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Rückenschmerzen haben sich in der westlichen Welt mittlerweile zur Volkskrankheit entwickelt. Schätzungen gehen davon aus, dass 60-80 Prozent aller Erwachsenen über 30 Jahren unter einem gelegentlich oder ständig schmerzenden Rücken leiden. In Deutschland gelten Rückenschmerzen bei Männern inzwischen als häufigste, bei Frauen als zweithäufigste Ursache für Krankheitsausfälle am Arbeitsplatz. Insofern ist die Behandlung und Rehabilitation dieser Patientengruppe nicht nur von medizinischem, sondern auch von volkswirtschaftlichem Nutzen. In Italien wurde nun ein kleines Gerät mit einem möglicherweise enormen Effekt entwickelt: der "3-D-Grab" Das Gerät soll vorhersagen können, wie sich der Rücken eines Patienten in Zukunft entwickeln wird; ob und in welcher Weise der betreffende mit einem Rückenleiden zu rechnen hat.

Thomas Migge |
    Rückenschmerzen haben sich in der westlichen Welt mittlerweile zur Volkskrankheit entwickelt. Schätzungen gehen davon aus, dass 60-80 Prozent aller Erwachsenen über 30 Jahren unter einem gelegentlich oder ständig schmerzenden Rücken leiden. In Deutschland gelten Rückenschmerzen bei Männern inzwischen als häufigste, bei Frauen als zweithäufigste Ursache für Krankheitsausfälle am Arbeitsplatz. Insofern ist die Behandlung und Rehabilitation dieser Patientengruppe nicht nur von medizinischem, sondern auch von volkswirtschaftlichem Nutzen. In Italien wurde nun ein kleines Gerät mit einem möglicherweise enormen Effekt entwickelt: der "3-D-Grab" Das Gerät soll vorhersagen können, wie sich der Rücken eines Patienten in Zukunft entwickeln wird; ob und in welcher Weise der betreffende mit einem Rückenleiden zu rechnen hat.

    Paolo ist jung. Keine 25 Jahre alt. Paolo ist Programmierer bei einer großen römischen Bank. In der Regel sitzt er acht Stunden am Tag vor einem Computerbildschirm. Acht Stunden, die auf viele Jahre hochgerechnet, für den Rücken Paolos katastrophale Auswirkungen haben können. Auswirkungen, die man bisher nur erahnen konnte. Immer wieder heißt es, dass man weniger sitzen und mehr Sport treiben soll - ob das aber den Rücken aller Vielsitzer wirklich hilft, konnte man bisher nur vermuten. Mit dem "3-D-Grab" hingegen ist es jetzt möglich, mit großer Wahrscheinlichkeit zukünftige Rückenschmerzen von Menschen, die während ihrer Arbeit lange und viel sitzen müssen, vorauszusehen. Dazu Yanusz Kozlowski:

    Es handelt sich um ein System, das es Ärzten erlaubt, eine dreidimensionale Darstellung des menschlichen Rückens zu produzieren. .

    Kozlowski ist Ingenieur an der AILUN auf Sardinien. Die AILUN ist eine private Forschungsuniversität, die seit einigen Jahren mit Erfindungen im medizinischen Bereich von sich reden macht. Mit dem "3-D-Grab"-Gerät will man nicht nur jenen helfen, die bereits an Rückenschmerzen leiden, sondern auch denjenigen, die noch nicht daran erkrankt sind. Das an der AILUN entwickelte System erlaubt es Medizinern mit ziemlicher Sicherheit vorauszusagen, wann jemand an Rückenschmerzen erkranken wird.

    Der Patient braucht sich nicht hinzulegen. Er kann auch vor dem Gerät stehen. Ein kleines Gerät, das Daten an einen Computer weitergibt. Daten, die mit Hilfe eines Fotoapparates erstellt werden, der Teil des Gerätes ist. In nur zehn Sekunden wird das Foto in eine dreidimensionale Darstellung auf dem Computerbildschirm verwandelt.

    Der Fotoapparat arbeitet digital. Der abzulichtende Rücken wird mit einer lichtintensiven Lampe so stark beleuchtet, dass die Linse auch die kleinsten Erhebungen auf der Haut erfassen kann. Das ist wichtig, denn nur die exakte Wiedergabe des Rückens auf dem Computerbildschirm erlaubt eine genaue Einschätzung späterer Rückenleiden. Die Daten des Digitalbildes werden zu einer dreidimensionalen Darstellung.

    Auf der Computerdarstellung werden die einzelnen Erhebungen eines Rückens mit Hilfe von Farben deutlich gemacht. Je höher eine Erhebung, um so roter erscheint sie. Das Computerprogramm erlaubt es uns, den Rücken eines Patienten in Sekundenschnelle altern zu lassen. Das heißt: wir können die Entwicklung eines Rückenleidens in der Zukunft voraussagen.

    Mit Hilfe dieses virtuellen Alterungsprozesses qua Computer kann ein Orthopäde einen Patienten gezielt behandeln:

    Das System erlaubt es uns auch, die Bewegungen eines Rückens wiederzugeben. Es zeigt uns, ob ein Oberkörper in Zukunft durch eine Pathologie in seiner Bewegungsfähigkeit eingeschränkt wird. Diese Prognosen basieren auf der individuellen physischen Situation einer Person - ob sie eine höhere oder eine niedrige Schulter hat oder andere Verformungen, die zu Rückenleiden führen können.

    Das System "3-D-Grabb" wurde bereits an der römischen Universitätsklinik mit Erfolg ausprobiert. Neben gezielten Prognosen für mögliche Rückenerkrankungen gefiel den Medizinern auch die Tatsache, dass sie mit Hilfe des Geräts bei ihren Patienten in regelmäßigen Abständen die Verformungen des hinteren Oberkörpers auf den Millimeter genau am Computer nachverfolgen können. Sie brauchen sich also nicht mehr auf ihr Erinnerungsvermögen verlassen, sondern können den aktuellen Rücken eines Patienten mit dessen Rücken vor wenigen Monaten oder Jahren vergleichen.