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Übernahmepoker um Kuka
Deutsche Industrie nicht begeistert

Der chinesische Midea-Konzern will den Roboterbauer Kuka aus Augsburg übernehmen - und in Berlin klingeln die Alarmglocken. Das Bundeswirtschaftsministerium sucht angeblich nach Alternativangeboten europäischer Konzerne. Nun hat sich auch der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer positioniert.

Von Michael Braun | 01.06.2016
    Ein Kuka-Roboter in Aktion
    Das Fachwissen von Kuka ist in China offenbar äußerst begehrt. (picture alliance / dpa )
    Den großen Kunden China will offenbar niemand vergraulen. Die deutschen Maschinenbauer, zumindest die, die Roboter bauen, scheinen nicht an einem Gegenangebot für das chinesische Interesse an Kuka zu arbeiten:
    "Darüber liegen uns keine Informationen vor", sagt Patrick Schwarzkopf, der Geschäftsführer des Fachverbandes Robotik und Automation im Maschinenbauverband. Wenn die Unternehmen Geld in die Hand nehmen wollen, dann nicht für Gegenangebote, sondern gerne für Investitionen in China. Doch da spüren sie Grenzen, auf die chinesische Investoren hier nicht treffen. Es fehlten gleichartige Wettbewerbsbedingungen:
    "Wir sehen den deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen entgegen, die Mitte Juni in Peking stattfinden werden. Und da erwarten wir schon auch, dass die Bundesregierung darauf drängt, dass China seinen Markt für ausländische Investoren deutlich weiter öffnet."
    Trotz langer Exportpraxis schimpfen ausländische, auch deutsche Investoren immer noch über die Auflagen und Bedingungen, die sie in China vorfinden. So werden Ausländer in China oft von inländischen Förderprogrammen ausgeschlossen. Und es gilt weiter das leidige Gebot, in großen, als wirklich interessanten Geschäftsfeldern nicht alleine agieren zu können, sondern sich einen lokalen Partner suchen zu müssen. Oliver Wack, für China zuständiger Außenhandelsexperte des Verbandes:
    "Wenn Sie in den Schiffbau reinliefern wollen oder in die Eisenbahnindustrie oder in andere, dann unterliegen Sie automatisch auch wieder entsprechend dem Joint-Venture-Zwang oder sonstigen Anforderungen. Ich denke wirklich, nach 40 Jahren Öffnungspolitik, die die chinesische Seite ja immer betont, könnte man ja langsam den ein oder anderen Schritt mehr machen."
    Knickarm- oder Schweißroboter schafft die chinesische Industrie noch nicht
    Dass die Chinesen bei Kuka einsteigen wollen, wird bei einem Blick auf den dortigen Markt verständlich. Es gibt dort eine Roboterindustrie. Sie arbeitet aber fast ausschließlich für das Inland. Und außerdem fertigt sie nur einfache elektronische Hilfsknechte. Knickarm- oder Schweißroboter schafft die chinesische Industrie noch nicht. Die aber werden nicht nur im Inland gebraucht, sondern sind auch für den Exportmarkt interessant. Das fehlende Wissen soll wohl über eine namhafte Beteiligung an Kuka hereingeholt werden. Bisher importieren chinesische Firmen diese Waren, und das kam den deutschen Robotikunternehmen zugute, berichtete der Vorsitzende der Robotiksparte im Maschinenbauverband, Norbert Stein:
    "Wir haben auch in diesem Jahr wieder eine ordentliche Steigerung nach China, trotz den Schwierigkeiten im chinesischen Markt – das Wachstum geht ja da zurück. Aber wir haben trotzdem ein vierprozentiges Wachstum bei den Exporten nach China gehabt."
    Das sollte so weitergehen. Derzeit sind in Deutschland weniger als 200.000 und weltweit rund 1,7 Millionen Roboter installiert. Bis 2018, so schätzt die Industrie, werden es 2,3 Millionen sein. Das bedeutet ein jährliches Wachstum von zwölf Prozent. Das wollen sich die hiesigen Hersteller nicht vermiesen lassen, indem sie für Kuka ein Gegenangebot schmieden und damit das chinesische übertrumpfen. Möglich, dass der Bundeswirtschaftsminister andere Konzerne angesprochen hat, Autobauer oder Elektronikriesen wie Siemens etwa. Aber auch für die hat der chinesische Markt oft existentielle Bedeutung.