Archiv


Übergewicht:

Die Welt rückt immer näher zusammen , wirtschaftlich sowieso aber auch was die Gesundheit angeht. Waren vor einigen Jahren Fettleibigkeit, Diabetes und Herzkreislauferkrankungen noch den Industrienationen vorbehalten, ziehen die Menschen in den Schwellenländern jetzt nach. Vor allem in Asien und Südamerika ernährt man sich immer westlicher und bewegt sich immer weniger, die Folge: Übergewicht und dazugehörige Krankheiten nehmen zu. Soweit das Ergebnis des gestern veröffentlichen Sachstandberichtes der Weltgesundheitsbehörde. Die WHO prangert dabei vor allem die zunehmende globalisierte Bewegungslosigkeit an. Denn sie und nicht nur die falsche Ernährung machen adipös und krank. Untermauert wird diese Erkenntnis vor einer neuen Studie mit wilden Pavian-Affen - durchgeführt an der geriatrischen Fakultät der nordamerikanischen Universität von St. Louis. Die Ergebnisse der Experimente belegen, das übergewichtige Tiere nicht gleichzeitig auch die höchsten Cholesterinspiegel haben. Probleme mit dem Cholesterin und Übergewicht werden also von unterschiedlichen Mechanismen ausgelöst, schlussfolgern die Wissenschaftler und ziehen Parallelen zum Menschen.

Armin Amler |
    Die Forscher studierten die Bewegungs- und Fressgewohnheiten zweier Gruppen wilder Pavianaffen in Ostafrika - die mit großer Sorgfalt ausgewählt und auf ihre Lebensgewohnheiten untersucht wurden, bevor das eigentliche Experiment begann. Dr. William A. Banks aus St. Louis, der das Projekt leitete, sagt, es gab verschiedene Aspekte der Aufmerksamkeit. Die Paviane mit dem schwierigeren Alltag - wandten nahezu pausenlos eine Menge Energie auf:

    Sie suchten ständig nach etwas Eßbarem ... sie hatten keinen Zugang zu Abfalltonnen und eilten umher - stöberten nach Lebensmitteln, liefen die meiste Zeit. Die Paviane, die im Abfall herumsuchten, legten dagegen nur ein Drittel der Entfernungen zurück, bekamen dadurch auch nur ein Drittel der Leibesübungen mit.

    Diese zweite Gruppe l e b t e außerdem auch noch in unmittelbarer Nähe des Gebietes, in dem ohne weiteres essbare Lebensmittelreste von Menschen leicht zu finden waren. Die Affen brauchten daher insgesamt wesentlich weniger Energie für die tägliche Nahrung aufzuwenden. Der Kalorien- und Fettgehalt der Nahrung beider Gruppen - von den Forschern ebenfalls untersucht - war in beiden Fällen etwa vergleichbar, sagte Dr. Banks. Aber die Gruppe, die es insgesamt schwerer hatte, war - gesundheitlich gesehen - deutlich im Vorteil. Das zeigten die Untersuchungen, die er und seine Kollegen, darunter auch mehrere Anthropologen, seit 10 Jahren durchführen. Die medizinischen Untersuchungen der Paviane sind dabei vergleichbar mit denen, die Ärzte auch bei Menschen anstellen:

    Wir waren in der Lage, Blutproben abzunehmen, wir ermittelten die Hormone zusätzlich zu Leptin, das ein guter Indikator für den Fett-Betrag ist. Außerdem den Einfluss der Glukose- und Cholesterinwerte, die zeigten, dass die übergewichtigen Paviane ungünstige Konditionen entwickelten.

    Mehr als ein Drittel der Affen", die mit weniger Bewegung auskamen, so stellte er fest, litten unter Übergewicht und zeigten erste Anzeichen von Diabetes, verursacht durch Insulin-Resistenz und erhöhte Cholesterinspiegel. Dieser Zustand ähnelt Erscheinungen, die man bei Menschen als "metabolisches Syndrom X" bezeichnet. Es ist ein Zusammenbruch. Der Patient entwickelt Diabetes, Bluthochdruck und Übergewicht. Bemerkenswert ist: manche Menschen können es sich leisten, nicht groß Sport zu treiben und nehmen nur leicht an Gewicht zu, ohne große Konsequenzen für die Gesundheit. Andere nehmen zu wie Luftballons und werden furchtbar krank, sagt er.

    Kein Zweifel: auch für Menschen ist ein Lebensstil mit mehr Bewegung nicht nur vorteilhaft, sondern unabdingbar. Dr. Banks:

    Menschliche Studien liefern klare Parameter für das ideale Trainingsprogramm. Gewöhnlich sollte man sich darauf konzentrieren, seine Herzfrequenz zu erhöhen und aerobische Übungen zu treiben. Überraschend ist: Die Paviane mit den höchsten Cholesterinwerten waren diejenigen, die die Lebensmittelreste der Menschen fraßen - und sie hatten normale Leptin-Werte - was daraufhin deutet, dass hohes Cholesterin und Übergewicht von unterschiedlichen Faktoren kontrolliert wird. Es sind wahrscheinlich zwei separate Aspekte, die aber miteinander verwandt sind. Das erklärt, dass wir differenzierter denken sollten, als wir das bisher taten, fügte Banks hinzu. Und all das zusammen sagt uns: wir sollten ein größeres Gewicht auf Leibesübungen legen, als wir das bisher zu tun pflegten ... so wichtig eine gute Diät ist - sie reicht im Interesse der Gesundheit nicht ganz aus.

    Der Beitrag als Real Audio

    030429-cholesterin.ram