meiner Seite: Man muss sich grundsätzlich fragen, wenn die Geschäfte so toll sind, warum die von den Anbietern nicht selber gemacht werden. Also mein Motto wäre: Erst nachdenken, dann anlegen.

    Links zum Thema:

    www.anlageschutzarchiv.de
    www.bafin.de
    www.boersendschungel.de
    www.deutscher-anlegerschutzbund.de www.doussier.de/anlegerschutz
    www.stiftung-warentest.de